Ein Teil des Männerchors der Stuttgarter Hymnus-Knaben gab vom Rathausbalkon aus eine Kostprobe seiner Sangeskunst. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Der Deutsche Chorverband lädt im Mai 2016 Chöre aus aller Welt zu einem großen Fest nach Stuttgart ein. 20.000 Sänger und Sängerinnen aus 600 Chören werden dazu erwartet; sie geben an vier Tagen in der ganzen Stadt Konzerte, laden aber auch zum Mitsingen ein.

Stuttgart - Alle vier Jahre veranstaltet der Deutsche Chorverband ein Chorfest. Zuletzt trällerten die Sänger in Frankfurt am Main, am Dienstag verkündete Oberbürgermeister Fritz Kuhn: „Ich bin stolz und froh, dass es dieses Jahr bei uns stattfinden kann.“

 

Unter dem Motto Stuttgart ist ganz Chor treffen die Besucher aus der ganzen Welt vom 26. bis zum 29. Mai 2016 auf 17 institutionell geförderte Chöre sowie die Sänger und Sängerinnen von 325 Orchestern und Gesangsvereine aus der Stadt. Die wichtigsten hiesigen Vokalensembles sind Partner der Veranstaltung, Veranstaltungsstätten sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt.

Bis Mitte September hatten sich bereits 200 Ensembles angemeldet, die Frist läuft noch bis zum 31. Dezember 2015. „Wir rechnen mit 600 Chören, zu denen rund 20.000 aktive Sänger gehören, die alle mindestens zwei Mal auftreten wollen“, sagte Henning Scherf, der Präsident des Deutschen Chorverbands, „damit erreichen wir Kirchentagsdimensionen.“

Scherf, der in jüngster Zeit oftmals als Botschafter für Seniorenwohngemeinschaften auftrat, singt „eher nicht“ in seiner Senioren-WG, aber regelmäßig im Bremer Ratschor. Er betonte bei einer Pressekonferenz am Dienstag, dass das Chorfest für alle Genres und Besetzungen offen ist. Die Ensembles werden, je nach Stilrichtung, Auftrittsmöglichkeiten passend dazu bekommen – in Konzertsälen, Kirchen, unter freiem Himmel oder auch in sozialen Einrichtungen, wenn die sich als Gastgeber beworben haben. Für die Tageskonzerte wird es überall in der Stadt Chorfest-Bühnen geben in einer Entfernung voneinander, die zu Fuß zu bewältigen ist, kündigte Moritz Puschke, der künstlerische Leiter des Chorfestes, an.

Mitmachen beim „Ich-kann-nicht-singen“-Chor

Rund 150 Ensembles treten während des Chorfestes in einen Sängerwettstreit. Als Gewinn winkt eine CD-Aufnahme, Gewinner sind aber in jedem Fall die Zuhörer, denn der Wettstreit wird öffentlich ausgetragen. Die Besucher selbst sollten ebenfalls ihre Stimmbänder ölen: Moritz Puschke plant das große Händel-Oratorium in der Liederhalle zum Mitsingen für bis zu 2000 Teilnehmer, er will versuchen, den größten Beatles-Chor Deutschlands mehrstimmig auf die Beine zu stellen und bei den so genannten Chorfest-Nachtklängen am Freitag und Samstag finden rund 100 Wandelkonzerte quer durch innerstädtische Spielstätten statt.

Wer Hemmungen hat, den lädt Puschke zum „Ich-kann-nicht-singen“-Chor ein: Der wird sich, mehrmals am Tag, auf dem Schossplatz zusammenfinden und, so Puschkes Hoffnung, „zum ‚Ich-kann-singen’-Chor werden“. Für leidenschaftliche Nichtsänger und solche, die mit der Tücke der Sangestechnik hadern, hat OB Kuhn einen Trost parat: „Wo gesungen wird, kann man sich wohlfühlen.“

„Billig ist das Chorfest nicht“, merkte Kuhn am Dienstag an, „aber der Schwabe spart, um im richtigen Moment Geld auszugeben.“ 2,3 Millionen Euro insgesamt kostet das Sangesereignis, 495 000 Euro stellt die Stadt Stuttgart zur Verfügung, 600 000 Euro Eigenanteil bringen die Chöre (die Teilnehmer zahlen zwischen 15 und 35 Euro), mit Zuschüssen von Bund, Land und privaten Förderern wird gerechnet.

Welche Chöre nun wann zu hören sein werden, entscheidet sich im kommenden Jahr. Sicher ist, dass zwölf Stuttgarter Ensembles Auftritte zugesagt haben. Stuttgart Marketing hat mit der Vermittlung von günstigen Zimmern begonnen, nun werden noch Helfer – Profis und Ehrenamtliche – für die Vorbereitung und die Veranstaltung gesucht. „Ohne sie können wir diese Großveranstaltung nicht auf die Beine stellen“, sagt Henning Scherf.

Info und Anmeldung: www.chorfest.de