Archivbild Foto: AP

Der DFB-Teammanager könnte in den Streit um Macht und Geld Bewegung bringen.

Warschau/Berlin - Ausgerechnet „Buhmann“ Oliver Bierhoff könnte in den DFB-Streit um Macht, Geld und Indiskretionen neue Bewegung bringen. Standen bei der EM-Qualifikationsauslosung im frostigen Warschau noch alle Signale auf Eiszeit zwischen den Chefs der Nationalmannschaft und der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes, so fahndet Teammanager Bierhoff nach der Rückkehr in die Heimat zumindest nach einer zarten Annäherung. „Am liebsten wäre mir jetzt ein Gespräch mit allen vier Beteiligten, um die Dinge zu klären“, sagte Bierhoff im DSF. Das könnte weit mehr bringen, „als mehrere Einzelgespräche über die nächsten Wochen“.

Heißt: Trotz heftiger Irritationen, Vorwürfe und Verletzungen könnte sich der Manager ein Gipfeltreffen mit DFB-Präsident Theo Zwanziger, Generalsekretär Wolfgang Niersbach und Bundestrainer Joachim Löw vorstellen. Aus Sorge um eine störungsfreie WM- Vorbereitung und ein Stück auch erschrocken über die Kritik an seiner Rolle im Vertragspoker mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) möchte Bierhoff zumindest eine tragfähige WM-Allianz schaffen. „Es gab auch in der Vergangenheit immer wieder schwierige Momente, nach denen man wieder zueinander gefunden hat. Daran werden wir jetzt arbeiten“, sagte er.

Wie verhärtet die Fronten allerdings sind, zeigten nicht nur die zwei Krisengespräche zwischen Löw und Zwanziger am Rande der EM-Auslosung in Warschau. Auch danach war die Verbitterung auf beiden Seiten weiter groß. Der TV-Marathon von Bierhoff nach der Rückkehr aus Polen, wo die Differenzen zwischen Löw/Bierhoff und Zwanziger/Niersbach besonders deutlich zutage getreten waren, konnte die verhärteten Fronten nicht aufweichen. Bierhoff sieht sich zu Unrecht in die Ecke des Buhmanns gedrängt: „Es ist natürlich auch keine angenehme Situation für mich. Vor allem, weil ein Bild entstanden ist, was den Tatsachen überhaupt nicht so entspricht.“

Während Löw am Montag in Arbeit flüchtete und sich mit seinen engsten Vertrauten aus dem Trainerstab zu einem WM-Workshop traf, versuchte Bierhoff als gescheiterter Verhandlungsführer der Nationalmannschafts-Fraktion, mehr oder weniger versteckte Signale für eine Deeskalation zu setzen. Das für eine Vertragsverlängerung zunächst eingeforderte Vetorecht bei der Bestimmung eines möglichen neuen Bundestrainers sei „keine Bedingung für ein Weitermachen“, sagte er dem „kicker“, auch wenn er in dieser Frage weiter ein entscheidendes Wort mitsprechen will. „Man muss es auch akzeptieren, dass der DFB seine Position hat“, betonte Bierhoff. Vor den Kameras hob er nochmals das „nicht zu akzeptierende“ 48-Stunden-Ultimatum der DFB-Oberen im Vertrags-Poker hervor, schloss jedoch an: „Das ist aber so passiert. Es ist unglücklich. Jetzt müssen wir versuchen, Ruhe reinzubringen und uns auf die Arbeit mit der Mannschaft konzentrieren.“

Zugleich räumte der ehemalige Nationalstürmer auch eigene Fehler ein. „Natürlich würde man im Nachhinein versuchen, das ein oder andere anders zu präsentieren“, erklärte Bierhoff im Bezahlsender „Sky“. Es wäre verkehrt zu sagen, „man hat alles richtig gemacht“. Der öffentliche Aufschrei über die Eiszeit im DFB vier Monate vor Start der Weltmeisterschaft in Südafrika fällt laut aus - sicher zu laut. Denn auch vor der WM 2006 ging gar nichts mehr zwischen den Bossen des Verbandes und dem damaligen Trainer Jürgen Klinsmann. Die Geschichte ist bekannt: Das Nationalteam versetzte trotz der Querelen auf der obersten Ebene ein ganzes Land in Jubelstimmung und stürmte auf Rang drei. Und auch für die aktuelle Situation versprach Löw, dass es keine Ablenkung und keine Ausreden geben werde. „Ich hoffe, dass die Mannschaft damit umgehen kann. Aber die Spieler sind auch Profis und solche Situationen gewöhnt“, betonte Bierhoff.