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Frau Hofmann schlägt das Wort "dürrmaulig" vor und gibt die Bedeutung gleich mit an.

Frau Hofmann aus Stuttgart-Kaltental ist mit ihren neunzig Jahren heute noch sehr interessiert an den schwäbischen Begriffen in ihrer Zeitung. Sie schlägt ihrerseits das Wort "dürrmaulig" vor und gibt als Bedeutung "alte Frau, die Falten um die Mundwinkel hat", gleich mit an. Schauen wir uns also um, woher dieses originelle Wort stammt und ob es noch ähnliche Begriffe dieser Art gibt.

Beginnen wir mit dem Wort "Maul", das in den altgermanischen Sprachen in verschiedenen Formen auftritt und sich auf Tiere bezieht. Im Althochdeutschen ist es als feminines "mula" belegt und erscheint im Mittelhochdeutschen als (das) "mul", womit es auch auf den Menschen bezogen wird. In dem im 12. Jahrhundert zunächst in den oberdeutschen Mundarten eindringenden Lautwandel wurde aus dem "u" ein "au", aus "mul" also ein "maul", nicht jedoch in dem heutigen alemannischen Sprachraum, wo jetzt noch "Mul" gesagt wird. Der Begriff "Maul" war im Gegensatz zu "Mund" in den meisten Mundarten weit vertreten, so auch im überlieferten Schwäbisch, wo "Mund" nur in der halbmundartlichen Sprechweise, das heißt in einer Anpassung des Schwäbischen an die deutsche Sprache wie im vor Jahrzehnten so genannten Honoratiorenschwäbisch, verwendet wird.

Das Adjektiv "dürr" ist allen bekannt, insbesondere in der Bedeutung "ausgetrocknet, verdorrt". Im weiteren Sinne versteht man darunter auch "abgemagert, zusammengeschrumpft", und so wird es auch auf Lebewesen übertragen. Schon im Lukas-Evangelium hieß es: "und da war ein mensch des rechte Hand war verdorrt, und sprach (Jesus) zu dem menschen mit der dürren hand ,stehe auf und trit erfür."'

Dieses "dürr" und "maulig" ergeben zusammen das von unserer Leserin vorgeschlagene Wort "dürrmaulig". Im Wörterbuch der Brüder Grimm wird es mit "mager (aus not, hunger)" vorgestellt, und das Pfälzische Wörterbuch erklärt: "mit spitzem, magerem Gesicht". Bei Grimm werden noch weitere Begriffe mit "dürr" genannt: "dürrbäuchig, dürrbeinicht (der keine waden hat), dürrleibig (so wie eine heuschrecke), dürrrückicht (der einen magern rücken hat), dürrwänstig". In Fischers Wörterbuch werden zudem erwähnt: "dirraoråt (dürrohret - mager, bes. im Gesicht) und Dirrõle (kleiner magerer Mensch)"..

Nachtrag zum Bericht von Roland Groner "Der vierfache Grenzstein". In dem Text wird beschrieben, dass im Zollernalbkreis die Gemarkungen von vier Ortschaften aufeinandertreffen (Nusplingen, Obernheim, Oberdigisheim, Unterdigisheim). Von Einheimischen wird dieser besondere Punkt "å vierbênige Bã" genannt - im Schwäbischen ist "Bã" der Begriff für die Gemarkung einer Gemeinde (hergeleitet von dem Wort "Bann"). In dem von der Redaktion angefügten Zusatz ist leider ein Fehler enthalten: Die Grenzen der Landkreise Böblingen, Esslingen, Reutlingen, Tübingen treffen sich im Schönbuch nicht in einem Punkt; die Kreise Esslingen und Tübingen trennt zwar nicht viel, aber immerhin doch ein kleines Stück. Ein Fehler unserer Redaktion, für den wir uns entschuldigen. (StN)

Unser schwäbischer Spruch für heute:

I merk älles, wenn i au nix sag!

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