In Stuttgart wieder in: Die Basketball-Variante „Drei gegen Drei“. Foto: Baumann

Seit Juni 2017 steht fest, dass die Spielform 3×3 ab den Spielen in Tokio 2020 olympisch sein wird. Das reizt auch ehemalige Bundesligaprofis – wie sich auch in Stuttgart zeigt.

Stuttgart - Urbane Musik schallt über das Gelände der Johann-Friedrich-von-Cotta- Schule. Auf dem Sportplatz tummeln sich zahlreiche Basketballer. Überall sind Spieler in enge Zweikämpfe verwickelt. Der Hartplatz der Sporteliteschule wirkt dabei ein wenig wie ein Wohnzimmer unter freiem Himmel. Gemütliche Sofas sind unter den Bäumen ringsherum verteilt, wo sich die pausierenden Teilnehmer erholen.

Bei dieser Szenerie zeigt sich die Besonderheit einer Sportart, die derzeit stark wächst. „3x3“ heißt sie, Drei gegen Drei. Jeweils drei Spieler pro Mannschaft spielen gegeneinander auf einen Korb. „Es ist ein wenig, wie es früher als Kind war“, sagt David McCray, Point Guard des Basketball-Bundesligisten MHP Riesen Ludwigsburg, der mit Frau und Kind vor Ort ist. „Oft hast du nicht genügend Mitspieler gefunden. Deshalb ging es nur auf einen Korb.“

Der Sport kommt zu den Menschen

Vor allem in den urbanen Zentren vieler Großstädte finden die professionellen Streetballevents statt. „Wir kommen zu den Leuten“, sagt Torsten Böhringer, Hauptinitiator der 3x3-Tour des Basketballverbands Baden-Württemberg (BBW) – einer Turnierreihe, dessen Finale im Stuttgarter Osten an diesem Tag ausgetragen wird. Mit dem Ziel, Basketball auf der Straße bekannter zu machen.

Wie jung diese Sportart noch ist, zeigt sich daran, dass die erste Weltmeisterschaft erst vor sechs Jahren ausgetragen wurde. 2020 wird Drei gegen Drei aber bereits Teil der Olympischen Spiele in Tokio sein. Es soll auf lange Sicht der Beachvolleyball unter den Basketballern werden.

Der Nationaltrainer kommt und beobachtet

Auch deshalb ist in Kay Blümel der Trainer der deutschen Nationalmannschaft vor Ort und beobachtet zahlreiche Spieler. Für die Olympiaqualifikation hat er schon einen klaren Plan. „Da werden die erfahrenen Kräfte eingesetzt“, sagt Blümel, der aber weiß, dass die Deutschen ohnehin keine Favoritenrolle einnehmen werden. Schließlich konnte bisher nur die Frauennationalmannschaft einen kleinen Erfolg verzeichnen – den Einzug ins Viertelfinale bei der Weltmeisterschaft 2014 in Moskau. „Vor allem bei den Männern spielen kaum ehemalige Profis, da sie zu lange bei ihren Proficlubs aktiv sind“, moniert Blümel. Daher sollen die Olympischen Spiele vor allem mit den Frauen in Angriff genommen werden. „Auch wenn es schwierig wird“, wie der 54-Jährige betont.

Für die Brüder Ruben (23) und Nico Hihn (20) vom SV Möhringen ist all das kein Thema. Und dennoch haben die Regionalligaspieler mit ihrer Stuttgarter Truppe schon für großes Aufsehen gesorgt. Gemeinsam mit den Mannschaftskollegen Niklas Schüler und Tobias Heintzen gewannen sie bei der ersten Auflage im vergangenen Jahr das Finale, holten danach bei der deutschen Meisterschaft in Hamburg den fünften Platz. „Wir hatten zuvor oft im Freibad gespielt und wussten, worauf es ankommt“, erklärt Ruben Hihn. Dieses Jahr ist nach einer Niederlage gegen die späteren Gewinner um den früheren Ludwigsburger Simon Kutzschmar im Viertelfinale Schluss. „Die Konkurrenz wird eben härter“, sagt Nico Hihn. „Drei gegen Drei wächst immer mehr von Jahr zu Jahr.“

Olympia lockt auch ehemalige Erstligaprofis

Auch wegen Spielern wie Raphael Wilson – einem ehemaligen Erstligaprofi, der seit einem Jahr aktiv spielt. Ob die Teilnahme an Olympia für ihn möglich ist? „Ich hoffe doch“, sagt der Franzose selbstbewusst. Schließlich holte Frankreich, das hinter den weltweit dominierenden Serben zu den Nationen in Lauerstellung gehört, bei der WM 2017 Bronze. Gemeinsam mit seinem Team ist Wilson den weiten Weg aus Lyon angereist. „Wir lieben es, für Basketball durch Europa zu fahren“, erzählt er. Und schlecht verdienen tut man bei internationalen Wettbewerben auch nicht. Bis zu 250 000 Euro im Jahr sind in der Weltspitze drin. Dazu gehört Wilson zwar bei weitem noch nicht. Dennoch gab es im Mai für den 29-Jährigen erstmals die Nominierung fürs Nationalteam.

Dass es beim Stuttgarter Turnier dieses Mal nur für den dritten Rang reicht, ist daher verschmerzbar. Vor allem, wenn es 2020 wirklich mit der Reise nach Tokio klappen sollte. Vielleicht dann auch mit der deutschen Frauennationalmannschaft. Nicht nur Kay Blümel wäre sicherlich hoch erfreut.