Foto: Grafik/Lange

Herbert Kanze sucht nicht nach der Herkunft eines schwäbischen Begriffes, sondern nach einem schriftdeutschen Wort.

Eine ganz interessante Frage stellt Herbert Kanze aus Neckartailfingen, denn er sucht nicht nach der Herkunft eines schwäbischen Begriffes, sondern nach einem schriftdeutschen Wort für den schwäbischen Epflbutzå. Und damit jeder auch weiß, was er mit Epflbutzå meint, gibt er gleich eine Definition dazu: Es ist der Epflbutzå, den manche Zeitgenossen auch schon mal zum Autofenster rauswerfen und auf den die Gänse besonders wild sind und "druffneifahret".

Nun, der befragte Schreiber dieser Zeilen kennt auch keine passende Übertragung ins Hochdeutsche. Da er aber Auskunft geben soll, ruft er seinen ostdeutschen Schwiegersohn an, und siehe da, derselbe hat die Antwort parat: der so heiß gesuchte Name für das Corpus Delicti lautet "Griebs". Zu Hause ist dieser Begriff für das Kerngehäuse des Obstes, besonders des Apfels und der Birne, laut dem Wörterbuch der Gebrüder Grimm in Thüringen, Sachsen, Schlesien, Hessen, ja sogar im Elsass und in der Schweiz. Der Begriff "Griebs", gesprochen auch als Griebsch und Gröbs, ist erst seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar. Die Herkunft ist unklar, doch dürfte althochdeutsch grubiz und grobaz anzusetzen sein, die Bildung des Wortes folgt althochdeutsch obaz (Obst) und ebiz, ebitz (Kerngehäuse). Dieses alte Wort ebitz erinnert mich selbst an den Ausdruck Bitzgåt, wie wir früher zum Epflbutzå gesagt haben, Bitzgåt könnte von ebitz abstammen.

Während in Thüringen Griebs auch verächtlich für unansehnliches, hässliches und fleischloses Obst benutzt wird, soll im Schwäbischen dagegen Griebs ein vollwertiger Ausdruck für Obst, besonders Kernobst sein. Der für unseren Kreis zuständige Obstbau-Fachberater weiß allerdings nichts davon. Andererseits ist in Fischers Wörterbuch ein zu Griebs gehörender Begriff genannt. Er lautet Grübsich und Gröbsich, gesprochen Gripsi/Grepsi, und bedeutet Obst, meist Kernobst, indes wird eingeräumt, dass diese Wörter nur im Nordosten des schwäbischen Sprachgebietes sowie in Franken zu Hause sind.

Zu erwähnen ist noch, dass das Wort Griebs auch den Kehlkopf meint, weil dem Adam der Griebs des von Eva dargereichten Apfels in der Kehle stecken geblieben sein soll. Damit ist auch geklärt, weshalb der Kehlkopf den schönen Namen "Adamsapfel" trägt.