Ina Roth (Petra Schmidt-Schaller) ist nicht in die besten Hände geraten. Foto: ZDF

Der Krimi „Ein gefährliches Angebot“ mit Petra Schmidt-Schaller und Armin Rohde ist im Security-Milieu angesiedelt: Routiniert inszeniert, aber mit wenig Tiefenschärfe.

Stuttgart - Was ist die Aufgabe einer Sicherheitsfirma? Das Wohl des Kunden zu sichern, und das eigene obendrauf, und zwar um jeden Preis – so zumindest versteht Thomas Theissen (Armin Rohde) seinen Job als Kopf des Berliner Security-Unternehmens Cerberus. Damit fährt er sehr gut. Mit dem Erfolg seines Ladens und einem deutlich höheren Salär als bei der Polizei wirbt der frühere Ausbilder eine ehemalige Schülerin an: die Polizistin Ina Roth (Petra Schmidt-Schaller), die zwar jung, ehrgeizig und erfolgsorientiert ist, aber nicht smart genug, um die Prüfung für den gehobenen Polizeidienst zu bestehen, und auch nicht smart genug, um sich genau zu überlegen, worauf sie sich bei Theissen einlässt.

Das merkt sie erst, als sie festhängt in dem klebrigen Netz, das ihr Chef aus schmutzigen, illegalen Methoden gewoben hat, um den Auftraggeber Ecotecs zufrieden zu stellen: Das Vorstandsmitglied Michael Dithardt (Christian Berkel), das einem geplanten Joint-Venture mit chinesischen Geschäftspartnern im Weg steht, soll ausgeschaltet werden – „ziemlich endgültig“, indem ihm kinderpornografisches Fotomaterial untergeschoben wird. Das lässt Theissen seinen Mann fürs Grobe, Torsten Gütschow (André Hennicke), erledigen, den er aufgrund dessen Stasi-Vergangenheit in der Hand hat. Als Ina nach und nach realisiert, bei welchem Spiel sie mitspielt, muss sie sich die Frage stellen, mit der sie bedrohlich in der aus dem Ende des Films vorgezogenen Auftaktszene konfrontiert wird: Will sie Wolf oder will sie Geißlein sein?

Ein bisschen Spionage muss sein

In dem ZDF-Thriller „Ein gefährliches Angebot“ geht es um die altbekannte Frage, ob der Zweck die Mittel heiligt; es geht um Moral, Gewissen und darum, wie es eine junge, attraktive Frau damit hält und sich in der Folge in Gefahr begibt. Ein Szenario, das nicht gerade taufrisch ist, weshalb sich der Drehbuchautor Sven Poser bemüht, gesellschaftliche Relevanz des Überwachungs-Business herbei zu fabulieren. So lässt er Theissen mit Panoramablick über Berlin darüber schwadronieren, dass sich der Mittelstand durch Betriebsspionage und artverwandte Methoden „in einem permanenten Krieg“ befinde und die Security-Branche „mit so einem kleinen bisschen Drecksarbeit“ unter Umständen Tausende von Arbeitsplätzen rette: „Wir dienen unserem Land, wir verteidigen den Wohlstand“.

Das ist ein allzu aufgesetztes Manöver und stößt dem Zuschauer sauer auf; der hätte es eher goutiert, wenn das Drehbuch von Sven Poser und Hannu Salonen mehr Tiefenschärfe bei den inneren Konflikten der Hauptfigur und den Dialogen hergestellt hätte – hier rächt sich wohl, dass Poser, wie er im ZDF-Interview erzählt, wegen „Terminkonflikten“ beim Buch „kürzer treten“ musste, weshalb der Regisseur Salonen in die Bresche sprang.

Joviale Skrupellosigkeit

So sind die Gespräche reichlich mit Binsen, Worthülsen, Klischees durchsetzt: „Wo gehobelt wird, da fallen Späne“ oder „die Gerechtigkeit, die du suchst, gibt es nicht“, moralisiert Theissen, den Rohde als väterlichen Mentor gibt, der seine Skrupellosigkeit hinter Jovialität versteckt.

Hannu Salonen liefert visuell ein stimmiges Gesamtpaket ab: Der Regisseur lässt die Figuren vorwiegend in dunklen Räumen agieren, dazwischen geblendete Hauptstadtansichten sollen Dynamik und Zeitgeist suggerieren. Das ist alles ordentlich, aber alles andere als originell und ausgefeilt, und was wirklich nervt, ist der so penetrant wie unmotiviert eingespielte Elektro-Sound, der künstlich den Thrill erzeugen soll, den die schlichte Dramaturgie nicht hergibt. Auch Petra Schmidt-Schaller befremdet mit ihrer puren, eleganten Aura in diesem Milieu, auch wenn sie bewusst als Kontrast zum vierschrötigen Rohde gecastet worden sein mag.

Immerhin gelingt den Machern mit der Schlusswendung eine knifflige Ambivalenz – die hätte man sich aber durchgängig für den ganzen ZDF-Montagsfilm gewünscht.

ZDF, 20.15