Volker Kefer ist Bahnvorstand für Infrastruktur und Dienstleistungen – und damit auch zuständig für das umstrittene Projekt Stuttgart 21. Foto: dpa-Zentralbild

Überraschender Rückzug des Spitzenmanagers Volker Kefer. Er zieht damit wohl auch die Konsequenzen aus den Problemen mit Stuttgart 21.

Berlin - Nach Kritik an seiner Informationspolitik beim Bahnprojekt Stuttgart 21 räumt der stellvertretende Bahnchef Volker Kefer seinen Vorstandsposten. Das habe der Manager dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bahn, Utz-Hellmuth Felcht, mitgeteilt, verlautete am Dienstagabend aus dem Umfeld des Kontrollgremiums. Kefer wolle aber noch so lange als Vorstand für Infrastruktur und Technik im Amt bleiben, bis ein Nachfolger gefunden sei.

Der 60-Jährige kümmert sich seit 2010 auch um das Milliardenprojekt Stuttgart 21. Nachdem vor zwei Wochen bekannt wurde, dass der bisherige Kosten- und Zeitplan für den Bau eines neuen unterirdischen Durchgangsbahnhofs samt Zubringerstrecken wahrscheinlich nicht zu halten ist, wuchs die Kritik an Kefer. Aufsichtsrats-Vizechef Alexander Kirchner bemängelte, noch vor drei Monaten habe der Vorstand erklärt, es sei alles in Ordnung. Dies habe sich jetzt als falsch erwiesen, hatte Kirchner, der Vorsitzender der Gewerkschaft EVG ist, am vorigen Sonntag gesagt. Am heutigen Mittwoch will sich der Bahn-Aufsichtsrat mit dem Thema S21 befassen.

Finanzieller Puffer bei S21 fast aufgebraucht

Nach der jüngsten Bestandsaufnahme der Bahn ist bei Stuttgart 21 die angepeilte Inbetriebnahme Ende 2021 in Gefahr. Es könnte dem internen Bericht zufolge bis zu zwei Jahre länger dauern. Außerdem ist der finanzielle Puffer von 500 Millionen Euro fast aufgebraucht. Bislang liegt der vom Aufsichtsrat festgelegte Finanzierungsrahmen bei 6,5 Milliarden Euro. Von den Projektpartnern sind knapp 6,0 Milliarden Euro als Investitionsbudget genehmigt. Bei dem Projekt sind laut Bahn-Gutachten seit Ende 2012 durch externe Faktoren Kostenrisiken in Höhe von 623 Millionen Euro hinzugekommen. Allein 166 Millionen Euro davon gingen auf das Konto von verzögerten Baugenehmigungen. Eine veränderte Tunnelbauweise, um Schäden durch das aufquellende Mineral Anhydrit zu vermeiden, schlägt mit 144 Millionen Euro zu Buche.

Obwohl längst an diversen Orten gebaut wird, ist das Projekt in der baden-württembergischen Landeshauptstadt noch immer hoch umstritten. Bei den Koalitionsverhandlungen nach der Landtagswahl im März hatte das Projekt noch einmal Spannungen hervorgerufen. Grüne und CDU konnten sich lange nicht auf eine Formulierung einigen, wie die Regierung mit möglichen Mehrkosten umgehen soll. Am Ende hieß es diplomatisch, in Gesprächen mit der Bahn halte man am Ziel fest, sich nicht über die vom Land zugesagten 930 Millionen Euro hinaus an dem Milliarden-Vorhaben zu beteiligen.

Auch Bahnchef Grube unter Druck

Kefer war erst im vergangenen Jahr zum stellvertretenden Konzernchef aufgestiegen und galt zudem als Rivale von Bahnchef Rüdiger Grube. Dieser steht nach dem Milliarden-Verlust im vergangenen Jahr selbst unter Druck. Auch sein Vertrag läuft, wie eigentlich der von Kefer, Ende 2017 aus. Die Chancen auf eine Verlängerung dürften mit dem Abgang Kefers nun aber gestiegen sein.