Die Geschwister Wolfgang und Bonita Grupp – nur einer von beiden kann eines Tages Inhaber der Firma Trigema werden. Foto: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Die Nachfolge beim Textilhersteller Trigema im schwäbischen Burladingen ist ungeklärt. Firmenchef Wolfgang Grupp hat zwei Kinder, die beide im Unternehmen arbeiten. Seine Tochter, die Erstgeborene, sagt, sie könne sich den Job an der Spitze gut vorstellen.

Burladingen - Firmenchefin zu werden findet Bonita Grupp gut. „Das kann ich mir auf jeden Fall vorstellen“, sagt die Tochter des Textilmillionärs Wolfgang Grupp. Ob es die eigene Firma im schwäbischen Burladingen sein wird, ob sie vielleicht eines Tages die Provinz verlassen und anderswo Karriere machen wird, will sich die 32-Jährige offen halten. „Ich habe mich aktuell nirgendwo umgeschaut“, sagt Grupp. Sie managt die Bereiche Online-Handel und Personal bei dem traditionsreichen Hersteller von Sport- und Freizeitbekleidung mit seinen rund 1200 Mitarbeitern. Auf irgendwelche Headhunter-Angebote sei sie nie eingegangen, großen Druck an ihren bisherigen Aufgaben etwas zu ändern, gebe es nicht.

 

Der 79-jährige Patriarch leistet sich einen Firmenhelikopter

Doch die Nachfolge bei Trigema muss geregelt werden. Eine Doppelspitze schließe er kategorisch aus, hat der 79-jährige Patriarch, der gerne mit dem Firmenhubschrauber unterwegs ist und früher im Fernsehen mit einem Schimpansen als Firmenmaskottchen geworben hat, immer wieder betont. Er hat angekündigt, das Unternehmen nur einem seiner zwei Kinder zu vererben, um Reibereien und Streit zu vermeiden. Zu viele Gesellschafter seien schlecht, nur einer solle Verantwortung tragen und geradestehen, falls etwas nicht klappt.

Die Tochter ist die Erstgeborene

Nur welches Kind zum Zuge kommt, das ist offen. Die Erstgeborene Bonita Grupp und ihr um ein Jahr jüngerer Bruder Wolfgang, der für den Verkauf und die Digitalisierung verantwortlich ist, sind ein eingespieltes Team. „Wir vertrauen einander blind“, sagt Bonita Grupp. Gemeinsam sind die Geschwister auf ein englischsprachiges Eliteinternat in der Schweiz gegangen, beide haben an der London School of Economics Betriebswirtschaftslehre studiert. Und beide sind aus der Metropole zurückgekommen nach Burladingen, wo sie eigene Wohnungen in der Villa der Eltern haben. Wo sie in der Firma auf der gegenüberliegenden Seite der Bundesstraße in Großraumbüros in enger Absprache miteinander die Geschäfte des Mittelständlers führen. Bonita Grupp sitzt zwar eine Etage tiefer als ihr Bruder, der Vater und ihre Mutter Elisabeth, eine österreichische Baronesse. Das störe sie aber gar nicht, sagt sie lachend, das sei nach Abteilungen geordnet.

Trigema, das ist Familiensache

Trigema ist durch und durch eine Familiensache, seit gut 100 Jahren verwurzelt im Schwäbischen, fest in den Händen von Wolfgang Grupp, dem König von Burladingen, wie er in der 12 000-Einwohner-Stadt gerne mal genannt wird. Eine Auslagerung der Produktion in Niedriglohnländer kam nie in Frage, gefertigt wird ausschließlich in Deutschland. So hat es der Chef versprochen, made in Germany als Markenzeichen.

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Das letzte Wort im Unternehmen hat selbstverständlich Wolfgang Grupp senior. Der Textilmillionär mit dem Faible für maßgeschneiderte Anzüge mit Einstecktüchern will sich vorbehalten, erst dann über die Nachfolge zu entscheiden, wenn auch die Lebenspartner der Kinder feststehen. „Letztlich muss mein Vater entscheiden, er ist der alleinige Inhaber und es geht um sein Vermögen“, sagt Bonita Grupp diplomatisch. Sie versichert, dass es die beiden Geschwister nicht eilig hätten mit Inhaber-Entscheidungen oder den ganz großen Plänen.

Sie sei aktuell solo und sehr zufrieden mit ihrem Job. „Es kommt ja auch darauf an, wie sich unsere Lebenswege entwickeln“, sagt Grupp. „Wir Geschwister machen uns da nicht so viele Gedanken“, am meisten werde in den Medien spekuliert. „Am Ende wird es eben einer von uns machen.“