Liverpool gewinnt, der FC Bayern verliert: Sadio Mané (re.) düpiert Manuel Neuer. Foto: Baumann

Es gibt den Brexit. Und es gibt den Dexit. Aus der Champions League. Die deutschen Teams erleiden Schiffbruch, die englischen Clubs dominieren – aus diesen vier Gründen.

München - Das Desaster ist perfekt. Erstmals seit 2006 steht kein Fußball-Bundesligist im Viertelfinale der Champions League. Die Engländer haben den deutschen Clubs ihre Grenzen aufgezeigt. Ein Remis, fünf Pleiten, 3:17 Tore - das ist die deprimierende Bilanz der Bundesligisten in den drei Achtelfinal-Duellen in der Champions League mit den Clubs aus der Premier League. Die deutsche Eliteklasse liegt am Boden, der englische Fußball ist obenauf – doch warum ist das so? Wir liefern vier Gründe für die erdrückende Insel-Dominanz.

Das Geld: Es ist die einfachste Erklärung, aber wohl auch die stichhaltigste. Horrende TV-Einnahmen, ein historisch bedingter Vermarktungsvorteil im nahen und fernen Ausland, dazu die zahllosen internationalen Geldgeber – die englischen Clubs baden im Geld, und es sind dabei nicht mal nur die Spitzenvereine, die sich allerlei teure Transfers leisten können. An der Spitze haben die Manchester Citys und Liverpools aber Möglichkeiten, von denen etwa Borussia Dortmund nur träumen kann. Was auch den deutschen Ligachef Christian Seifert auf den Plan ruft. „Diejenigen, die am lautesten und radikalsten weniger Kommerz fordern“, sagte Seifert, wollten „den Zusammenhang zwischen nationaler Relevanz und internationaler Wettbewerbsfähigkeit einfach nicht wahrhaben.“ Auch Markus Weinzierl, der Trainer des VfB Stuttgart, äußerte sich am Donnerstag zur Thematik: „Kurzfristig macht es viel Geld schon einfacher, es ist schon Fakt, dass die Spieler dahin tendieren, wo das Geld ist.“

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Die nationale Konkurrenz: Die Gleichung ist einfach: Internationale Spitzenstars und solche, die es bald werden wollen und auf dem Sprung sind, zieht es nach England. Es gibt das meiste Geld, und es gibt die Aussicht darauf, mit einem Top-Club jederzeit die reelle Chance zu haben, in der Champions League oder zumindest in der Europa League weit zu kommen. Das wiederum hat schon seit längerem zur Folge, dass es in England von der Qualität der Teams her, wenn man so will, mindestens vier FC Bayerns gibt. Die Dichte an der Spitze führt zu etlichen nationalen Liga-Duellen auf Top-Niveau – wer sich an der Premier-League-Spitze behaupten kann, der ist auch in Europa titelreif.

Im Kontrast dazu steht die Bundesliga, in der der FC Bayern in den vergangenen Jahren kaum einen ernsthaften Konkurrenten hatte, deshalb im Alltag oft unterfordert war und womöglich deshalb ohne echte Wettkampfhärte auf der internationalen Bühne vor den Endspielen stets das Nachsehen hatte. „In der Premier League sind nicht alle Mannschaften besser als in der Bundesliga“, sagte Liverpool-Coach Jürgen Klopp nun dazu nach dem 3:1-Sieg beim FC Bayern: „Aber es gibt in England nun mal sechs, sieben Mannschaften, die in jeder Liga der Welt vorne mitspielen würden. Das macht es ein bisschen speziell.“

Die Trainer: Auch für die internationalen Startrainer, für die besten ihres Fachs, ist England das gelobte Land. Große finanzielle und personellen Möglichkeiten sind ein unwiderstehliches Argument. Umgekehrt haben es die Chefstrategen der Premier-League-Clubs (oder ihre Anteilseigner) erkannt, dass es nicht schadet, wenn man sich nicht nur auf dem englischen Trainermarkt umsieht und den Horizont erweitert. Jürgen Klopp in Liverpool, Pep Guardiola in Manchester, Mauricio Pochettino bei Tottenham – die Liste lässt sich fast beliebig fortsetzen und zeigt, dass die Premier League auch auf den Trainerbänken mehr Qualität hat als die Bundesliga.

Der Nachwuchs: Es gab eine Zeit, als es im deutschen Fußball im Zuge der Nachwuchsakademien der Clubs eine Schwemme an formidabel ausgebildeten Talenten gab – nun hat der englische Fußball nach langer Talsohle aufgeholt. Schon bei der WM 2018 in Russland präsentierte sich im Nationalteam ein Reservoir starker englischer Talente. Aufgrund der in den vergangenen Jahren neu geschaffenen Nachwuchsakademien der Clubs auf der Insel, die mittlerweile internationale Maßstäbe setzen, hat sich diese Entwicklung auch im Vereinsfußball fortgesetzt – und dürfte sich in den nächsten Jahren noch verstärken.