Waldwanderer Gerald Klamer (braune Jacke) ist mit der Waldinitiative Renningen im Stadtwald unterwegs. Foto: Jürgen Bach

6000 Kilometer ist Gerald Klamer durch deutsche Natur gelaufen. Die Waldinitiative Renningen hat ihn nun eingeladen, sich den hiesigen Forst genau anzusehen.

„Die Zukunft des Waldes liegt bei uns ganz klar bei den Laubbäumen“, ist sich Gerald Klamer sicher. Der 55-Jährige hat schon viel Wald gesehen, viele gesunde und kranke Bäume, auch inzwischen völlig kahle Flächen. Rund 6000 Kilometer weit ist der studierte Forstwirt durch Deutschlands Wälder gewandert. Nach 25 Jahren als Förster, darunter auch als Leiter eines Reviers, quittierte er den Dienst.

Zustand der deutschen Wälder begutachtet

Im Februar 2021 zog er unter dem Stichwort „Waldbegeisterung“ los – von Marburg in Hessen durch die Mittelgebirge der Republik. Er durchquerte auch den Schwarzwald und lernte die Schwäbische Alb kennen. Bis November 2021 war er unterwegs und weckte dabei als „der Waldwanderer“ das Interesse der Öffentlichkeit und der Medien. Immer wieder traf er sich dabei mit Förstern und Fachleuten. In einem täglichen Blog-Beitrag ließ er jeden, der wollte, an seiner Tour teilnehmen und sich über den Zustand der Wälder informieren.

Seine Leidenschaft für den Wald ist groß. „Es gibt keinen Ort, wo ich mich lieber aufhalte“, sagt Gerald Klamer auf die Frage nach der Motivation für seine Mammut-Tour. Das wird auch beim Besuch in Renningen am Samstag deutlich. Klamer ist auf Einladung der Waldinitiative Renningen von Stuttgart, wo er inzwischen lebt, wenn er nicht in den Wäldern unterwegs ist, gekommen. Seine Meinung zu verschiedenen Waldsituationen ist gefragt und er scheut sich nicht, sie zu äußern.

Auf seiner Runde durch einige der Waldbezirke der Rankbachstadt ist er engagiert und mit wachem Blick dabei. Im Bergwald zeigt er auf eine einzelne stattliche Birke: „Das ist ein Pionierbaum, der seine Samen weit verteilt. Falls die Douglasienpflanzung schräg gegenüber Probleme bekäme, würde die die Fläche schnell besiedeln.“ Auch für eine große Hainbuche hat er Lob. „Das ist ein Baum mit Zukunft“, meint er mit Blick auf die Klimaveränderungen.

Die Buche ist vielleicht klimastabiler als gedacht

„Es ist gut, dass die da stehen“, sagt er mit Blick auf die als Habitatbäume gekennzeichneten alten Buchen im Bergwald. Zu den Plastikhüllen, mit denen junge Eichensetzlinge auf einem kahl geschlagenen Hang am Bergwald geschützt werden, gebe es Alternativen, etwa einen Zaun. Im Übrigen sei noch nicht raus, ob die Buchen wegen des Klimawandels wirklich keine Zukunft haben, zeigt sich der Waldwanderer Klamer vorsichtig optimistisch. Die Buche ist deutschlandweit die häufigste Laubbaumart. Im Renninger Wald hat sie einen Anteil von 30 Prozent.

Zwei Drittel aller Bäume im Stadtwald sind Laubbäume. Bei den Nadelbäumen dominieren noch die Fichten, doch die Douglasien sind auf dem Vormarsch, wie der kürzlich vom Gemeinderat beschlossene Bewirtschaftungsplan zeigt. Danach sollen in diesem Jahr 1200 Douglasien neu angepflanzt werden, dazu 500 Tannen. Auf eine kleine Douglasienschonung im Hardtwald blickt der Förster Klamer nachdenklich, weil auch dieser Baum viel Wasser brauche.

Man sollte beim Wald davon ausgehen, was von Natur aus am jeweiligen Standort wachse. Was man spare, wenn man eine natürliche Verjüngung des Waldes zulasse, zahle sich „doppelt und dreifach aus“, meint Gerald Klamer. Lobende Worte findet er für die großen Tannen, die dort wachsen.

Je naturnäher der Wald, desto besser

Der Renninger Wald weise eine ursprüngliche Baumartenmischung auf und sei von den Förstern offensichtlich schon lange naturverträglich bewirtschaftet worden, so Klamer. Die Naturnähe sei für ihn überhaupt das wichtigste Kriterium. „Ein Wald ist umso besser, je naturnäher er ist.“ Dazu gehörten auch Flächen, die dauerhaft aus der Nutzung herausgenommen werden.

Für Jörg Stenner von der Renninger Waldinitiative hat sich bestätigt, dass man im Renninger Wald ein „richtig gutes Fundament“ habe. Ziel sollte es nun sein, einen „markanten Bereich“ aus der Nutzung herauszunehmen sowie den Altersdurchschnitt der Bäume zu heben, sprich, sie länger wachsen zu lassen.