Aufsichtsratschef Achleitner (links) hat keine glückliche Hand bei der Führung des Kreditinstituts bewiesen. Der neue Vorstandschef Sewing kommt indes bei den Aktionären gut an. Foto: AP

Der Chef des Deutsche-Bank-Aufsichtsrats, Paul Achleitner, hat viel zu lang gezögert – und sollte endlich persönliche Konsequenzen ziehen, kommentiert Wirtschaftsredakteur Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Für Christian Sewing war es eine Art „Feuertaufe“, erst gab es Beifall von den Aktionären, dann Kritik und schließlich einen sinkenden Aktienkurs. Dennoch: Endlich, so sagten Vertreter der Anteilseigner auf der Hauptversammlung, bewegt sich etwas bei der Deutschen Bank. Der im April eher überraschend auf den Chefsessel beförderte Sewing will den Rotstift ansetzen, die Kosten senken und die Deutsche Bank aus den Bereichen verabschieden, in denen sie nicht so stark ist, wie dies ein international agierendes Institut sein sollte. Das bedeutet, wieder einmal, Personalabbau, wenn auch hauptsächlich im Ausland. Dennoch soll die Deutsche Bank nicht zur Regionalbank schrumpfen, sondern weiter für ihre Geschäftskunden im internationalen Geschäft ein verlässlicher Partner sein – das ist gut so, denn die größte Volkswirtschaft Europas braucht eine international tätige Großbank.

Keine Lösungen, nur sinkende Aktienkurse und Verluste

Wenig erfreulich war das Aktionärstreffen für den Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner, der sich gegen einen Abwahlversuch zur Wehr setzen musste – und auch gegen die Kritik, sechs Jahre lang die wirkliche Wende bei Deutschlands größtem Kreditinstitut nicht befördert zu haben. In der Tat schwankt die Deutsche Bank zwischen dem Wunsch, mit den ganz Großen der Branche weltweit mitmischen zu können, und der Realität, die auch deutschen Kreditinstituten gewisse Grenzen vorgibt. Die bisherigen Versuche des Aufsichtsratsvorsitzenden, eine Lösung zu finden, haben nichts gebracht, nur sinkende Aktienkurse und Verluste. Es mag ein Versprecher gewesen sein, oder aber Wunschdenken, als Achleitner auf der Hauptversammlung von einer Dividende von elf Euro sprach. Elf Cent sind die Wirklichkeit, und sie sind ein Armutszeugnis für den obersten Kontrolleur. Es hat zu lange gedauert, bis sich bei der Bank wieder etwas bewegt. Als Josef Ackermann gehen musste, versprachen Anshu Jain und Jürgen Fitschen einen Kulturwandel, der nie zu spüren war. Als John Cryan die Doppelspitze ablöste, versprach er die Umsetzung des Wandels, passiert ist wenig. Die Frage ist berechtigt, wie lange Paul Achleitner diese Fehlentwicklung noch durch einen Blick über seine Brille hinweg weglächeln möchte – oder wann er persönlich die Konsequenzen zieht.