Der Intercity fährt auf der Gäubahn auch an Herrenberg vorbei. Foto: Deutsche Bahn

Mit der Bahnstrecke von Stuttgart nach Zürich haben die Verantwortlichen bei der Bahn noch nie viel anfangen können. Das rächt sich jetzt, meint Eberhard Wein.

Stuttgart - Die Bahn mutet ihren Fahrgästen viel zu. Baustellenbedingte Sperrungen von einem halben Jahr selbst auf stark frequentierten Nebenstrecken sind immer drin. Die nun drohende mindestens dreijährige Abkopplung der Gäubahn vom Stuttgarter Stadtzentrum ist allerdings wahrhaft ein schlechter Witz.

Die Strecke, die Stuttgart mit Rottweil, dem Bodensee und Zürich verbindet, werde wohl nie zum Lieblingsprojekt der Bahn werden, vermutet der Justizminister Guido Wolf. Der langjährige Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Gäubahn-Anrainer ist Leid gewohnt. Seit Jahren bemühen sich die örtlichen Akteure um einen Ausbau und eine Beschleunigung der Fernverkehrsstrecke. Doch die Bahn macht einfach nicht die Trittstufen frei.

Auch beim Projekt Stuttgart 21 ist die Gäubahn das ungeliebte Stiefkind der Bahnplaner. So wie sie den Tiefbahnhof in den Stuttgarter Kessel gelegt haben, ist er von Karlsruhe, Mannheim, Heilbronn, Aalen oder Ulm gut zu erreichen. Nur die aus Südwest anrollende Gäubahn stört in diesem System. Nun soll also auch die geplante Umleitung über den südöstlich gelegenen Flughafen erst in ferner Zukunft klappen.

Endstation Vaihingen? Das ist weder für Berufspendler zu akzeptieren noch für Reisende, die in Stuttgart mit schweren Koffern auf Anschlusszüge umsteigen wollen. So lässt sich keine Verkehrswende organisieren. Wer nun allerdings trotzig erklärt, er fahre dann halt weiter mit dem Auto, dürfte auch keine Freude haben. Auf der allzeit verstopften A 81 drohen zur selben Zeit ebenfalls Bauarbeiten.

Insofern wäre es eine gute Lösung, die Gäubahn über einen Brückenneubau auch nach der Inbetriebnahme der Tiefbahnsteige eine Zeit lang oberirdisch in den Hauptbahnhof zu führen. Gemessen an den Gesamtkosten für S 21, dürfte diese Investition kaum ins Gewicht fallen. Schade nur, dass sie aus ideologischen Gründen – Achtung, Kombibahnhof – scheitern wird.