Die Zahl der deutschen Netflix-Originale steigt auf insgesamt acht. Foto: Getty

Netflix geht im deutschen Markt in die Vollen: Für 2019 plant der Streamingdienst gleich fünf neue Originalserien, die in Deutschland spielen. Ufa-Chef Nico Hofmann ärgert sich allerdings über den Netflix-Hype in der Medienbranche.

München - Der US-Streamingdienst Netflix hat für das kommende Jahr fünf neue Originalserien aus Deutschland angekündigt. Darunter ist mit „Tribes of Europa“ eine epische Science-Fiction-Serie des Creators Philip Koch, wie Netflix-Produzentin Kelly Luegenbiehl am Donnerstag auf den Medientagen München ankündigte. Das Szenario in einer post-apokalyptischen Zukunft sei „eine Art Umkehrung von Mad Max“.

Die historische Serie „Die Barbaren“ erzähle vom brutalen Kampf zwischen der römischen Armee und germanischen Stämmen, teilte Netflix mit. In der Jugendkomödie „Don’t Try This At Home“ bauen laut Ankündigung drei Schüler einen Online-Drogenhandel auf - Produktionsfirma ist die bildundtonfabrik, die auch für Jan Böhmermanns „Neo Magazine Royal“ verantwortlich ist.

Zahl der deutschen Netflix-Originale steigt

In „Skylines“ spielt ein junger Frankfurter Hip-Hop-Produzent kriminelle Unterwelt und Polizei gegeneinander aus. Die Musik spiele in dieser Serie eine besondere Rolle, sagte Luegenbiehl, die bei Netflix für die internationalen Originalserien zuständig ist. In einer Miniserie zu Weihnachten, die noch keinen Namen hat, treffen sich vier Frauengenerationen zum Fest und werden mit langgehegten Geheimnissen konfrontiert.

Damit steigt die Zahl der deutschen Netflix-Originale auf insgesamt acht. Der Streamingdienst ist in Deutschland seit Herbst 2014 verfügbar. Mit der Mysteryserie „Dark“ startete Ende 2017 die erste Netflix-Serie, das komplett in Deutschland geschrieben, gedreht und produziert wurde. „Dark“ wurde in diesem Jahr mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

Luegenbiehl sagte in München, „Dark“ sei in 130 Ländern unter den jeweils zehn beliebtesten Serien des Streamingdienstes. Die aus acht Episoden bestehende zweite Staffel werde im ersten Halbjahr 2019 gezeigt. Sie knüpfe direkt an die erste Staffel an und werde wieder „voller Überraschungen und Wendungen“ sein. Bereits im Dezember startet die in Berlin spielende Dramaserie „Dogs of Berlin“, ebenfalls in Planung ist die Serie „Die Welle“ nach dem gleichnamigen Roman.

Kelly Luegenbiehl hatte bereits im Dezember 2017 im Exklusiv-Interview mit unserer Zeitung bekanntgegeben, dass Netflix mehrere deutsche Produktionen plant. Damals wollte sie allerdings noch keine Details verraten. Zum dem Interview geht es hier.

Kritik von Ufa-Chef Nico Hofmann

Ufa-Chef Nico Hofmann kritisierte den Aufbau des TV-Gipfels bei den Medientagen. „Ich finde das Setting hier schwierig“, sagte er. Es sei problematisch, Netflix zunächst separat 30 Minuten Zeit einzuräumen und hinterher eine gemischte Diskussionsrunde mit Vertretern deutscher Medienunternehmen abzuhalten. Zu Beginn der anderthalbstündigen Veranstaltung war Luegenbiehl zu ihren Strategien für den deutschen Markt interviewt worden.

„Es ist eine Fehleinschätzung, dass wir alle von Netflix wachgeküsst werden müssten“, so Hofmann. Deutsche Anbieter müssten sich nicht verstecken. Netflix sei ein „anerkennenswerter Player“ in einer Produktionslandschaft, die bereits seit Jahren sehr lebendig sei. Bei der Ufa machten Aufträge von Netflix aber nur fünf bis sechs Prozent des des Jahresumsatzes aus. Ähnliches gelte auch für andere Produktionsfirmen.

Die Medientage München stehen in diesem Jahr unter dem Motto „Engage! Shaping Media Tech Society“. Veranstalter ist eine Tochtergesellschaft der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), eine Förderung kommt von der Bayerischen Staatskanzlei. Der Kongress, der am Mittwoch begonnen hat, endet am Freitag.