Um die Reben vor der Reblaus zu schützen, werden sie veredelt. Bei dieser Weißburgunderrebe hat die Veredelung geklappt, zwei Pflanzen sind zusammengewachsen. Foto: Siefert

Von der Rebenpflege bis zur Traubenlese: Beim Urlaub auf dem Winzerhof kann jeder mit anpacken.

Ihringen - Wissen Sie eigentlich, wie der Kaiserstuhl entstanden ist?' So beginnt die erste Lektion, die den Weinurlauber am Kaiserstuhl zwischen Freiburg und Frankreich erwartet. Gleich darauf bekommt er die Antwort - in Form folgender Anekdote: Als Gott die Welt erschaffen hat, hat er zunächst ein Modell davon angefertigt. Als er danach die Erde fast vollendet hatte, hatte er das Modell noch übrig, wollte es aber nicht nutzlos lassen.

Also setzte er es in den Rheingraben hinein - Platz war dort ja noch. Der Kaiserstuhl, das Paradies auf Erden? Die Geschichte, die man hier auch bei einem kurzen Aufenthalt mehrmals zu hören bekommt, wird immer mit einem Augenzwinkern erzählt. Doch stolz auf ihre Region sind die Kaiserstühler. Und die Bewohner der einzelnen Ortschaften ganz besonders. 'Die Winzergenossenschaft Ihringen gehört 2012 zu den zehn besten in Baden-Württemberg', sagt Gemeinderätin Elvira Kiss, die sich im Ort auch um den Tourismus kümmert. Ihringen hat 5800 Einwohner, 1000 davon sind Mitglieder der Winzergenossenschaft. Auf dem gesamten Kaiserstuhl finden sich 4000 Hektar Weinreben, 600 Hektar davon in Ihringen. Doch der Weinbau kostet viel Geld, sagt Kiss, deren Familie selbst einen Winzerhof betreibt.

Er und seine Familie bewirtschaften zwölf Hektar

'Vor rund 40 Jahren konnte ein Winzer von fünf Hektar Wein leben', erzählt sie. Heute reiche das lange nicht mehr. 'Die Erträge sind gleich geblieben, aber die Kosten sind gestiegen. Allein die Benzinpreise für die Geräte sind nicht mehr vergleichbar mit den Preisen von früher.' Am Ortsrand hat Familie Waibel ihren Burgunderhof. 'Heute braucht man etwa 20 Hektar, um vom Weinbau leben zu können', sagt auch Winzer Rolf Waibel. Er und seine Familie bewirtschaften zwölf Hektar. So wie nahezu alle Betriebe am Kaiserstuhl, die hauptberuflich Wein anbauen, haben auch die Waibels auf ihrem Hof daher Ferienwohnungen. Hier können Wein- und Landschaftsliebhaber Urlaub machen und dem Winzer bei der Arbeit über die Schulter schauen. Oder gleich selbst mit anpacken.

Die beliebteste Reisezeit ist die Zeit des Herbstens, wenn die Trauben geerntet werden und die Zimmer schon Monate vorher ausgebucht sind. Wann genau es losgeht, können die Winzer allerdings nicht im Voraus sagen. Die Faustregel lautet: 100 Tage nach der Blüte beginnt die Weinlese. Der Winzer richtet sich ganz nach der Traube - die zweite Lektion, die man aus dem Weinurlaub mit nach Hause nimmt. Und die dritte und wichtigste Lektion: Nicht nur der Herbst, auch die anderen Jahreszeiten haben Arbeit zu bieten. Dem Winzer kann man hier also das ganze Jahr über zur Hand gehen. Waibel erklärt die einzelnen Tätigkeiten: Im Winter muss er das tote Holz schneiden und die Reben für das Veredeln vorbereiten. Die eigentliche Veredelung, bei der zwei unterschiedliche Reben ineinanderwachsen, findet dann im März und April statt. Danach müssen die neuen Austriebe quer gelegt werden, das passiert von April bis Mai. Danach besteht die Hauptaufgabe des Winzers darin, die Reben aufzuheften, damit sie nach oben wachsen. Anfang September werden dann die grünen Triebe um die Trauben herum weggeschnitten. 'Im Sommer waren sie wichtig und dienten als Schutz vor einem Sonnenbrand für die Traubenhaut', erklärt Rolf Waibel an einer seiner Reben. 'Jetzt, wenn es kälter und feuchter wird, müssen sie weggemacht werden, damit in den Trauben keine Fäule entstehen kann.'

Der Wein, der am besten schmeckt, ist der beste

Und dann steht die härteste Zeit des Winzers an, die Weinlese, Herbsten genannt. 'Das ist vier Wochen lang Knochenarbeit', sagt Waibel. Gäste auf seinem Hof könnten aber immer helfen, egal was es zu tun gibt. 'Viele merken schnell, dass Weinbau schwere körperliche Arbeit ist, und schauen dann doch lieber nur zu', sagt er und lacht. Ihm mache das nichts aus. 'Das Wichtigste ist, dass die Leute ein Verständnis dafür bekommen, dann bezahlen sie später auch einen anderen Preis für den Wein und wissen ihn zu schätzen.' Vor drei Jahren haben sich 18 Höfe zum Verbund der Kaiserstühler Winzerhöfe zusammengeschlossen. 'Damit sind alle, die Betten vermieten, unter einem Hut', sagt Elvira Kiss. Die Winzer werden oft gefragt, welcher Wein denn nun der beste sei. Wer diese Frage stellt, lernt auch die letzte Lektion dieses Weinurlaubs: 'Man soll das trinken, was einem schmeckt.

Infos zum Kaiserstuhl

Allgemeine Informationen
Baden ist mit 16 000 Hektar Rebfläche die drittgrößte Weinregion in Deutschland. Als wärmster Ort gilt der Kaiserstuhl. Hier wächst rund ein Drittel des badischen Weins. 18 Winzerhöfe, die Zimmer vermieten, haben sich zu den Kaiserstühler Winzerhöfen zusammengeschlossen. Informationen und Buchung im Internet unter www.kaiserstuehler-winzerhof.de oder unter Telefon 0 76 67 / 94 01 55.

Was Sie tun sollten
 Der Kaiserstuhl kann von allen Himmelsrichtungen aus auf etwa 420 Kilometer Wanderweg erkundet werden. Ausgeschilderte Themenpfade informieren über die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt: Zum Beispiel über die 34 wilden Orchideenarten, die es hier gibt (sie blühen Anfang Mai). Seit vier Jahren gibt es auch zwei Themenpfade für Kinder.

Auch mit dem Rad kann man sich austoben: Die Strecke um den Kaiserstuhl herum ist 60 Kilometer lang, Mountainbiker nehmen die Strecke über den Berg. Über die Strecke muss man sich allerdings keine großen Sorgen machen: Mit der Konus-Karte vom Verkehrsverbund Schwarzwald (1,50 Euro pro Tag) läuft oder radelt man los und steigt, wenn man nicht mehr kann, in den nächsten Zug zurück zum Kaiserstuhl.