Für Eberhard Haußmann und Tanja Herbrik ist der neue Standort in der Mühlstraße ein Glücksfall. Foto:  

Lange hat die Diakonie in Nürtingen nach einem neuen Standort für Laden und Beratungsstelle gesucht. Am Schlachthof-Areal soll bis 2026 ein Neubau entstehen. Bis dahin soll das alte Gebäude jedoch nicht ungenutzt bleiben.

Der Nürtinger Diakonie-Laden in der Plochinger Straße 61 ist seit 2007 ein fester Bestandteil des Stadtbilds. Doch bereits beim Einzug in das Gebäude, in dem sich Laden und Beratungsstelle der Diakonie befinden, habe man gewusst, dass der Standort endlich sei, erklärt Eberhard Haußmann, der Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands. „Damals hatte man uns prophezeit, wir müssten in zwei Jahren wieder raus“, sagt er.

 

Mittlerweile hat der Standort die vorhergesagten zwei Jahre längst überdauert, doch mit den immer konkreter werdenden Vorbereitungen für das städtebauliche Projekt Östliche Bahnstadt begann bereits 2017 die Suche nach einem neuen Standort. Nach einigen Enttäuschungen bei der Suche habe man Ende des vergangenen Jahres mit leeren Händen dagestanden, erklärt Haußmann. Die Schließung der Nürtinger Filiale des Gastronomiegroßhändlers „Mega“ stellte sich dann als Glücksfall für die Diakonie heraus.

Armut soll nicht an den Rand gedrängt werden, sondern sichtbar sein

Mit dem zentralen Standort in der Mühlstraße am Nürtinger Schlachthof-Areal habe man das wichtige Ziel, in der Stadt bleiben zu wollen, erreicht, erklärt Haußmann. „Wir sind ein Gesicht in der Stadt“, sagt auch Tanja Herbrik, Leiterin des Fachbereichs Armut und Beschäftigung beim Kreisdiakonieverband. Das Miteinander sei etwas Wesentliches, das die Stadtgesellschaft präge. Man hätte sich auch ein Gebäude in einem Industriegebiet suchen können, jedoch sei es nicht richtig, dass Armut an den Rand gedrängt werde, erklärt Herbrik.

Bei Veranstaltungen wie beispielsweise Gottesdiensten oder Kulturveranstaltungen und auch im regulären Betrieb diene der Laden als Ort der Begegnung, sagt sie. Auch deshalb sei eine zentrale Lage des Standorts sehr wichtig gewesen. Mit der künftig benachbarten Theodor-Eisenlohr-Schule gebe es bereits Kooperationen wie beispielsweise Schülerpraktika, erklärt Tanja Herbrik. „Es ist uns wichtig, Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen in die Läden zu bringen“, sagt sie.

Um für Laden und Beratungsstelle geeignete Räume bieten zu können, soll am neuen Standort ein Neubau entstehen. Die ersten Gespräche mit Architekten laufen bereits, erklärt Eberhard Haußmann. „Ziel ist es, 2026 in den Neubau hier einzuziehen“, sagt er. Zwar habe man das Glück, in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet zu haben, jedoch werde die Diakonie in Hinblick auf die Finanzierung des Gebäudes auch auf die Kommunen zugehen.

Die Aufteilung im neuen Gebäude soll ähnlich der in der Plochinger Straße sein. Im Erdgeschoss wird sich künftig der Diakonieladen befinden, das Obergeschoss bietet Räume für die Beratung, zu der unter anderem der diakonische Grunddienst oder Angebote zu den Themen Migration und Jugendschuldner gehören.

„Im Mai 2025 sollen die Bauarbeiten beginnen“, erklärt Haußmann. In der Zeit bis dahin soll das Gebäude jedoch nicht leer stehen. „Es wäre schade, die Räume hier nicht zu nutzen“, sagt Herbrik. Es bestehe die Idee, die Räume für verschiedene Aktionen wie etwa Pop-up-Stores oder Kunstausstellungen zur Verfügung zu stellen. Dadurch erhoffe man sich auch weiteres Kapital für den Neubau, so Haußmann. Ein guter Nebeneffekt wäre, dass so auch gleich der Standort bekannt gemacht werden könne, sagt Herbrik.

Als Eigentümerin wird die Diakonie eine dauerhafte Bleibe bekommen

Bis zum geplanten Umzug im Jahr 2026 könne die Diakonie im bisherigen Gebäude bleiben, so zumindest die mündliche Zusage, erklärt Eberhard Haußmann. Für ihn gibt es einen Vorteil des neuen Standorts, der alle anderen übertrumpfe: „Wir werden die Eigentümer sein, das heißt, dass wir dauerhaft hier bleiben können“, sagt der Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands.