Der erste Auftritt der Band Dying Ducks – im Jahr 2007 in der alten Beat Baracke. Foto: privat

Von den ersten Liveauftritten in der Leonberger Beat Baracke bis zu Besuchsverboten wegen der Gefahr von „Haschbrüder“-Alarm. Reminiszenzen an drei Jugendhäuser.

Auch zwei Redakteure unserer Zeitung haben Erinnerungen an Erlebnisse in Jugendhäusern – nicht nur in Leonberg.

 

Marius Venturini

Meine prägendste Erinnerung hat mit der alten, längst abgerissenen Beat Baracke zu tun. Dort bin ich mit meiner Band, den Dying Ducks – zu deutsch Sterbende Enten – , im Jahr 2007 das allererste Mal live aufgetreten. Das Foto stammt von jenem Gig, wie ein Konzert in Musikerkreisen genannt wird.

Vielleicht hätte uns jemand sagen sollen, dass wir unsere Instrumente vorher noch mal stimmen sollten. Und die ein oder andere Probe zusätzlich hätte wahrscheinlich auch nicht geschadet. Aber man wächst mit den Aufgaben. Und nach bisher drei Auftritten beim Rockxplosion in Warmbronn und auch sonst einigen weiteren Konzerten kann ich sagen: Es ist dann irgendwie doch noch ganz okay geworden.

Thomas K. Slotwinski

Jugendtreffs hatten Anfang der Siebziger – vorsichtig formuliert - den Hauch des Unseriösen. Daher hatte mir meine Mutter in meiner Heimatstadt Neuwied unmissverständlich den Besuch des kommunalen Hauses der Jugend untersagt. In einer ehemaligen Villa direkt am Rhein hatte die Stadt ein Jugendzentrum eröffnet, das in der Öffentlichkeit auf ein geteiltes Echo gestoßen war.

Meine Mutter gehörte eher zu den Kritikern. Denn im HdJ, so war sie überzeugt, würden „nur Haschbrüder“ verkehren. Meinen damaligen Einwand, im HdJ sei ständig der städtische Jugendpfleger als Aufsicht präsent, wischte sie kurzerhand mit der optischen Analyse, der sehe ja selbst aus „wie ein Gammler“, brüsk beiseite.

Etwas mehr Gnade fand in Mutters Augen das Schalom. Dies wurde von der Kirche betrieben. Außerdem erschien ihr der dortige Umgang meiner Entwicklung förderlicher. Meine Mutter hatte ein Kosmetikgeschäft, heute würde man sagen, einen Beautysalon, und einige Sprösslinge ihrer Kundinnen gehörten zur Schalom-Klientel.

Mir war’s recht: Im Schalom waren die spannenderen Mädchen. Zudem wurden mir neue musikalische Dimensionen eröffnet. Immer freitags gab es die „GuMu-Time“: Zur „guten Musik“ gehörten psychodelische Klänge von den frühen Pink Floyd oder Santana, der damals auf dem Indien-Trip war. Alle setzten sich in Mediationshaltung auf den Boden und fühlten sich erleuchtet.

So ein Feeling gab es im HdJ der langhaarigen Hardrocker nicht. Letztere sind übrigens längst einem betuchten Publikum gewichen, das im luxussanierten Jugendhaus das schöne Wohnen mit Rheinblick genießt.