Foto: Grafik/Lange

Martina Maurer hat kürzlich das Wort "Märktkromåts" aufgeschnappt. Hatte dieses Wort aber zuvor noch nie gehört.

"Kürzlich war Markt in Bondorf, und meine Kinder haben Geld von der Oma bekommen, um sich etwas zu kaufen. Dabei fiel das Wort ,Marktkrometz'. Ich habe dieses Wort noch nie gehört." Dies schreibt Martina Maurer aus Mötzingen.

Die Familie ist also uff då Märkt oder z' Märkt gangå, wie man im Schwäbischen sagt, und die Kinder durften sich äbbås kaofå, was man als Kram, Krom oder Kraom bezeichnet. War es nur eine Kleinigkeit, dann war es å Kremle. Bringt man vom Jahrmarkt ein Geschenk mit, dann heißt man dies Märktkromåts. Man sollte rechtzeitig auf den Markt gehen; kommt man zu spät, nò isch dr Märkt vrtloffå. Der Begriff "Markt" ist die deutsche Umformung des lateinischen mercatus. Damit bezeichneten die römischen Krämer, die schon zu Cäsars Zeiten vermehrt das deutsche Land durchzogen, ihren Hausiervertrieb. Von den Händlern haben die germanischen Stämme dieses Wort übernommen. Im Althochdeutschen erscheint es noch als nundina merkati, frei übersetzt "Verkaufsmarkt". Daraus wird mittelhochdeutsch market oder merket. Der alte e-Laut hat sich im Schwäbischen als ä erhalten. Das Wort "Kram", althochdeutsch chram, mittelhochdeutsch kram, hat in seiner Bedeutung eine ganz bewegte Vergangenheit hinter sich. Man höre und staune, was im Grimm'schen Wörterbuch geboten wird. Als die älteste Bedeutung aus dem 12. Jahrhundert erweist sich "Zeltdecke, ausgespanntes Tuch als Wetterschutz". Im Oberdeutschen wurde im 15. Jahrhundert auf den Jahrmärkten der Krämerstand aufgrund der Bedachung mit einer Leinwand zum Kram - "seinen Kram aufmachen" hieß damals "die Bude öffnen". Doch die Bedeutung wechselte bald vom Raum auf den Betrieb darin: Geschäft, kleiner Handel war jetzt der Sinn dieses Wortes. Dann wurde die Ware als Kram bezeichnet, und schließlich das gekaufte einzelne Stück. Zuletzt ergab sich die geringschätzige Bedeutung "allerlei Zeug/Krimskrams", was heute noch gemeint ist mit "So ånn aldr Krom"!

Schwäbische Begriffe und ihre Geschichte. Was fällt Ihnen dazu ein? Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 0711/7205-73 09;land@stn.zgs.de