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Der deutsche Männer-Handball ist am Tiefpunkt angelangt. Nach dem Aus in der WM-Qualifikation stellen sich viele Fragen. Die wichtigste: Wer wird Nachfolger von Martin Heuberger als Bundestrainer? Favorit ist Dagur Sigurdsson von den Füchsen Berlin.

Der deutsche Männer-Handball ist am Tiefpunkt angelangt. Nach dem Aus in der WM-Qualifikation stellen sich viele Fragen. Die wichtigste: Wer wird Nachfolger von Martin Heuberger als Bundestrainer? Favorit ist Dagur Sigurdsson von den Füchsen Berlin. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Ist das Aus von Heuberger sicher?
Nach menschlichem Ermessen ja. Da sein Vertrag am 30. Juni ausläuft, muss ihn der Deutsche Handball-Bund (DHB) nicht einmal entlassen. DHB-Präsident Bernhard Bauer will sich an diesem Dienstag mit seinem Gremium beraten und dann einen Tag später zusammen mit Leistungssportchef Bob Hanning ein Sechs-Augen-Gespräch mit Martin Heuberger führen. „Danach werden wir kurzfristig eine Entscheidung treffen“, sagte Hanning.
Was sagen der Trainer und die Spieler?
„Ich kann dazu nichts sagen, es liegt ohnehin nicht in meiner Hand“, meinte Heuberger zu seiner Zukunft. Nationaltorwart Silvio Heinevetter warnte davor, „die Schuld bei einem Einzelnen zu suchen. Wir alle haben es vergeigt.“ Kapitän Uwe Gensheimer nahm den Coach in Schutz: „Wir sind für diese beiden WM-Qualifikationsspiele von Martin Heuberger überragend vorbereitet worden. Nur haben wir bei den Überzahlsituationen den Kopf verloren.“
Machte Heuberger Fehler?
Ja. Er muss sich die Frage stellen lassen: Warum reaktiviert er Jogi Bitter für die Quali-Spiele und setzt ihn dann, trotz deutlich nachlassender Quote von Silvio Heinevetter, nicht ein. Das Tempospiel, die zweite Welle, funktionierte nicht. Genauso wenig das Überzahlspiel. Auch mit einem Mann mehr auf dem Feld stand das DHB-Team in der Deckung defensiv und nahm keinen polnischen Rückraumspieler in Manndeckung.
Wer sind die Nachfolgekandidaten?
Der Name Ljubomir Vranjes von Champions-League-Sieger SG Flensburg-Handewitt hat Charme. Doch er steht angeblich vor einem Wechsel zum finanzkräftigen Scheichclub Paris St.-Germain – die Ablösesumme soll eine Million Euro betragen. Auch der Name Alfred Gislason (THW Kiel) ist wenig realistisch. Zu Martin Schwalb (HSV Hamburg) hat Hanning ein sehr angespanntes Verhältnis. Die DHB-Junioren-Trainer Markus Baur oder Christian Schwarzer verkörpern zu sehr die Philosophie der Ära Heiner Brand. Den Schweizer Nationaltrainer Rolf Brack wollte Hanning schon zu den Füchsen Berlin lotsen. Ob er und Bernhard Bauer den stark polarisierenden Sportwissenschaftler aus Scharnhausen für den richtigen Bundestrainer halten, ist fraglich. Auch Velimir Petkovic, zuletzt Frisch Auf Göppingen und aktuell als serbischer Nationaltrainer im Gespräch, wird ein Neuaufbau offenbar nicht zwingend zugetraut. Bleibt Dagur Sigurdsson als heißester Kandidat.
Was spricht für Sigurdsson?
Zumindest DHB-Vizepräsident Hanning ist vom Isländer überzeugt. Nicht von ungefähr trainiert Sigurdsson Hannings Club Füchse Berlin, mit dem er dieses Jahr den DHB-Pokalsieg feierte. Sigurdsson hat nicht nur Berliner Nachwuchsspieler im Bundesligateam etabliert. Er hat auch Ausstrahlung und ist ein Teamplayer. Der 41-Jährige gilt als Managertyp mit modernem Führungsansatz. Er versteht es glänzend, die verschiedenen Spezialisten in seinem Trainerteam zu koordinieren.
Welche Spieler hören auf?
Torwart Jogi Bitter hatte nur für die Quali-Spiele seinen Rücktritt vom Rücktritt erklärt. Spielmacher Michael Kraus ließ seine Zukunft offen. Holger Glandorf schloss einen Rücktritt nicht aus: „Ich werde mir Gedanken machen. Mal gucken, was es für einen Trainer gibt“, sagte der Linkshänder.
Welche Spieler könnten nachrücken?
Die Jung-Füchse Fabian Wiede (20) und Paul Drux (19) stehen auf dem Sprung. Genauso Finn Lemke (22) vom TBV Lemgo und Julius Kühn (21/TuSEM Essen).
Besteht noch eine Chance auf die Teilnahme an Olympia 2016 in Rio?
Nur dann, wenn die Internationale Handball-Föderation (IHF) ihren Plan umsetzt, für ein oder zwei Teams Wildcards einzuführen. Als Grund gab IHF-Präsident Hassan Moustafa die Degradierung des Handballs innerhalb der olympischen Sommersportarten an. „Der Handball ist im letzten Ranking nur deshalb heruntergestuft worden, weil die TV-Quoten aus Deutschland fehlten.“