Eine akute Gastritis macht sich durch Schmerzen in der Magengegend bemerkbar. Der Oberbauch reagiert empfindlich auf Druck. Foto: imago//Andrey Popov

Wie können wir möglichst lang gesund leben? Wir informieren Sie jede Woche in unserem Gesundheitsatlas Baden-Württemberg über die beste Vorsorge und die sinnvollsten Therapien gegen häufige Krankheiten. Heute: Magenschleimhautentzündung.

Gelegentliches Völlegefühl, Blähungen, Stuhlgangprobleme sind typische, aber unspezifische Anzeichen für eine Magenschleimhautentzündung. Wie gelingt die Suche nach der Ursache und der richtigen Therapie – und was dient der Vorbeugung?

Was ist Gastritis?

Gastritis ist die medizinische Bezeichnung für eine Entzündung der Magenschleimhaut. Es gibt akute und chronische Formen. Schätzungen zufolge bekommen in Deutschland rund 20 Prozent der Menschen im Lauf ihres Lebens eine akute Gastritis. Mögliche Ursachen sind unter anderem: Magen-Darm-Infektionen, Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclofenac und Aspirin, übermäßiger Alkoholkonsum oder Strahlentherapien. Bei einer länger andauernden Entzündung der Magenschleimhaut können sich auch Magengeschwüre bilden.

Eine chronische Gastritis wird meist durch das Bakterium Helicobacter pylori ausgelöst – man spricht hier auch vom Typ B. Internisten gehen davon aus, dass in westlichen Ländern die Hälfte der Menschen über 50 an einer chronischen Gastritis leidet. Neben dem Typ B gibt es als zweithäufigste Variante den Typ C, der durch Alkohol, magenbelastende Medikamente oder den Rückfluss von Gallenflüssigkeit ausgelöst werden kann.

Der relativ seltene Typ A beruht auf einer Autoimmunreaktion, die sich gegen bestimmte Zellen der Magenschleimhaut richtet und so die Verdauung beeinträchtigt. Die Folge ist ein Mangel an Vitamin B12. Längerfristig steigt auch das Magenkrebsrisiko. Das Tückische am Typ A: Betroffene haben meist keine Beschwerden.

Typische Symptome

Eine akute Gastritis macht sich durch Schmerzen in der Magengegend bemerkbar. Der Oberbauch reagiert empfindlich auf Druck. Betroffene leiden oft unter Blähungen und müssen vermehrt aufstoßen. Weitere häufige Symptome sind Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit. „Bei einer chronischen Gastritis sind die Beschwerden schwächer ausgeprägt“, sagt Birgit Terjung, Ärztliche Direktorin an den GFO Kliniken Bonn und Mediensprecherin der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten.

Die Erkrankung kann längere Zeit auch ohne spürbare Symptome verlaufen. Im fortgeschrittenen Stadium klagen Patienten öfter über unspezifische Oberbauchbeschwerden und ein Völlegefühl nach den Mahlzeiten.

Die Diagnose

Wer die genannten Symptome bei sich spürt, könne das zunächst zwei, drei Wochen lang beobachten, meint Terjung. Wenn keine Besserung eintrete, sei ein Arztbesuch ratsam. Dabei fragen die Ärztin oder der Arzt nach den Beschwerden sowie nach Vorerkrankungen und möglichen Ursachen wie etwa der Einnahme bestimmter Medikamente. Das Abtasten von Oberbauch und Magengegend liefert erste Hinweise auf eine mögliche Gastritis. Bei begründetem Verdacht kann eine Magenspiegelung sinnvoll sein.

Zur weiteren Abklärung können bei der Spiegelung auch Gewebeproben genommen werden, die auf eine Helicobacter-pylori-Infektion oder Gewebeveränderungen untersucht werden.

Ein sogenannter Reizmagen kann ähnliche Symptome wie eine chronische Gastritis auslösen, geht aber nicht mit einer Entzündung der Magenschleimhaut einher. Auslöser könne hier auch eine Unverträglichkeit für Milch- oder Fruchtzucker oder eine sogenannte Nicht-Gluten-Weizensensitivität sein, sagt Terjung.

Therapieansätze – das hilft

Damit die Entzündung der Magenschleimhaut abklingen kann, sollten Betroffene auf schleimhautreizende Stoffe wie Alkohol, Kaffee oder Nikotin sowie auf stark gewürzte Speisen verzichten. Magenschädliche Medikamente sollten abgesetzt oder durch verträglichere ersetzt werden. Auch ein paar Tage Schonkost können helfen. Ergänzend können Medikamente gegeben werden, die Magensäure neutralisieren (Antazida) oder die Säureproduktion drosseln. Bei richtiger Behandlung heilt eine akute Gastritis in der Regel ohne Folgeschäden aus.

Bei einer chronischen Gastritis hängt die Behandlung vom Typ ab. Bei der bakteriellen Variante (Typ B) erhalten Patienten eine Kombination aus sogenannten Protonenpumpenhemmern, welche die Magensäureproduktion besonders wirksam verringern und Antibiotika gegen Helicobacter pylori. „Damit bekommt man die Bakterien in 80 bis 90 Prozent der Fälle komplett weg“, sagt Terjung.

Beim Typ A haben die Patienten einen Vitamin-B-12-Mangel und brauchen einmal im Monat eine intramuskuläre Injektion des Vitamins. Beim Typ C genügt es in der Regel, die auslösenden Stoffe wie Alkohol oder Schmerzmittel zu meiden. Terjung berichtet zudem von positiven Erfahrungen mit pflanzlichen Präparaten oder natürlichen Säureregulatoren wie Heil- und Kieselerde, die auch ergänzend gegeben werden können.

Was vorbeugend wirkt

Die beste Vorsorge sei, „alles mit Maß zu genießen“, sagt Terjung. Also nicht zu viel fette oder stark gewürzte Nahrung oder zu viel Kaffee. Alkohol und Nikotin entweder deutlich reduzieren oder ganz weglassen. Wichtig sei es auch, in Ruhe zu essen und die Nahrung gut durchzukauen. Nicht zu viel auf einmal, sondern lieber mehrere kleine Mahlzeiten zu sich nehmen. Bei Medikamenten sollte man sich auf das unbedingt Notwendige beschränken. „Bei Menschen, die dauerhaft Schmerzmittel brauchen, kann es sinnvoll sein, vorsorglich einen Säureblocker oder Protonenpumpenhemmer einzunehmen.“

Bei allem dürfe man auch die psychische Komponente nicht vergessen. Zu viel Stress geht bekanntlich auf den Magen – und bei vielen habe der Stress in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Entspannungstechniken und ausreichend Bewegung könnten das Gastritis-Risiko senken und seien auch gut zur Therapieunterstützung geeignet, sagt die Medizinerin.