Cool: „Hool“ heißt der Debütroman von Philipp Winkler – vielleicht der beste Roman 2016? Foto: dpa

Er ist der wichtigste deutsche Buchpreis: der Deutsche Buchpreis. Zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse wird der beste Roman des Jahres gekürt. Wer den Titel bekommt, darf auf Bestseller-Verkaufszahlen hoffen. Wer macht das Rennen?

Frankfurt am Main - Es gibt ihn erst seit elf Jahren. Aber der Deutsche Buchpreis hat sich schnell zum wichtigsten Literaturpreis in Deutschland entwickelt. Warum? Weil er mit 25 000 Euro für den Gewinner gut dotiert ist. Und weil er die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit so wirkungsvoll auf einen Titel richtet, dass selbst zuvor unbekannte Autoren prompt zu Bestseller-Autoren aufsteigen. Die Verkaufszahlen des aktuellen Buchpreis-Gewinners sind im nachfolgenden Vorweihnachtsgeschäft überaus stark. Das gilt selbst im Fall abenteuerlich sperriger Titel von bisher eher am literarischen Rand aktiven Schriftsteller – siehe Deutscher Buchpreis 2015: „Die Entführung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“ von Frank Witzel.

Auch in diesem Jahr sind wieder sechs Kandidaten in der Endrunde, also auf der so genannten Shortlist. Bewerben kann sich jeder Verlag, der im vergangenen Jahr einen neuen Roman herausgebracht hat. Im Auftrag des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels – dem Veranstalter der Frankfurter Buchmesse – siebt eine siebenköpfige Fachjury aus Kritikern, Dozenten und Buchhändlern dann ihre Favoriten aus. Wer den Preis wirklich gewinnt, wird bis zur Preisverleihung an diesem Montag um 18 Uhr in Frankfurt am Main streng geheim gehalten. Jene fünf, die leer ausgehen, bekommen zum Trost wenigstens noch 2500 Euro.

Und wer ist 2016 im Rennen? Wie eigentlich immer eine bunte Mischung aus bereits Bekannten, eher Unbekannten und einigen Debütanten. Zu letzteren gehört Philipp Winkler, der im Aufbau-Verlag einen Roman über die Hooligan-Szene geschrieben hat: „Hool“. Der für sein Werk gefeierte Jungautor erzählt von der Parallelwelt brutaler Fußballschläger in Hannover. André Kubiczeks „Skizze eines Sommers“ (Rowohlt Verlag) erzählt dagegen von einem 16-jährigen Jungen in Potsdam, der mit seinen drei Kumpels und 1000 DDR-Mark sieben Wochen sturmfreie Bude hat.

Auch zwei Österreicher sind beim Deutschen Buchpreis mit im Spiel

Zu den Arrivierten der Nominierten zählen Bodo Kirchhoff und Thomas Melle. Kirchhoff erzählt altersgemäß (der Mann zählt inzwischen 68 Jahre) in „Widerfahrnis“, wie ein bereits länger miteinander verbundenes Paar von frischer Leidenschaft gepackt wird. Auch bei Thomas Melle (41) geht es um Persönliches: „Die Welt im Rücken“ schildert das Leben eines manisch-depressiven Mannes und hat offenkundig autobiografische Züge.

Schließlich sind noch zwei Österreicher mit im Spiel: „Fremde Seele, dunkler Wald“ ist eine eher düstere Geschichte vom Land, die nachzeichnet, wie ein Konflikt unter Brüdern den väterlichen Bauernhof in den Abgrund stürzt. Eva Schmidt schließlich repräsentiert das gesellschaftlich ja zusehends wichtigere Thema Mensch-Tier: „Ein langes Jahr“ schildert in vielen kleinen Episoden vom Leben kleiner Leute, die alle auch ein inniges Verhältnis zu ihren Hunden haben.

Bei Einführung des Deutschen Buchpreises vor elf Jahren wurde über dessen Sinnhaftigkeit noch gern gestritten. Inzwischen aber ist er als Gradmesser des literarischen Schaffens weitgehend unbestritten und angesehen. Auch in anderen Ländern werden traditionell zum Ende des Jahres die „besten Roman“ ausgezeichnet, zum Beispiel in Frankreich mit dem Prix Goncourt und in Großbritannien mit dem Man Book Prize. Anders als der Literatur-Nobelpreis, der ja ein ganzes Lebenswerk ehren soll, wird hier die aktuelle literarische Produktion in den Mittelpunkt gerückt.