Die Integrationsbeauftragte Jessica Milwich testet die neue Software. Foto: Stoppel

Nicht nur in Kursen, auch am eigenen Smartphone können Flüchtlinge zukünftig in Schorndorf die deutsche Sprache üben. Möglich macht das mobile Lernen eine Teilnahme an einem Projekt.

Schorndorf - Die Schorndorfer Stadtbücherei bietet Flüchtlingen künftig auch elektronische Hilfestellungen, um Deutsch zu lernen. In der Einrichtung am Schorndorfer Augustenplatz sind jetzt, wie die Büchereichefin Marianne Seidel gemeinsam mit der neuen Integrationsbeauftragten Jessica Milwich vorstellte, zwei Computer und zwei Notebooks angeschafft worden, mit denen Flüchtlinge sich Alltagsszenen anschauen und passende Vokabeln und Sätze einüben können. Zudem bekommt die Stadtbücherei von Bibliothekenverband 15 Softwarelizenzen bereit gestellt, mit denen Asylsuchende sich die Lernprogramme auch mit ihrem Smartphone einüben können. Man ergänze damit die Auswahl an Büchern und Lehrmaterial, die man für Flüchtlinge ohnehin angeschafft habe, sagt Marianne Seidel.

Bibliotheken als Orte der Integration

Die Aktion geht auf dem Landesverband des Deutschen Bibliothekenverbandes (dbv) zurück, für das sich auch die Schorndorfer Stadtbücherei beworben hatte. Das Stuttgarter Kultusministerium hatte die Mittel ausgegeben, die Vorgabe war gewesen, ein digitales Lernangebot für Deutsch zu schaffen, das unabhängig von Öffnungszeiten oder Kurszeiten sei, erklärt der Verband. Bibliotheken seien als Orte für Integration und Begegnung besonders gut geeignet. Man weise die Flüchtlinge in das Programm ein, sagt Marianne Seidel, dank des Lizenzschlüssels könnten sie sowohl in der Bibliothek als auch an anderen Orten „in das Sprachbad eintauchen“.

Die Lektionen sind vom Anbieter Lingua-TV in kleine Filme verpackt, die Situationen nachstellen, die typisch deutschen Alltag vermitteln sollen. Dazu gehört offensichtlich auch die Zubereitung von Kartoffelsalat. In einem Film sieht der Sprachlernende ein junges Paar namens Katja und Alex damit beschäftigt, Kartoffelsalat zuzubereiten. Alex gesteht am Anfang, dass er nur Erfahrung mit Pizza im Backofen habe, und die sei ihm „total verbrannt“, weil er sie im Ofen vergessen habe. Katja unterrichtet ihn geduldig im Pellen und Schnibbeln der Kartoffeln. Und die kleine Lektion mündet dann in Katjas Empfehlung, dazu ein paar Nürnberger Bratwürstchen zu grillen, „typisch deutsch und sehr lecker“.

Lernen neben der Volkshochschule

Der Standort für die Computer sei sehr günstig, sagt Marianne Seidel, denn in den Kursräumen der benachbarten Volkshochschule finden viele der Deutschkurse für die Flüchtlinge statt. Falls sich herausstellen sollte, dass die 15 Lizenzen für Schorndorf nicht ausreichten, könne man weitere bekommen, sagt die Büchereichefin.

Die neue Integrationsbeauftragte der Stadt, Jessica Milwich, nutzte den Präsentationstermin, um sich vorzustellen. Die 26-Jährige ist zum 1. Juni in das Amt eingestiegen, sie hat in Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis) den Master-Studiengang „Interkulturalität und Integration“ abgeschlossen und war, bevor sie nach Schorndorf wechselte, in der Flüchtlingsarbeit für den Kreisdiakonieverband im Ostalbkreis tätig.