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Herr Oelkuch wohnt seit 30 Jahren in Berlin und schreibt zu "Auf gut Schwäbisch"....

Sogar in Berlin interessiert man sich für "Auf gut Schwäbisch". Leser T. Oelkuch, gebürtiger Schwabe aus Salach, seit 30 Jahren in der Hauptstadt wohnhaft, doch immer noch mit Nachrichten aus der Heimat versorgt, erinnert sich an seine Oma, die ihn als Kind zum Bäcker geschickt hat mit den Worten: "Do goasch om da Ranka rom, no bisch glei do!" Unser Berliner Schwabe kennt das Wort "Ranka" immer noch, möchte jedoch wissen, woher das Wort stammt.

Im Grimm'schen Wörterbuch erfährt man, dass das Stammwort "Rank" heißt, es ist im Althochdeutschen nicht nachgewiesen, bekannt ist jedoch, dass die germanische Wurzel "wrang" zugrunde liegt. Es hat die allgemeine Bedeutung "Wendung, Drehung". Im Schwäbischen ist vorwiegend die abgeleitete Form "Ranken", gesprochen "Rãgå/Rãnggå", im Gebrauch. Unter Rank und Ranken versteht man "Biegung, Krümmung, starke Kurve": "Bass uff, d'Schtròß macht êmm Wald ånn kheerigå Rãnggå."

Im übertragenen Sinne gibt es verschiedene Redensarten: einem den Ranken ablaufen (schneller da sein, mit dem Ziel: jemandem zuvorkommen, den Vorteil gewinnen), "däår griågt då Rãgå net" (wenn jemand zu lange sitzen bleibt oder wenn jemand den Weg zu einer anderen Person nicht findet). In der deutschen Schriftsprache ist von "Rank" nur die Pluralform "Ränke" (Intrigen, Machenschaften, "Ränke schmieden") erhalten geblieben. Auch ein großes abgeschnittenes Stück Brot wird mit "Ranken" benannt, insbesondere wenn die Krümmung des Laibes zu sehen ist.

Ein zweiter Begriff soll hier beleuchtet "Gnafzårle". "I mach a Knafzerle am Dischegg nã", schreibt Leserin Evita Kußmaul und fragt, woher dieses "Knafzerle" eigentlich stammt. Sie arbeitet ehrenamtlich im Seniorenheim in Bondorf, wo sie auch Beiträge von "Auf gut Schwäbisch" verwendet, was dort zu lebhaften Unterhaltungen führt.

Und jetzt zum "Gnafzårle". Der Begriff stammt vom Verb "nafzen/napfezen" mit der Nebenform "gnafzen/gnapfezen", das im Althochdeutschen, also vor mehr als 1000 Jahren, "hnaffezen" hieß. Man versteht darunter"nickend schläfrig sein, ein wenig schlummern, besonders auszer bette" - so mitgeteilt im Grimm'schen Wörterbuch. Das Gnafzårle ist somit ein willkommenes Niggårle glei nòch åmm Ässå gradwäågs åmm Discheck.

Unser schwäbischer Spruch des Tages stammt von Leser Hans-Joachim Wayss aus Unterensingen. Er schreibt: "Wenn ich früher mit meiner Oma ,Lailesziaga' (Mühle) spielte, fiel immer folgender Spruch: ,Wer em Voraus schau gwonna hod, mues arg ufbassa, dass am End ed henda hott goht!"'

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