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Bei einer Unterhaltung mit ihrer Mutter hörte Irene Schlaile das Wort "Kirchlesdapper".

Bei einer Unterhaltung mit ihrer Mutter hörte Leserin Irene Schlaile aus Weissach im Tal das Wort "Kirchlesdapper". Sie dachte sofort an eifrige Kirchgänger. Ihre Mutter erklärte jedoch, dass es sich um die Bezeichnung für eine Gruppe von Männern im früheren Backnang handelt, die sich in Wirtschaften zum Kartenspiel trafen. Der dabei erzielte Gewinn wurde in einer Spardose in Form eines Kirchles gesammelt und zum Kauf von Konfirmandenkleidern für arme Kinder gespendet.

Frau Schlaile und ihre Mutter wollten wissen, um was für ein Spiel es damals ging. Sie befragten alte Backnanger und bekamen unterschiedliche Antworten. Von Gaigel und Binokel war die Rede, andere nannten "Dapp". Den Frauen ist ein solches Spiel nicht bekannt. Sie fragen, ob es "Dapp" überhaupt gebe.

Die Antwort dazu ist kurz: Ja, dieses Spiel gibt es. Ich selbst erinnere mich daran, wie ältere Männer nach dem Zweiten Weltkrieg in der Wirtschaft meines Onkels zïmm Dabbå zêmmåkõmmå sênd. In jener Zeit war "Tapp" ein äußerst beliebtes Spiel, mò diå alde Bauråmãnnå mit Fuireifr dåbei gsãê sênd. Und wenn ein Spieler zu wenig da war, durfte ich selbst mitspielen. Wa hãõ-n-e fier å Schdelzle khett, wênn-e mòl gwõnnå hãõ.

Hier einige Erläuterungen zu diesem Kartenspiel: Tapp, auch Württembergischer Tarock genannt (vom italienischen "tarocco"), wird zu dritt oder viert gespielt, wobei man eine Spielkarte mit 36 Blättern bei drei oder mit 32 Blättern bei vier Spielern benötigt. Es gibt verschiedene Spielarten: Farbspiele, Bettel, Rufer, Durch, Ramsch (schwäbisch ãnn Rõndå). Karten mit null Augen nennt man Luschen oder auf Schwäbisch Nênzle, Nõnzle, Nãêzle oder ähnlich.

Sebastian Blau hat in seinem Gedicht "Gaigel" den Verlauf und die Stimmung der Beteiligten bei diesem Spiel wunderbar beschrieben. Das Gedicht könnte auch zïmm Dabbå passen, deshalb hier die erste Strophe leicht abgewandelt:

"Drei Manne ond drui Tubakspfeife - des geit e Luft - ma ka se greife. - Se hocket do mit raote Köpf - ond dabbåt om paar Hoseknöpf."

Unser Spruch des Tages kommt von Leser Karl Bühl aus Musberg: "Als wir uns mal über eine ältere Dame unterhielten, die sich neu verliebt hatte, sagte mein Freund: "Wenn a alde Schuier (Scheune) brennt, no brennt se lichterloh!"