Equanimeous St. Brown macht als Footballspieler von sich reden – so wie einst sein Vater John Brown als Bodybuilder. Foto: AP

Equanimeous St. Brown, dessen Vater John Brown als Bodybuilder erfolgreich war, könnte der erste Star des American Football mit deutschem Pass werden. Für welches Team aus der US-Profiliga NFL der 21-Jährige nach seiner Unizeit künftig spielen wird, stellt sich nun beim sogenannten Draft heraus.

Stuttgart - Sein Name klingt nach Star. Er sieht aus wie ein Star. Jetzt muss er nur noch einer werden.

Equanimeous St. Brown bringt alles mit, was es für die große Sportkarriere braucht. Der 21-Jährige hat das Zeug, der erste Star mit deutschem Pass in der American-Football-Profiliga NFL zu werden. Eine Galionsfigur wie im Basketball Dirk Nowitzki fehlt der Sportart ja noch. „Das wäre sehr schön, wenn ich diesen Job bekommen könnte – ich wäre sehr geehrt“, sagt der Deutschamerikaner unserer Zeitung in fließendem Deutsch. Beim Draft, bei dem die NFL-Teams sich von diesem Donnerstag bis Samstag in Arlington/Texas die Rechte an den Nachwuchsspielern von den Unis sichern können, wird der Name des Toptalents von der berühmten University of Notre Dame in Indiana voraussichtlich in einer der ersten drei Runden aufgerufen werden.

Die Mutter stammt aus Leverkusen

Sein Vater war einst ein Star in der Bodybuilderszene. 1981 und 1982 gewann John Brown den Titel Mister Universum, zudem ist er dreimaliger Mister World. Dank des Bodybuildings kam er raus aus dem Gangsterumfeld seiner Heimatstadt Compton im Los Angeles County – und hinaus in die große weite Welt. Auf der Fibo, einer Fitnessmesse in Köln, lernte er 1989 die Krankengymnastin Miriam aus Leverkusen kennen, 1996 heirateten sie in deren Heimatstadt. Die beiden leben heute in Anaheim Hills (Orange County) bei Los Angeles und haben drei Söhne.

Die Namen der Brüder von Equanimeous Tristan Imhotep J. St. Brown sind nicht weniger spektakulär als seiner: Osiris Adrian Amen-Ra J. (19) und Amon-Ra Julian Heru J. (18). Ihr Vater wollte Vornamen, die sie gleich von allen anderen abheben, und fügte dem Nachnamen noch das „St.“ hinzu, weil er fand, dass das „sicher cool auf dem Rücken eines Trikots aussehen würde“. Er hatte schon damals große Karrieren für seine Kinder im Sinn.

Die drei Brüder sind allesamt Ausnahmetalente

Alle drei Söhne sind begehrte Talente, die Plätze an Football-Eliteunis bekommen haben. Osiris hat sich für die Stanford University in der Nähe von San Francisco entschieden, Amon-Ra erst kürzlich unter vielen Topangeboten für die University of Southern California in Los Angeles. Alle drei sind Wide Receiver, also Passempfänger – sie fangen die vom Quarterback geworfenen Bälle. Alle drei sind dreisprachig (Englisch, Deutsch sowie Französisch, weil sie in jungen Jahren eine französische Schule in den USA besuchten und 2008 auch mal ein halbes Jahr in Paris lebten) und schreiben herausragende Noten.

Die akademische Ausbildung ist das Zuständigkeitsgebiet von Mutter Miriam, die nach dem Tod ihrer Eltern deren Haus in Leverkusen-Hitdorf für die Deutschland-Aufenthalte mit ihrer Familie im Sommer behalten hat. Sie spricht mit ihren Jungs seit je und bis heute nur Deutsch. „Freizeit hatten wir erst, wenn alle Hausaufgaben und ihre Extraaufgaben, die es jeden Tag noch zusätzlich für uns gab, erledigt waren“, sagt Equanimeous St. Brown.

Zur Abhärtung nach Compton, die alte Heimat des Vaters

Die athletische Ausbildung verantwortet sein ebenso exzentrischer wie perfektionistischer Vater, der seine Jungs auch schon als Kinder im Fitnessstudio getrimmt hat und Sätze sagt wie: „Löwen können nicht mit Lämmern koexistieren.“ Um seine Söhne zu Löwen zu machen, um sie auch mental zu stärken, ist er mit ihnen immer wieder in seine alte Heimat Compton gefahren und hat sie mit Jungs von dort trainieren lassen. „Dort herrscht eine komplett andere Mentalität als im ,weißen‘ Orange County. Ich denke, es hat sich ausgezahlt, denn sie sind abgehärtet auf dem Spielfeld“, sagt Miriam Brown.

Gute Gene, klarer Plan, Starpotenzial hoch drei.

Equanimeous St. Brown, Spitzname EQ, ist 1,95 Meter groß und bringt 97 Kilo auf die Waage. Den Sprint über 40 Yards (36,5 Meter) schafft er in bemerkenswerten 4,48 Sekunden. Dieses Paket aus Größe und Schnelligkeit, das ihm auch einen großen Fangradius erlaubt, gepaart mit seiner Kraft, ist sehr attraktiv für die Profiteams. Seine Athletik ist auch für NFL-Verhältnisse herausragend – ihm wird eine erfolgreiche Karriere vorhergesagt. „Mein großer Traum ist es, einmal den Superbowl zu gewinnen“, sagt der 21-Jährige.

Anders als die bisherigen NFL-Profis mit deutschem Pass spielt Equanimeous St. Brown auf einer Position, auf der er regelmäßig den Ball bekommt und Touchdowns erzielen kann. Das erhöht sein Starpotenzial automatisch, zumal das Interesse an der NFL in Deutschland in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist. „Es freut mich sehr, dass American Football immer beliebter wird, und ich hoffe, dass ich bald wieder mal nach Deutschland kommen kann“, sagt der Sohn von Mister Universum, der mit seiner außergewöhnlichen Familie in den USA zuletzt schon immer mehr ins Rampenlicht gerückt ist.