Streik bei der Post Foto: dpa

Der Streik bei der Post trifft viele Bürger, die schon durch die Arbeitskämpfe bei Kitas, Bahn und Lufthansa gebeutelt sind. Ein Zufall ist das nicht, meint Wirtschaftsressortleiter Klaus Köster.

Stuttgart - Lokführer, Piloten, Kita-Beschäftigte und jetzt die Post: Kaum gibt es im einen Bereich eine Streik-Atempause, gewinnen im anderen die Auseinandersetzungen an Schärfe. Die Arbeitskämpfe in Deutschland konzentrieren sich in diesem Jahr auf die öffentliche Daseinsvorsorge. Wo es dem Bürger wehtut, lassen sich Forderungen besonders wirkungsvoll durchsetzen. Man werde „da ansetzen, wo wir sofort die größten Auswirkungen haben“, sagt die zuständige Verhandlungsführerin der Gewerkschaft Verdi.

Nun gehört es zum Wesen eines Streiks, dass er der Gegenseite wehtut. Zum Wesen eines Streiks gehört aber auch, dass alle Beteiligten aufpassen müssen, sich nicht zu verrennen, denn ein überzogener Arbeitskampf kann ein Unternehmen langfristig schädigen. Online-Versandhändler werden nicht lange zusehen, wie ihre Ware in den Verteilzentren verstaubt, sondern sich der Konkurrenz zuwenden. Deshalb ist es wichtig, dass beide Seiten nicht nur daran denken, wie sie die Gegenseite auf die Palme bringen, sondern auch daran, was sie zur Lösung beitragen können.

Dass die Post zusätzliche Beschäftigte in billigen Tochtergesellschaften einstellt, ist für die Gewerkschaft natürlich starker Tobak – werden dadurch doch ihre Tarifverträge ausgehebelt. Andererseits gibt es Konkurrenzunternehmen, die ihre Mitarbeiter weit schlechter bezahlen als die Post, ohne dass die Gewerkschaft es schafft, diese Wettbewerbsverzerrung zu beseitigen. Diesen Zustand wiederum kann die Post nicht akzeptieren und sucht deshalb einen Weg außerhalb der bisherigen Tarifverträge. Will die Gewerkschaft verhindern, dass es im Unternehmen eine Zweiklassengesellschaft gibt, wird sie der Post entgegenkommen müssen – die im Gegenzug ihre Auslagerungspläne zur Disposition stellen muss.