Schwester Anke Seller und die ehrenamtlichen Helfer tragen zur freundlichen und respektvollen Atmosphäre im Diakonie-Klinikum bei. Foto: Michael Steinert

Schwester Anke Selle kümmert sich im Diakonie-Klinikum um die vielfältigen Hilfsdienste.

S-West - Zum Leben helfen, zum Helfen leben“, lautet der Leitspruch der Diakonie. Nach dem Weggang der Ordensschwestern aus dem Diakonie-Klinikum wird er heute von den Diakonischen Schwestern und Brüdern weiter getragen. „Erkennbar sind die Angehörigen dieser Gemeinschaft an ihrer Brosche, auf der dieses Leitmotiv geprägt ist“, erklärt die Schwester Anke Selle, die Leiterin der Stabsstelle Diakonisches Profil am Klinikum. Auch sie gehört der Gemeinschaft mit insgesamt 400 Mitgliedern an, rund 100 diakonische Schwestern und Brüder arbeiten im medizinischen oder pflegerischen Dienst in dem konfessionellen Krankenhaus. Im Gegensatz zu den Ordensschwestern können sie ihr Privatleben frei gestalten, die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft beschränkt dies nicht.

Früher haben die Diakonissinnen die Leitsätze der evangelischen Landeskirche mit Leben gefüllt: „Glaube, Friede, Vertrauen – dafür stand ihre Tracht“, sagt Selle. Vor etwa 15 Jahren sind die evangelischen Ordensschwestern aus dem Klinikum verschwunden, weil junge Mädchen sich heute nicht mehr für die Ehelosigkeit und ein Leben im Mutterhaus entscheiden. „Die Diakonissinnen waren die Mütter der Stationen, denn sie lebten praktisch dort. Sie begleiteten alle führenden Positionen und haben das Krankenhaus geprägt“, schildert Selle die Rolle der Schwestern. Heute sind noch sechs pensionierte Schwestern am Klinikum ehrenamtlich tätig.

„Die meisten Menschen haben Angst vor einem Krankenhaus.“

Dass der christliche Geist der Nächstenliebe in vielfältiger Form weitergetragen wird und die von den Diakonissinnen geprägten Rituale weiter bestehen, dafür sorgt Schwester Anke Selle. Vor fünf Jahren hat sie die damals neu gegründete Stelle übernommen und engagiert sich seither für den personellen Zuwachs bei den diakonischen Schwestern und Brüdern. Daneben ist die Fortbildung und Koordination der ehrenamtlichen Helfer im Klinikum eine ihrer Hauptaufgaben. „Vor fünf Jahren hatten wir noch fünf Ehrenamtliche, heute sind es 100“, sagt sie. Der Zuwachs geht auch auf ihre Aktivitäten zurück.

„Die Ehrenamtlichen prägen die Atmosphäre des Hauses entscheidend. So haben wir schon am Eingang vormittags unseren Begrüßungsdienst“. Dieser ist eine freundliche Geste, die sowohl Patienten wie Angehörigen hilft, sich im Klinikum zurecht zu finden, vor allem aber eine moralische Stütze ist. „Die meisten Menschen haben Angst, wenn sie ein Krankenhaus betreten“, sagt die Diakonin. Sie weiß dies nicht zuletzt aus eigener beruflicher Erfahrung, denn bevor sie die Stabsstelle übernahm, arbeitete sie auf der Station und leitete 14 Jahre den Pflegedienst.

Im Krankenhaus tauchen vermehrt Sinnfragen auf

Wenn bettlägerige Patienten eine Telefonkarte benötigen, wenn das Kofferpacken am Tag der Entlassung schwerfällt, oder wenn die Blumen auf den Nachtschränkchen frisches Wasser brauchen, sind die Ehrenamtlichen zur Stelle. Neben diesem Besuchsdienst hat Anke Selle auch einen Begleitdienst organisiert: „Die ehrenamtlichen Helfer schieben die Patienten im Bett oder im Sitzwagen zu ihren Untersuchungen“, berichtet Selle. „Da kommen bei der Größe unseres Klinikums während eines Tages schon mal 14 zurück gelegte Kilometer zusammen.“ Die Betreuung der zunehmenden Zahl an altersdementen Patienten wäre ohne die Mithilfe Ehrenamtlicher gar nicht mehr zu leisten. „Ich bin da. Ich habe Zeit und ich kann zuhören. Das sind die wesentlichen Signale, die sie den Patienten geben“, sagt Anke Selle. Und für diese sozialen Dienste werden die Helfer und Helferinnen regelmäßig fortgebildet.

Neben solchen Diensten erfüllen die Ehrenamtlichen Aufgaben, die sich aus der konfessionellen Ausrichtung des Diakonie-Klinikums ergeben. Dazu zählt das traditionelle Adventssingen. Während der Passionszeit vor Ostern gab es auch regelmäßige Andachten auf den einzelnen Stationen. „Egal, ob ein Patient einer christlichen Kirche angehört oder nicht, im Krankenhaus ist er in einer Situation, in der vermehrt Sinnfragen auftauchen“, so Schwester Anke Selle. Deshalb seien die mobilen Andachten sehr beliebt.

Damit unter den Mitarbeitern ebenfalls eine freundliche Atmosphäre herrscht, hat Anke Selle vor eineinhalb Jahren die Diakonie-Werkstatt ins Leben gerufen. Bisher haben sich die Mitarbeiter aus allen Berufssparten hier mit Themen wie der gegenseitigen Wertschätzung, mit Lob und dem Umgangston unter Kollegen beschäftigt. In diesem Sinn verbringen auch alle Auszubildenden am Klinikum ein gemeinsames Wochenende im Kloster Lorch, bei dem sie sich mit dem besonderen christlichen Anspruch des Klinikums auseinandersetzen.