Der Deutsche Nils Politt hatte auf der Theodor-Heuss-Straße Grund zur Freude. Foto: dpa

Nils Politt hat auf der Theodor-Heuss-Straße in Stuttgart die letzte Etappe der Deutschland-Tour für sich entschieden. Die Veranstalter ziehen nach der Tour ein positives Fazit.

Stuttgart - Mit einem lauten „Jaaaaaa“ riss Nils Politt jubelnd die Arme in die Höhe, Maximilian Schachmann war dagegen nach seinem vergeblichen Kampf ziemlich zerknirscht. Auch am letzten Tag der neuen Deutschland-Tour standen die deutschen Profis im Mittelpunkt und prägten einen Radsport-Festtag in Stuttgart ganz unterschiedlich. „Ich kann es noch nicht fassen, dieser erste Profisieg war mein großes Ziel. Ich habe aus meinen Fehlern der letzten Tage gelernt und alles richtig gemacht“, sagte der strahlende Politt. „Ich habe alles riskiert, für den Sprint war ich zu platt“, meinte Schachmann, der bei seiner Attacke in der Schlussphase zu wenig Unterstützung hatte: „Tom Dumoulin hätte den Unterschied machen können, aber er war der Meinung, dass ich es regeln muss.“

Slowene Matej Mohoric feiert Gesamtsieg

Der Zweite der Tour-de-France verweigerte dem Berliner auf den letzten Kilometern die Hilfe, daher ging der Gesamterfolg bei der nach zehnjähriger Unterbrechung wiederbelebten Rundfahrt an den Slowenen Matej Mohoric. „Es war eine ärgerliche Situation, ich weiß nicht, was Tom sich dabei gedacht hat. Er hatte selbst Chancen“, kritisierte Schachmann. Politt schob sich durch seinen Sprintsieg vor großer und stimmungsvoller Kulisse in Stuttgart noch auf den zweiten Gesamtrang, sechs Sekunden fehlten nach vier Etappen und knapp 740 km auf Mohoric. Um den Debüterfolg hatte er noch mit seiner Freundin gewettet, an den sie nicht glaubte. „Sie hat gesagt, wo bleibt denn der Sieg? Ich bin ruhig geblieben und jetzt hat sie verloren“, sagte Politt schmunzelnd. Schachmann lag nach dem 207,5 km langen Schlussabschnitt im Gesamtklassement zwölf Sekunden hinter Mohoric und wurde Dritter.

Im Sprint hat Politt die größeren Reserven

Der 24-Jährige wollte selbst noch das rote Führungstrikot erobern, aber nach seiner Attacke am Herdweg wurde er alleingelassen. „Ich wollte gewinnen, der zweite oder dritte Rang in der Gesamtwertung war mir egal“, sagte der deutsche Senkrechtstarter dieser Saison. Es war zunächst das Team Sunweb mit dem jungen Lennard Kämna und Dumoulin, das die Endphase einleitete. Dann ging Schachmann auf der Passage, die auch die WM 2007 geprägt hatte, Mohoric bekam Probleme und kämpfte verzweifelt um den Anschluss. Bis auf die letzten Meter blieb es hochspannend, auch Politt kam wieder heran und hatte im Sprint die größten Reserven. Nicht mehr an den Start des Schlussabschnitts gegangen war Sprinter Andre Greipel (Lotto-Soudal). Der Rostocker musste erkrankt passen.

Veranstalter zufrieden mit der Tour

Das aufregende Finale passte zum Gesamtbild, das die neue Deutschland-Tour hinterließ. Kurz, kompakt und stimmungsvoll. „Es war weit oberhalb der Erwartungen, ein hervorragender Auftakt“, resümierte Verbandspräsident Rudolf Scharping und empfahl, an dem Konzept festzuhalten: „Wir müssen das Fundament noch festigen, langsam und solide aufbauen.“ Das Comeback der Rundfahrt bewertete auch Deutschland-Tour-Chef Claude Rach als äußerst erfolgreich. „Die Atmosphäre stimmt, die Leistungen stimmen, auch die der deutschen Fahrer. Das gibt uns Mut für die Zukunft“, sagte er dem SID. Der Luxemburger von Tour-de-France-Veranstalter ASO durfte feststellen: „Es gibt keine großen Probleme, auf die man unbedingt hinweisen muss.“ Format, Zeitpunkt, Starterfeld, vieles passte und soll in ähnlicher Form fortgeführt werden. Die Etappen waren interessant und abwechslungsreich. Es scheint, als hätte die ASO mit ihrer Zusage für mindestens zehn Jahre nicht leichtfertig gehandelt. „Hier geht es um mehr als nur ein Profirennen“, sagte Rach: „Unser Engagement steht langfristig, sonst macht es keinen Sinn.“