Vier von fünf Polen befürworten den Einsatz erneuerbarer Energien. Foto: Imago/CTK Photo/Klatka Grzegorz

Im Land der „Klimasünder“ wächst die Sehnsucht nach sauberer Luft und Naturnähe. Die Energiewende ist hier populär, und die grüne Bewegung könnte die Parteienlandschaft revolutionieren.

Warschau - Der größte Wandel beginnt bekanntlich oft im Kleinen. Zum Beispiel im alten Warschauer Arbeiterstadtteil Praga. Unweit des Ostbahnhofs beginnen dort die sechs Spuren der Ulica Grochowska, die sich über fast zehn Kilometer wie ein Bandwurm hinziehen, bevor sie in einen Schnellstraßenknoten münden. Dazwischen waren jahrzehntelang die Gleise einer Trambahntrasse einbetoniert. Zusammen ergab sich ein Bild von Asphalt, Stein und immer mehr Autoblech. Doch seit wenigen Wochen kann man ausgerechnet in Praga, wo einst die rauchenden Fabrikschlote in den Smoghimmel ragten, ein kleines grünes Wunder bestaunen. Die Stadt nutzte die überfällige Sanierung der Straßenbahnschienen für eine Klimaoffensive und ließ das Gleisbett mit Sedum bepflanzen. Die schillernden Dickblattgewächse binden Kohlendioxid ähnlich gut wie Moos.