Diane Marstboom hatte ihren letzten Auftritt im Urbanstraßen-Parcours „Rashomon“. Foto: /Nina Kurzeja

In ihrer Heimatstadt Antwerpen war sie zur Schauspielerin und Tänzerin ausgebildet worden. Ihre Bühnenkarriere führte Diane Marstboom nach Stuttgart, wo sie nun im Alter von 75 Jahren gestorben ist.

Stuttgart - Madame Marstboom nannten die Künstler der freien Szene ihre älteste Stuttgarter Kollegin liebevoll. Eine Grande Dame war die 1946 geborene Schauspielerin Diane Marstboom auf alle Fälle. In Würde gereift und dabei von schräger Eigenart, als sei sie direkt aus einem Film von Federico Fellini oder einem Stück von Pina Bausch auf die Stuttgarter Bühnen gestiegen. Am 13. Januar ist die seit vielen Jahren auf hiesigen Bühnen präsente Performerin gestorben.

Stuttgarter Tanzfans kennen die gebürtige Belgierin, die in ihrer Heimatstadt Antwerpen unter anderem am Königlichen Konservatorium zur Schauspielerin und Tänzerin ausgebildet wurde, durch die Zusammenarbeit mit den Choreografinnen Nicki Liszta und Nina Kurzeja. Für letztere führte sie als Moderatorin das Publikum auf den Spuren von Ida Herion durch den Weißenburgpark zurück in die Zeit des modernen Tanzes in Stuttgart und brachte als Bär, der die träumenden Kinder aus einem Honigtopf naschen ließ, knuffiges Leben in Kurt Weills Kinderpantomime „Zaubernacht“.

Ansteckendes Theatervergnügen

„Im Theater ist was los!“ Mit diesen Worten sprang Diane Marstboom einmal im kommunalen kontakttheater (kkt) als Lola Blau über die Theke und zog jeden Besucher spontan hinein ins Theatervergnügen. Wie sie da sämtliche Stationen vom ungelenken Mädchen bis hin zur reifen Künstlerin durchlief, war wie alles, was sie anpackte, beste Werbung fürs Theater. Ihr Engagement für diese Kunst war immer außergewöhnlich, sie hat mit Arbeitslosen Straßentheaterstücke erarbeitet und unter dem Label „Das kleine Theater“ Stücke für Kinder gespielt.

In Stuttgart hatte die Performerin zunächst am kkt eine neue Heimat gefunden, wo sie zeitweise auch die Assistenz der Leitung sowie die Programmgestaltung übernahm. Ihren letzten Auftritt hatte Diane Marstboom, dafür sorgte die Corona-Pandemie, im Internet: In „Rashomon“, einem virtuellen, von Nina Kurzeja mitkonzipierten Streifzug bleibt sie präsent. Quicklebendig und doch fragil ist sie da hinter üppigen Wimpern stumme, aber höchst expressive und graziöse Partnerin von Tänzerinnen und Tänzern.

„Ihr Charme, ihre ernsthafte Ironie und ihre Liebe zum Theater werden fehlen“, schreibt Nina Kurzeja stellvertretend für alle Kollegen zum Abschied von Diane Marstboom. „Adieu, Madame Marstboom, es war uns eine Ehre mit Ihnen gearbeitet zu haben!“