Beim „Jellicle-Ball“ versammeln sich alle „Jellicle-Cats“ auf einem Londoner Schrottplatz. Foto: imago/

Das Musical „Cats“ tourt seit Juni 2022 quer durch Deutschland. Im Februar 2023 kommen die Katzen nach Stuttgart. Was sich an einem Showtag in Frankfurt hinter den Kulissen abspielt.

Normalerweise treten im Großen Saal der Alten Oper in Frankfurt Weltstars der Klassik auf. Nicht so jedoch vom 21. Dezember 2022 bis 7. Januar 2023. Denn in diesem Zeitraum gastiert das Musical „Cats“ in der Mainmetropole.

Die Musikshow des Komponisten Andrew Lloyd Webber, die auf der Gedichtsammlung „Old Possum’s Book of Practical Cats“ des Literaturnobelpreisträgers T. S. Eliot basiert, lässt die Besucher tief in die Welt der „Jellicle-Cats“ eintauchen. Erstmals seit rund neun Jahren heißt es an diesem Mittwoch um 19:30 Uhr in Frankfurt wieder: Bühne frei für die berühmtesten Katzen der Welt.

Stage-Manager Ceejay Davies bereitet Bühne vor

Drei Stunden vor der Show betritt Ceejay Davies die Bühne der Alten Oper. Der Arbeitstag des Walisers beginnt mit Wartungsarbeiten. „Das können Ausbesserungsarbeiten an der Farbe sein, das Auswechseln von Teppichen oder das Versetzen der Trittstufen“, so Davies. In seiner Rolle als Stage-Manager fungiert Davies als Schnittstelle zwischen allen technischen Bereichen. Gemeinsam mit den Elektrikern und Toningenieuren des Musicals testen Davies und sein dreiköpfiges Team den Ton und das Licht. Dabei kommunizieren sie mithilfe von Funkgeräten miteinander.

Eine kleine Treppe links von der Bühne führt hinauf in den Backstage-Bereich. Hinter einer niedrigen Tür verbirgt sich ein Durchgangsraum, in dem alles zu finden ist – von Kostümen über Schreibwaren bis hin zu einem kleinen Kühlschrank. Durch eine Tür auf der rechten Seite geht es hinter die Bühne. Ein schmaler Gang führt vorbei am Platz des stellvertretenden Stage-Managers, Jonathan Oliver – er gibt während der Show über sein Headset und per Knopfdruck Signale für Lichtwechsel, Toneffekte, Musik und Szenen – zu einem Raum rechts hinter der Bühne, dem Arbeitsplatz von Jens Drieghe. Der Toningenieur prüft gerade die Mikrofone der Darsteller. Er erklärt: „Viele Darsteller haben zwei Mikrofone, falls eines nicht funktioniert.“

Hal Fowler: vom Besucher zum Darsteller

Zurück im Durchgangsraum führt eine Treppe hinab unter die Bühne. Hier befinden sich neben den Umkleidekabinen der Darsteller auch die Räumlichkeiten für die Maske, die Kostümabteilung und das Orchester. In der Maske geben gerade drei junge Frauen den Perücken den letzten Feinschliff. Dabei läuft leise 10er-Pop-Musik. Nebenan malt eine Kostümbildnerin ein Paar Schuhe an. Neben ihr steht die Leiterin der Kostümabteilung, Deborah Linden. Sie hält eines der unzähligen maßgeschneiderten Katzenkostüme, die in dem Raum hängen, in der Hand.

Einen Raum weiter ist das Orchester untergebracht. Überall stehen Instrumente rum, drei Keyboards formen einen Halbkreis um ein Pult, hinter dem während der Show der Musikdirektor steht und auf einem Bildschirm vor sich die Show verfolgt. Musiker sind drei Stunden vor Showbeginn noch keine da. Dafür aber die ersten Darsteller. Einer von ihnen ist Hal Fowler. Der Engländer gehört mit seinen 54 Jahren zu den älteren Darstellern. Als einer der wenigen Mitglieder des Casts hat er die Originalproduktion des Musicals 1981 live im Londoner West End Theater gesehen. Fowler erinnert sich: „Nachdem ich das Stück gesehen hatte, kaufte ich mir das Liederbuch. Mein Lieblingslied war ,Gus: The Theatre Cat’.“ Rund 40 Jahre später spielt er jenen Kater.

