Die Nachwuchsdesigner Helena Kiefer, Georg Kloeck und Elias Grieninger haben mit ihren Ideen beim Mia-Seeger-Preis (Motto: „Was mehr als einem nutzt“) reüssiert. Foto: Simon Granville

Produktdesign, das beflügelt: Der international ausgerichtete Wettbewerb Focus Open kürt seine Preisträger. Zwei davon kommen dieses Jahr aus Ludwigsburg. Womit haben die Gestalter dieses Jahr am meisten überzeugt?

Ein intelligentes T-Shirt, das über Sensoren die Notrufzentrale alarmiert, wenn sein Träger einen Stromschlag erlitten hat. Ein sowohl leichter als auch stabiler Feuerwehrhelm, an den Zusatzteile wie eine Nackenleuchte ohne Werkzeug und mit einer Hand eingeklickt werden können. Oder Einbaugehäuse, die Elektroinstallationen in Betondecken oder -wänden vereinfachen. Es sind innovative, mit Esprit gestaltete Gebrauchsobjekte wie diese drei, die nicht nur Regierungspräsidentin Susanne Bay zum Schwärmen bringen – „Wir sehen hier einzigartige Lösungen für alltägliche Herausforderungen!“, freut sie sich – , sondern die auch eine komplette Jury mit Überzeugungskraft für sich eingenommen haben.

Beim Focus Open 2022, dem international ausgerichteten Designpreis, den das Design-Center des Landes Baden-Württemberg auslobt, vergaben die Juroren neunmal den „Focus Gold“ für zukunftsweisende, herausragende Designlösungen, 18-mal den „Focus Silver“, 16-mal den „Focus Special Mention“. Im Bewerberfeld waren sowohl große Player, die teils eigene Design-Abteilungen haben, als auch Startups oder Solo-Selbstständige.

Vom Berufseinsteiger bis zum Schwergewicht ist alles dabei

Der niederschwellige Zugang zur Teilnahme zeichnet den Preis aus. Er verdankt sich seiner staatlichen Aufhängung: das Land versteht sein Design-Center als gelebte Wirtschaftsförderung. „Design wird immer wichtiger“, sagt die Center-Chefin Christiane Nicolaus, „es gibt keine Branche mehr, in der Design nicht als Wirtschafts- und Erfolgsfaktor eingesetzt wird.“ Beim Focus Open sei „vom Berufseinsteiger bis zum Schwergewicht“ alles dabei. Die Jury wechselt jedes Jahr („Da gibt es keine Seilschaften“), Juroren dürfen keine eigenen Beiträge einreichen, es wird keine Vorauswahl getroffen und auch nicht anhand von Fotos geurteilt: „Die Jury kann nur etwas adäquat beurteilen, das sie selbst anfassen, ausprobieren oder probesitzen kann“, erklärt Nicolaus.

Gekürt werden die Preisträger aus dem In- und Ausland jährlich in Ludwigsburg, was den Oberbürgermeister beglückt: „Der Preis und die Ausstellung sind von unglaublicher Bedeutung für unsere Stadt. Es ist großartig, dass wir diese tollen, zukunftsgerichteten Ideen hier zeigen dürfen“, sagt Matthias Knecht. Dieses Jahr gibt’s für ihn ein Sahnehäubchen: gleich zweimal gehen Preise nach Ludwigsburg. Einen Gold-„Focus“ hat die Firma Instagrid GmbH für ihren tragbaren Batteriespeicher (Design: Inhouse, Felix Fuchs) bekommen – „einer der genialsten Werbeträger Ludwigsburgs“, so Knecht. Den Sonderpreis „Focus Meta“, der nur einmal pro Jahr verliehen wird – oder, wenn kein als zündend genug befundener Beitrag eingereicht wird, auch gar nicht – räumte Maxmaier Urbandevelopment für die Quartierstransformation alter Industriehallen in der Ludwigsburger Weststadt ab (Konzeption: SFP Architekten Stuttgart). Die Jury wertete das Konzept als „visionäres Beispiel für ein neues Verständnis von urbanem Arbeiten“. Auch Christiane Nicolaus, von Haus aus Industriedesignerin, ist Feuer und Flamme: „Diese unternehmerische Vision hat schon vor mehr als 20 Jahren begonnen und ist noch lange nicht Ende.“

Auch Nachwuchsdesignerinnen und -designer kommen zum Zug

Die preisgekrönten Produkte, zu denen beispielsweise ein Langschaftdübel, eine Armbanduhr, ein Tourenskischuh, ein gewerblicher Wäschetrockner, ein Workshop-Sitz, ein autonomer Gegengewichtsstapler oder Langstrecken-Flugsitze zählen, sind bis 20. November im Ludwigsburg Museum zu sehen – dienstags bis sonntags zwischen 10 und 18 Uhr. Am 30. Oktober um 15 Uhr und am 17. November um 16.30 Uhr gibt es Führungen zum Thema. Die Designer der Zukunft bekommen dort ebenfalls Raum: Die Schau zeigt auch Produkte, die mit dem Mia-Seeger-Preis für Juniordesignerinnen und -designer deutscher Hochschulen ausgezeichnet wurden.

Weitere Infos unter www.design-center.de und unter mik.ludwigsburg.de