Der zurückgetretene Präsident Bernhard Bauer, Generalsekretär Mark Schober: Kommen wieder bessere Zeiten für den deutschen Handball? Foto: Baumann

An diesem Samstag wird auf dem außerordentlichen Bundestag des Deutschen Handballbundes (DHB) ein neuer Präsident gewählt. Mit Vorbehalten, aber mangels Alternativen und im Sinne des Sports dürfte der einzige Kandidat Andreas Michelmann den Zuschlag bekommen.

Stuttgart - Er hat nicht das Charisma von Bernhard Bauer. Er hat nicht die Ausstrahlung und die Weltoffenheit des am 22. März 2015 zurückgetretenen Präsidenten des Deutschen Handballbundes (DHB). Dennoch dürfte Andreas Michelmann (55) an diesem Samstag auf dem außerordentlichen Bundestag des DHB in Hannover zum neuen DHB-Chef gewählt werden. Der Oberbürgermeister von Aschersleben und bisherige Vizepräsident des Verbandes für das Ressort Amateur- Breitensport ist der einzige Kandidat. Die siebenköpfige Findungskommission hat ihn auserkoren. „Er hat die volle Rückendeckung des DHB“, bekräftigte Generalsekretär Mark Schober.

Was bringt ein Misstrauensvotum, wenn es keine Alternative gibt?

Natürlich könnten die 123 stimmberechtigen Personen im Maritim Hotel Airport die Pläne durchkreuzen. Erster Schritt wäre eine geheime Wahl. Ginge der Antrag durch, wäre das nicht zum Vorteil von Michelmann, dem allerdings eine einfache Mehrheit (50 Prozent plus eine Stimme) zur Krönung reichen würde. Entscheidend hinzu kommt: Was bringt ein Misstrauensvotum, wenn es keine Alternative gibt. Dass am Tag der Abstimmung noch ein Gegenkandidat aus dem Nichts auftaucht, damit rechnet keiner. Weshalb ein Insider der Branche im Anflug von Resignation sagt: „Jede Gemeinde bekommt eben den Bürgermeister, den sie verdient.“

Die größten Landesverbände mit dem Handball-Verband Württemberg (HVW) als Speerspitze hatten Ende Juli versucht, Bewegung in die pikante Personalie zu bringen. Bauer hatte signalisiert, ins Amt zurückzukehren, wenn der Antrag der Landesverbände auf Abwahl der DHB-Vizepräsidenten (darunter die Reizfigur Bob Hanning) durchgeht. Es brodelte. Der Machtkampf kam in der Öffentlichkeit als unprofessionelles, politisches Ränkespiel an. Das Image des Handballs litt darunter sehr.

Strukturwandel im DHB soll vorangetrieben werden

Mitte August wurde der Antrag dann doch zurückgezogen. Zu sehr hatten sich vor allem die einflussreichen Chefs des Männer- und Frauen-Bundesliga für Hanning starkgemacht. Eine Mehrheit für Bauer zeichnete sich nicht ab. Was blieb, war ein Kompromiss. Der Opposition um HVW-Chef Hans Artschwager wurde zugesichert, dass der Strukturwandel im DHB vorangetrieben wird. Bis zum ordentlichen Bundestag 2017 soll ein hauptamtlicher Vorstand (für das operative Geschäft) mit einem ehrenamtlichen Präsidium in der Funktion eines Aufsichtsrats installiert werden. Zudem soll der Ehrenkodex deutlicher gefasst werden. Streitpunkt ist vor allem Hannings Doppelfunktion als DHB-Vize und Geschäftsführer des Bundesligisten Füchse Berlin. Der erste, kleine Schritt ist bereits erfolgt: Hanning hat den Vorsitz der Schiedsrichter-Kommission des DHB niedergelegt.

„Ein bloßes Weiter-so darf es auf keinen Fall geben“

„Ein bloßes Weiter-so darf es auf keinen Fall geben“, fordert Kurt Hochstuhl, der Präsident des Südbadischen Handballverbandes, eine offene Diskussion, „aber mit Blick auf die anstehenden Großereignisse müssen nun Inhalte im Vordergrund stehen.“

Die Heim-Weltmeisterschaften der Frauen 2017 und der Männer 2019 (gemeinsam mit Dänemark) stehen an. Und damit große strategische, planerische und organisatorische Herausforderungen für den mitgliederstärksten Handballverband der Welt. Sachthemen statt Nebenkriegsschauplätze sollten im Vordergrund stehen.