Steinmetz und Bildhauer: Martin Kirstein in seinem Steinbruch Foto:  

Der Winnender Künstler Martin Kirstein feiert am Sonntag seinen 80. Geburtstag. Aus diesem Anlass lädt er an Pfingsten in seinen Steinbruch ein.

Winnenden - Old Firehand – das ist der erste Gedanke, der einem ehemaligen Karl-May-Leser durch den Kopf geht angesichts des Steinbruchs, in dem Martin Kirstein wohnt. Wie die Felsenburg des Westmannes wirkt dieses einmalige Domizil zwischen den Winnender Stadtteilen Höfen und Bürg. Ein schmales Sträßchen führt hinein, das man kennen muss, um nicht daran vorbeizufahren. Ist das Ziel erreicht, wird man zuerst von einem Hund begrüßt. „Sie ist die erste, die laut ist. Die früheren Hunde waren ganz still“, sagt Martin Kirstein angesichts des Gebells, das aus nicht ganz ersichtlichen Gründen ertönt.

Vom Studienfreund nach Winnenden vermittelt

Seit 1970 arbeitet der gebürtige Hamburger in dem Steinbruch, in dem der Steinmetzbetrieb seines Vorgängers Albert Diener war. Dieser hatte dort noch Steine gebrochen, die für den Bau von Kellern genutzt wurden. „Als man dazu überging, Keller zu betonieren, ging dieses Geschäft zu Ende“, sagt Kirstein, der durch Vermittlung eines Freundes aus der Bildhauerlehre in Hildesheim vermittelt worden war. „Er hatte einen elterlichen Betrieb, den er übernehmen sollte, ich nicht. So kam ich nach Winnenden.“

Schon als Schüler zeigte sich die zeichnerische Begabung Kirsteins. „Da war ich noch ein kleiner Junge, als ein Lehrer zu mir sagte, Martin, komm mit, du musst für mich was an die Tafel zeichnen. Du kannst das doch.“ Während der Lehrer erläuterte, illustrierte der Junge, was er hörte. In seinem Beruf als Steinmetz und Bildhauer ist das eine Grundfertigkeit, ohne die nichts geht. „Kreativität ist bei Steinmetzen und Bildhauern eine Voraussetzung.“ Kirsteins Entwürfe, die in seinem Arbeitsraum überall zu sehen sind, sind bereits eigenständige Kunstwerke.

Arbeiten spiegeln mit Witz den Alltag

Arbeiten Kirsteins kann man in ganz Deutschland finden. Neben sakralen Arbeiten hat er eine Reihe von Arbeiten geschaffen, die direkt aus dem Alltag gegriffen sind und durch ihren Witz bestechen. Die Nachbarin etwa, eine Frau, die sich neugierig über eine Brüstung lehnt, haben sicher die meisten schon in Natura erlebt. In Bad Urach verabreicht ein Bader einer sichtlich entzückten Nackten einen kalten Guss. Der Brunnen steht vor der Reha-Klinik Schwäbische Alb.

Irgendwann hat der Bildhauer nicht nur im Steinbruch gearbeitet, er ist ganz hingezogen. „Ich war oft spät abends noch an der Arbeit und musste dann noch nach Hause fahren. So kam es dazu, dass wir ganz hier eingezogen sind.“ In dem steilen Tal wird es im Winter recht kalt. „Wir müssen schon kräftig heizen“, sagt Kirsteins Lebensgefährtin Margot Puphal. Sie zeigt auf einen Spalt in der Felswand. „Das ist unser natürlicher Kühlschrank, da kommt es Sommer wie Winter gleich kühl heraus“, sagt sie.

Ein Buch über den Mops in limitierter Auflage

Wohin man blickt, sieht man Arbeiten des Künstlers, der sich neben der Bildhauerei der Kalligrafie widmet. Im Jahr 2017 hat er das Buch „Epitaph für einen Mops“ veröffentlicht, ein aufwendig illustrierter und produzierter Prachtband über den berühmten Winnender Mops. Kirstein erzählt in der „historiografischen Erzählung“ den Mythos um den Hund des Carl Alexander von Württemberg, der zusammen mit Prinz Eugen von Savoyen gegen die Türken zog. Die Erstausgabe ist limitiert auf 300 Exemplare.

Kirstein zeichnet darin nicht nur die Geschichte des namenloses Hundes – im Buch heißt er Fortunatus – sondern auch der Politik der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Und die des Vertrauten Karl Alexanders namens Duncen, der den „königlichen“ Vater des Mopses aus England nach Süddeutschland brachte.

Musik und Literatur zum Geburtstagsfest

Aus dem Buch wird Kirsteins Tochter am „Tag des offenen Steinbruchs“ am Pfingstmontag, 10. Juni lesen. Von 11 Uhr an sind alle Interessierten eingeladen, sich in Kirsteins Welt umzuschauen. Der Verein Discovery wird die Bewirtung übernehmen, Musik gibt es auch. Eigentlich sei das für seinen 80. Geburtstag an diesem Sonntag geplant gewesen. „Aber da wird der 50. Jahrestag der Städtepartnerschaft mit Albertville gefeiert.“