Steinle: Chef von 650.000 Mitgliedern Foto: dpa

Der Stuttgarter Jurist Franz Steinle ist neuer Chef des Deutschen Skiverbands – als erster Nicht-Bayer.

Oberstdorf - Sein Sakko hatte was von einer bayerischen Tracht – und wer weiß, vielleicht war’s ja ein kleines Zeichen des Entgegenkommens. Wobei Franz Steinle (64) schnell betonte, ein solches sei sicher nicht notwendig gewesen. „Regionales Denken ist in einem nationalen Verband nicht angebracht“, sagte der Jurist. Und doch hat seine Wahl zum Präsidenten des Deutschen Skiverbands (DSV) eine spezielle Note.

Erstmals in der Geschichte des DSV ist am Sonntag in Oberstdorf kein Bayer ins oberste Amt des Verbands gewählt worden – sondern ein Schwabe. Aufgewachsen in Wiesensteig, heute wohnhaft in Schlier-Fenken bei Ravensburg, Zweitwohnsitz in Stuttgart-Degerloch. In der Landeshauptstadt ist Steinle Präsident des Oberlandesgerichts. „Er ist ein juristischer Vollprofi und dem Sport seit vielen Jahren verbunden“, sagte Steinles Vorgänger Alfons Hörmann.

Dessen Wechsel an die Spitze des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) hatte die Wahl eines neuen DSV-Präsidenten nötig gemacht. Die Zahl der Kandidaten war von Beginn an überschaubar. Christian Neureuther, Aufsichtsratsmitglied der DSV-Marketing GmbH, hatte zunächst Bereitschaft signalisiert, dann aber abgewunken. Am Samstagabend einigte sich das Präsidium endgültig auf Franz Steinle, der aber betonte: „Ich habe mich nicht vorgedrängt.“

Entsprechend zurückhaltend waren seine ersten Äußerungen im neuen Amt, in das er mit 66 von 74 Stimmen gewählt worden ist. Im bisherigen Sinne weiterführen wolle er „diesen erfolgreichen Verband“, sagte Steinle zunächst, benannte dann aber doch erste Schwerpunkte seiner Amtszeit (bis 2016). Die begonnenen Nachwuchskonzepte will er weiter ausbauen, den DSV als Ideengeber im Breitensport stärken und vor allem dessen wirtschaftliche Unabhängigkeit sichern. Im kommenden Jahr beginnen die Verhandlungen über einen neuen TV-Vertrag. Diese Einnahmen sind großer Bestandteil des 30-Millionen-Euro-Etats der Leistungssport GmbH. Steinles erste Personalie könnte die Nachfolge des in absehbarer Zeit scheidenden Generalsekretärs Thomas Pfüller werden. Zudem sagte er: „Die Stärkung neuer Sportarten wird eine Herausforderung.“ Unter der Prämisse, dass keine der traditionellen Disziplinen leidet.

Leiden soll auch das Privatleben des bisherigen DSV-Vize nicht. „Wir sind alle wintersportaffin“, sagte er über seine Familie, seine beiden Söhne waren einst – wie der Vater – Nordische Kombinierer. Viel allein unterwegs ist Steinle, der als Rechtsexperte im Anti-Doping-Reglement gilt, dennoch. Aber: „Er hat ein geniales Zeitmanagement.“ Sagt Heiner Dangel.

Der Kirchheimer ist seit 2005 Steinles Nachfolger als Chef des Schwäbischen Skiverbands (SSV) und nennt eine weitere Qualität des langjährigen Weggefährten: „Er hat einen langen Atem.“ In mehrfacher Hinsicht. Neben der Karriere als Jurist und Funktionär versucht der Steinle, sportlich aktiv zu bleiben. Laufklamotten und Langlaufski liegen meist im Auto des Ausdauersportlers, der jahrelang als Langlauftrainer tätig war. Immer dienstags trifft er sich mit Freunden zum Lauftreff in Wiesensteig.

Heimatverbunden ist Franz Steinle also auch. Worunter – wie gesagt – die Zusammenarbeit des Schwaben mit den größtenteils bayerischen Kollegen nicht leiden wird. Da ist zumindest Alfons Hörmann sicher, der über seinen Nachfolger sagt: „Franz Steinle denkt und handelt landesübergreifend.“