Voller Einsatz: Lars Friedrich (li.) versucht, sich Göppingens Beljanski vom Leib zu halten Foto: Pressefoto Baumann

Was für ein Handball-Krimi: Bundesligist Frisch Auf Göppingen setzt sich beim Außenseiter TV Bittenfeld erst nach Verlängerung mit 39:36 (31:31, 18:14) durch. Jetzt trennt das Team von Trainer Aleksandar Knezevic nur noch ein Sieg von der Teilnahme am Final Four.

Stuttgart - Michael Schweikardt stand nach den dramatischen 70 Minuten auf dem Feld der Scharrena und schüttelte ungläubig mit dem Kopf. „Wir waren so nah dran an einer Überraschung, doch in der Verlängerung spielten wir nicht konsequent genug“, sagte der Spielmacher des TV Bittenfeld, der von 2003 bis 2010 den Frisch-Auf-Dress getragen hatte. Mit ein bisschen Abstand fielen dem Rechtshänder dann doch noch die positiven Aspekte dieses aufregenden Handballabends ein: „Wir haben gezeigt, dass wir nicht weit weg sind von einer Bundesligamannschaft. Das war echte Werbung für unseren Verein“, sagte Schweikardt. Bei den Göppingern herrschte dagegen Erleichterung pur. „In unserer Situation war einfach nur der Sieg von Bedeutung“, betonte Spielmacher Michael Kraus. Und der neue Trainer Aleksandar Knezevic lobte nach dem glücklichen Erfolg die Einstellung seiner von der 45. bis zur 60. Minute völlig verunsicherten Mannschaft: „Wichtig war, dass wir jede Sekunde gekämpft haben“.

Beim Stand von 26:20 (44.) für Frisch Aufhatte es im ersten Pflichtspielduell der beiden Clubs seit 51 Jahren nach einem klaren Sieg des Favoriten ausgesehen. Doch dann verloren die Grün-Weißen wie schon so häufig in dieser Saison vollkommen den Faden. Sie leisteten sich ein wahres Festival an Fehlern – in Angriff und Abwehr. Die fantastisch kämpfenden Bittenfelder nutzen dies und gingen beim 28:27 (52.) erstmals in Führung. Die TVB-Fans in der mit 2049 Zuschauern ausverkauften Scharrena tobten vor Begeisterung. Der EHF-Pokal-Sieger von 2011 und 2012 wankte, fiel aber nicht: Ein Treffer von Felix Lobedank in Unterzahl zum 31:31 rettete Frisch Auf in die Verlängerung. „Da hatten einige bei uns das Aus vor zwei Jahren bei Zweitligist TV Neuhausen im Hinterkopf“, räumte Kreisläufer Manuel Späth ein. Doch diesmal blieb Göppingen die Blamage erspart – da Bittenfeld die Luft ausging. „Die Aufholjagd hat viel Kraft gekostet“, sagte TVB-Trainer Jürgen Schweikardt.

Frisch Auf ist nun nur noch einen Sieg von Final Four in Hamburg (12./13. April) entfernt. In der Bundesliga geht es an diesem Sonntag (17.15 Uhr) beim SC Magdeburg weiter. Linkshänder Michael Thiede wird dann erneut nicht dabei sein. Er wird am Freitag in Pforzheim an der Schulter operiert. Die Dauer seiner Zwangspause hängt von der erst nach dem Eingriff zu treffenden Diagnose ab. Den TV Bittenfeld führt der Zweitliga-Alltag am Samstag (19.30 Uhr) zur HG Saarlouis. Mit neuem Mut.