Den Run auf das Deutschlandticket haben auch die Kundenzentren im Verbundgebiet zu spüren bekommen. Foto: LICHTGUT/Max Kovalenko

Im Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) hat das neue Deutschlandticket schon etwas mehr als zwei Wochen nach dem Start die Erwartungen übertroffen. Das könnte auch eine wichtige Kalkulation verändern.

Nur eineinhalb Monate nach dem Verkaufsstart und drei Wochen nach dem Beginn der Gültigkeit hat das Deutschlandticket im Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) Deutschland-Ticket bereits für einen Abo-Rekord gesorgt. Allein im Verbund sind 100 000 neue Kunden gewonnen worden.

 

Zusammen mit den Bestandskunden, die fast vollständig ins Deutschland-Ticket gewechselt sind, hat der der VVS mit rund 265 000 nun so viele Abokunden wie noch nie. Vor der Corona-Pandemie im März 2020 waren es 195 000 Fahrgäste mit einem VVS-Abonnement (ohne Jugendangebote wie Scool-Abo, Ausbildungs-Abo oder Semesterticket).

In dieser Zahl sind diejenigen, die sich das Deutschlandticket in der App DB Navigator der Deutschen Bahn gekauft haben, noch gar nicht enthalten. „Der frühe Run auf das Deutschland-Ticket übertrifft unsere Erwartungen“, sagt der VVS-Geschäftsführer Horst Stammler. Nicht nur der Preis, auch die Gültigkeit über Zonen- und Verbundgrenzen hinweg, habe viele Kunden neu überzeugt.

Chance auf mehr Fahrgeldeinnahmen?

Bisher rechnet der VVS durch das vergünstigte Ticket mit Fahrgeldausfällen von 80 Millionen Euro in diesem Jahr, einem Fünftel der bisherigen Einnahmen. Sollte die Zahl der Abonnenten allerdings über die Prognosen hinaus weiter wachsen, könnte aber aufgrund zusätzlicher Stammkunden das Defizit womöglich kleiner werden.

Ein wichtiger Faktor des neuen Tickets ist die Tatsache, dass es sich für Pendler schon auf kürzeren Strecken ab etwa drei Fahrten an den Arbeitsplatz je Woche lohnt. Bei längeren Distanzen amortisiert es sich noch schneller. Damit kehren nach Angaben des VVS auch viele Kundinnen und Kunden zurück, die jetzt überwiegend im Homeoffice arbeiten und in der Pandemie vielleicht ihr Abonnement gekündigt haben.

Höherer Zuschuss durch viele Firmen

Inzwischen sind immer mehr Firmen bereit, das Deutschland-Ticket auch als Job-Ticket anzubieten und dafür einen Zuschuss von mindestens 12,25 Euro zu geben. Zusätzlich gibt es dann noch einen Rabatt von fünf Prozent auf den Ticketpreis. Damit reduziert sich der effektiv von den Mitarbeitern zu zahlende Preis auf 34,30 Euro.

Die Landeshauptstadt Stuttgart übernimmt als Arbeitgeber die Kosten für das Deutschland-Ticket sogar ganz. Auch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat sich beispielsweise für dieses Modell entschieden. Fellbach und Waiblingen zahlen für ihre Bediensteten einen Zuschuss von 40 Euro – und machen das neue Angebot damit zu einem Neun-Euro-Ticket wie den Vorläufer des Deutschlandtickets im vergangenen Sommer. Laut VVS sind immer mehr Arbeitgeber bereit, ihren bisherigen Zuschuss zumindest aufzustocken. Das Land Baden-Württemberg beispielsweise drückt mit seinem Zuschuss den Preis für seine Bediensteten auf monatlich 21,55 Euro.