Letzte Vorbereitungen vor Showbeginn

Nach dem Anziehen seines Kostüms und einem Besuch in der Maske trifft sich Fowler 1,5 Stunden vor Beginn der Show mit den anderen Darstellern zum Warm-Up auf der Bühne. Während die Darsteller ihre Muskeln und Stimmbänder aufwärmen, prüft Davies, ob alle anwesend sind. Nachdem die Darsteller ihr Aufwärmprogramm beendet haben, gehen sie zurück in den Backstage-Bereich, um sich fertig umziehen und ihre Songtexte durchzugehen. Währenddessen gibt Davies den Mitarbeitern am Eingang das Okay, den Einlass zu starten. Über 2000 Menschen strömen von nun an in die Oper. Dann ist es so weit: Die Show beginnt.

Die Lichter des Saals gehen aus. Der Scheinwerfer eines Autos huscht über die dunkle Bühnenlandschaft aus Flaschen und Kisten. Für einen kurzen Moment ist eine Katze zu sehen. Dann ist sie wieder weg. Schnelle Musik setzt ein und über zwanzig Katzen stürmen an den Zuschauern vorbei auf die Bühne. Sie erzählen, wer die „Jellicle-Cats“ sind und laden die Besucher zum „Jellicle-Ball“ ein. Bei diesem wetteifert die Katzenbande um die Gunst ihres Anführers Old Deuteronomy. Dieser wählt jedes Jahr eine Katze aus, die in einen sphärischen Raum reisen darf, um wiedergeboren zu werden.

„Grizabella“ gewinnt mit „Memory“ Herzen der Zuschauer

Während die Katzenbande auf ihren Anführer wartet, ertönt ein donnernder Knall, gefolgt von Polizeisirenen und blinkendem Licht. Macavity, der Bösewicht, ist auf der Flucht. Die Katzen suchen schnell das Weite. Doch Fehlalarm! Ein Kichern aus dem Off ertönt und die Chaoten Mungojerrie und Rumpleteazer treten hervor. Nach und nach versammelt sich die Katzenbande wieder auf der Bühne. Dann taucht die alte Glamour-Katze Grizabella, die den Clan vor vielen Jahren verlassen hat, auf. Sie möchte zu ihrer Familie zurückkehren, doch wird abgewiesen.

Ohne Grizabella geht der Ball munter weiter, als es plötzlich zu Explosionen kommt. Macavity stürmt mit seinen Gefolgsleuten auf die Bühne und entführt Old Deuteronomy. Dank des Zauberkaters Mr. Mistoffelees gelingt es der Katzenbande, den Anführer des Clans zurückzubringen. Endlich ist der Zeitpunkt gekommen, die Katze zu wählen, die ein neues Leben erhält. Just in diesem Moment taucht erneut Grizabella auf – und beginnt von ihrem Leben zu singen. Mit ihrem Solo „Memory“ gewinnt sie nicht nur die Herzen der Zuschauer in der Alten Oper, sondern auch Old Deuteronmys Herz für sich.

„Cats“ kommt im Februar in die Porsche-Arena nach Stuttgart

Unter Standing Ovations geht die Show um 22:15 Uhr zu Ende. Nach ein paar Fotos mit den Besuchern gehen Fowler und die anderen Darsteller zurück in den Backstage-Bereich, wo sie sich abschminken und umziehen. Bis die Darsteller zurück im Hotel sind, ist bereits nach 23 Uhr. Dann ist ausruhen angesagt. Denn am nächsten Tag geht alles von Neuem los, dann wartet schon die nächste Show.

Nach Auftritten in Frankfurt und Baden-Baden kommt „Cats“ Anfang Februar nach Stuttgart. Das Musical gastiert vom 1. bis 5. Februar in der Porsche-A rena. Karten für die Shows in Stuttgart gibt es auf der Webseite des Music Circus Concertbüros sowie auf allen bekannten Ticketplattformen.