In „Nachtzug nach Lissabon“ gerät Jeremy Irons als Lehrer Raimund in den Bann einer Dreiecksbeziehung in düsteren Zeiten. Foto: Filmverleih

Eine Backnanger Studentin rührt mit ihrer Suche nach einem S-Bahn-Flirt Tausende. Was ist eigentlich so besonders an Zügen und Bahnhöfen? Eine Liste der romantischsten Filme, in denen Züge und Bahnhöfe eine Rolle spielen.

Die Suche einer Studentin aus dem Raum Backnang nach einer flüchtigen S-Bahn-Bekanntschaft hat in der vergangenen Woche tausende Leute gerührt. Offensichtlich beflügelt das Szenario von zwei Fremden, die sich in einem Zugabteil zum ersten Mal sehen und danach (fast) alles tun, um einander wieder zu finden, die Fantasie der Menschen.

Anscheinend geht es Filmemachern da genauso. Denn immer wieder taugen Züge und Bahnhöfe in der Filmgeschichte nicht nur als Kulisse für Geschichten aus der Pionierzeit der USA oder für die obligatorische Prügelei auf dem Zugdach, die in gefühlt jedem Actionfilm vorkommt, sondern auch für Liebesgeschichten. Zwar sind vor allem Bahnhöfe eher zugige und zweckmäßige statt romantische Orte. Aber vielleicht gründet sich der Romantikfaktor in der ständigen Abschieds- und Wiedersehensstimmung, die in Zügen und an den Bahnsteigen gleichzeitig herrscht? Oder im ständigen Kommen und Gehen und der vorübergehenden Intimität eines Zugabteils? Die Filmgeschichte liefert viele Beispiele dafür, wie eine Zugfahrt auch Liebesgeschichten transportieren kann. Unsere Übersicht zeigt die schönsten romantischen Filme, in denen Züge oder Bahnhöfe eine Rolle spielen.

„Der Liebe verfallen“ Das Drama von 1982 mit Robert De Niro und Meryl Streep erzählt die Geschichte von Molly und Frank, die täglich im gleichen Zug sitzen. Erst ein Missgeschick bringt die beiden in Kontakt. Die beiden sind zwar verheiratet, doch sie entwickeln eine starke Zuneigung zueinander – und sehen sich schließlich zwischen ihrer Vernunft und ihren Gefühlen füreinander hin- und hergerissen. Im Film von Ulu Grosbard spielt auch Harvey Keitel eine Nebenrolle.

„Nachtzug nach Lissabon“ Nicht per se ein Liebesfilm, aber auch in diesem Meisterwerk des Regisseurs Bille August aus dem Jahr 2013 spielen sowohl die Romantik als auch ein Zug eine tragende Rolle. Der vereinsamte Lehrer Raimund (dargestellt von Jeremy Irons) kommt per Zufall an ein Zugticket nach Lissabon und ein altes portugiesisches Buch. Er tritt die Fahrt an – und gerät in den Bann einer tragischen Dreiecksgeschichte zur Zeit der Salazar-Diktatur. Schließlich hat er selbst die Chance, die Liebe wiederzufinden. In weiteren Rollen spielen im Film auch Bruno Ganz, Christopher Lee und Mélanie Laurent („Die Unfassbaren“, „Inglourious Basterds“) mit.

„Shanghai Express“ Ein echter Klassiker aus dem Jahr 1932, in dem unter anderem Marlene Dietrich zu sehen ist. Schauplatz ist ein Zug zur Zeit des Chinesischen Bürgerkriegs. Die geheimnisvolle Kurtisane Shanghai Lili begegnet einem britischen Militärarzt wieder; während der abenteuerlichen Fahrt flammen die Gefühle der beiden wieder auf. Doch als die Passagiere von Rebellen als Geiseln genommen werden, droht die Situation zu eskalieren. Der Abenteuer-Liebes-Streifen des austro-amerikanischen Regisseurs Josef von Sternberg war dessen erfolgreichste Zusammenarbeit mit Marlene Dietrich.

„Le Train – nur ein Hauch von Glück“ Dieser französische Spielfilm von 1973 basiert auf einem Roman von Georges Simenon. Auf der Liste der Darsteller steht unter anderem die beim Erscheinen des Films 35-jährige Romy Schneider. Die Handlung spielt in Frankreich, kurz nach dem Überfall durch die deutsche Wehrmacht 1940. In einem Güterwaggon findet sich eine ganze Reihe völlig verschiedener Menschen, darunter die inkognito reisende Jüdin Anna und der Radiomechaniker Julien. Um Ersterer das Dasein in einem Flüchtlingslager zu ersparen, gibt Julien Anna in La Rochelle fälschlicherweise als seine Frau aus. Zunächst trennen sich die Wege der beiden. Erst einige Jahre später treffen sie sich wieder – in einem Verhörraum der Gestapo.

„Die Liebe seines Lebens“ In diesem Film (englischer Originaltitel „The Railway Man“) lernt der Kriegsveteran Eric, gespielt von Colin Firth, während einer Zugfahrt Patti (Nicole Kidman) kennen. Die beiden heiraten. Doch immer wieder tauchen im Leben des Paars die Schatten von Erics Vergangenheit als Kriegsgefangener in Japan auf. Die Ehe droht daran zu zerbrechen. Schließlich macht sich Eric nach Japan auf und beginnt die Suche nach einem Peiniger von der japanischen Militärpolizei, der ihn seinerzeit gefoltert hat. Der Film basiert auf den Lebenserinnerungen des britischen Offiziers Eric Lomax, in Deutschland lief der Film im Jahr 2015 im Kino.

„Manche mögen’s heiß“ Ein Klassiker aus dem Jahr 1959, der zur Zeit der Prohibition in den USA spielt. Um fiesen Mafia-Gangstern zu entkommen, verkleiden sich die beiden Musiker Jerry und Joe (Tony Curtis und Jack Lemmon) als Frauen und heuern in einer komplett weiblichen Band an. Eine Schlüsselrolle spielt auch in diesem Film eine Zugfahrt: Auf der Reise der tourenden Band nach Florida verlieben sich die beiden „männlichen“ Akteure in die Sängerin und Ukulele-Spielerin Sugar, die von Marilyn Monroe gemimt wird. Einerseits müssen die beiden ihre Tarnung aufrecht erhalten, andererseits wollen sie um Sugar buhlen. Joe hat einen Einfall: Er nimmt die Identität eines angeblichen Millionärs an.