„Absolut lächerliche“ Vorgaben für die Messung: Hermann Koch-Gröber Foto: Lichtgut - Oliver Willikonsky

Er forscht in Heilbronn über Auto-Antriebe und lebt in Stuttgart: Der Heilbronner Auto-Professor Hermann Koch-Gröber fordert von der Politik mehr Konsequenz – gegenüber Feinstaub-Sündern und Autoherstellern.

Stuttgart - Er forscht in Heilbronn über Auto-Antriebe und lebt in Stuttgart: Ein Gespräch mit Professor Hermann Koch-Gröber über alte Stinker, Blaue Plaketten und die Zukunft des Diesels.

Herr Professor Koch-Gröber, wie lässt sich das Feinstaubproblem in Stuttgart lösen?
Aus motortechnischer Sicht ist das Problem gelöst. Alle modernen Diesel haben serienmäßig geschlossene Partikelfilter, die gerade feinste Partikel nahezu komplett herausnehmen. Benziner sind aktuell schlechter, aber besser als alte Diesel. Benziner bekommen in Zukunft auch Filter.
Trotzdem drohen spätestens ab 2018 Verkehrsbeschränkungen. Was könnte man noch verbessern?
Man müsste konsequent jene Autos aus dem Verkehr ziehen, bei denen der Partikelfilter defekt ist oder ausgebaut wurde. Solche Autos stoßen durchaus 100-mal mehr Feinstaub aus, trotz grüner Plakette.
Wird das nicht bei der Hauptuntersuchung überprüft?
Nein, das sorgt nicht nur bei mir für Kopfschütteln: Eine Abgasmessung auf defekte Partikelfilter findet nicht statt, aber das würde die Hauptuntersuchung natürlich auch verteuern.
Wie sieht es mit älteren Dieselfahrzeugen aus, die mit einem Filter nachgerüstet wurden?
Diese lassen ein Mehrfaches an Partikeln gegenüber den serienmäßigen durch. Sie sind alle Filter mit „Loch“. Technisch geht das nicht anders. Mich wundert daher, dass sogar heute noch Umweltschützer für eine Nachrüstung werben.
Wie erkenne ich einen kaputten Partikelfilter?
Ein moderner Diesel stößt keine Rußwolke aus. Und wischen Sie das Endrohr des Auspuffs aus: Alte Diesel, kaputte Filter und viele Benziner sind dort rabenschwarz, ein moderner Diesel zeigt nur leichten Grauschleier.