Das Geschäftsmodell kleiner handlicher Ausgaben hat bei Reclam die Zeiten überdauert. Foto: DLA

Seit gut 150 Jahren prägen die Bände von Reclams Universal-Bibliothek die deutsche Buchkultur. Zu dem künftig in den Marbacher Magazinen verwahrten Verlagsarchiv zählen Briefe Thomas Manns, Bert Brechts, Otto von Bismarcks.

Stuttgart - Das Deutsche Literaturarchiv Marbach ist um einen bedeutenden Bestand reicher. Mit der Unterstützung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg, der Kulturstiftung der Länder und Mitteln aus dem Etat der Kulturstaatsministerin Monika Grütters konnten die Verlagsarchive von Philipp Reclam jun.aus den Standorten Leipzig und Ditzingen erworben werden.

Goethes Faust I machte den Anfang

Die Dokumente führen von den 1820er-Jahren bis in die 2000er-Jahre, von den Anfängen des Verlags und der Erfolgsgeschichte von Reclams Universal-Bibliothek bis zur Aufspaltung des Verlags und Gründung der „Reclam Verlag GmbH“ in Stuttgart im Zuge der politischen Teilung Deutschlands. Den Schwerpunkt des überlieferten Materials bilden Verträge sowie Korrespondenzen mit Autorinnen und Autoren, Briefe von Ilse Aichinger, Otto von Bismarck, Bertolt Brecht, Otto Dix, Marie von Ebner-Eschenbach, Lion Feuchtwanger, Hermann Hesse, Gerhart Hauptmann, Ernst Jandl, Thomas Mann, Anna Seghers, Christa Wolf und Stefan Zweig.

Von besonderem Wert sind ein Stammbuch der Sopranistin Marie Reclam mit Einträgen zahlreicher Komponisten, darunter Robert Schumann und Felix Mendelssohn Bartholdy, sowie ein Exemplar der ersten Nummer von Reclams Universal-Bibliothek – Goethes Faust I (1867) –, das sich, von einer Siebschatulle geschützt, bis 1992 im Privatbesitz der Verlegerfamilie Reclam befand.