Felix Kammerer als Paul Bäumer in „Im Westen nichts Neues“ Foto: dpa/Reiner Bajo

Edward Bergers Neuverfilmung des Anti-Kriegs-Romans von Erich Maria Remarque geht ins Rennen um den Auslands-Oscar. Nun verrät der erste Trailer, welcher Weltkriegs-Horror das Publikum erwartet.

Weltkriegs-Euphorie an der Heimtfront, junge Männer im Kugelhagel, im Dreck, blutüberströmt oder tot an der realen Front – dieser Gegensatz steht im Zentrum des ersten Trailers zu Edward Bergers Neuverfilmung von Erich Maria Remarques berühmten Anti-Kriegs-Roman „Im Westen nichts Neues“.

 

Die Bilder sind so bestürzend und krass, wie es bei diesem Stoff zu erwarten ist. Der Österreicher Felix Kammerer (26), seit 2019 Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater, ist in der Hauptrolle zu sehen als junger Rekrut Paul Bäumer. An seiner Seite spielt der deutsche Charakterdarsteller Albrecht Schuch („Berlin Alexanderplatz“, „Lieber Thomas“) den Kriegs-Routinier und Mentor Stanislaus Katczinsky.

Der Film geht in die Vorauswahl zum Auslands-Oscar

Die Netflix-Produktion von Edward Berger („Deutschland ’83“) geht für Deutschland ins Rennen um den Auslands-Oscar 2023. „Erich Maria Remarque hat vor fast 100 Jahren ein Buch geschrieben, das heute leider relevanter ist, als wir es erwartet haben“, sagte der Regisseur und Drehbuchautor, dessen Geschwisterdrama „All my Loving“ mit Lars Eidinger 2019 auf der Berlinale lief.

Seine Weltpremiere feiert „Im Westen nichts Neues“ am 12. September beim Filmfestival in Toronto, die Europapremiere findet kurz darauf beim Festival in Zürich statt. Am 29. September kommt „Im Westen nichts Neues“ in die deutschen Kinos, am 28. Oktober startet der Film auf Netflix.

Wichtiger Anti-Kriegs-Roman

Erich Maria Remarques Roman gilt als Anti-Kriegs-Schlüsselwerk. Der Autor wurde 1917 an der Westfront schwer verwundet. In „Im Westen nichts Neues“ erzählt er aus Sicht des jungen Soldaten Paul Bäumer von den Gräueln des Krieges, von Entfremdung, Traumatisierung und einer „verlorenen Generation“. Bei ihrer Bücherverbrennung im Jahr 1933 warfen die Nazis auch Remarques Buch in die Flammen.

„Das Gefühl des Erbes von zwei Kriegen“ beschäftigt Berger, Jahrgang 1970. „Unser Blick auf den Krieg ist geprägt von Gram und Scham, von Verwüstung und Schuld“, sagt er. „Da bleibt nichts Positives, kein Funken Heldenhaftigkeit zurück.“ Die „sehr spezifische, deutsche Perspektive“ könne „womöglich auch interessant für Menschen in anderen Ländern“ sein – „gerade jetzt.“

Für die erste Verfilmung bekam Carl Laemmle einen Oscar

Eine erste US-Verfilmung aus dem Jahr 1930 von Lewis Milestone gilt als vortrefflich. Sie war ein Herzensprojekt des schwäbischen Immigranten und Produzenten Carl Laemmle. Er bekam dafür den Oscar für den „Besten Film“, Milestone den Oscar für die „Beste Regie“. Während der Film im angloamerikanischen Raum sehr positiv aufgenommen wurde, sorgte er in der Weimarer Republik in rechten Kreisen für Empörung. Nationalsozialistische Schlägertrupps verhinderten die deutschen Erstaufführung im Metropol in Berlin. Das Nazi-Regime verbot den Film 1933.

Til Schweiger und Andreas Dresen waren auch im Rennen

Bergers Neuadaption setzte sich als deutscher Oscar-Kandidat gegen acht weitere Bewerber durch: „Lieber Kurt“ von Til Schweiger, „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ von Andreas Dresen, „Alle reden übers Wetter“ von Annika Pinske, „Alles in bester Ordnung“ von Natja Brunckhorst, „Der Passfälscher“ von Maggie Peren, „Nico“ von Eline Gehring, „Niemand ist bei den Kälbern“ von Sabrina Sarabi und „Wir könnten genauso gut tot sein“ von Natalia Sinelnikova.

Die Wahl des deutschen Beitrags ist nur ein erster Schritt auf dem Weg zum Oscar. Die die Academy of Motion Picture Arts and Sciences wählt für die Kategorie „Bester internationaler Spielfilm“ zunächst 15 Werke aus. Fünf davon gelangen dann in die Endrunde. Die 95. Oscars werden am 12. März 2023 in Los Angeles verliehen.