Ungewohnter Anblick: Mario Gomez (Zweiter von rechts) als Bankdrücker. Foto: Baumann

Mario Gomez erlebt die 1:4-Niederlage seines VfB Stuttgart beim FC Bayern München aus einer ganz neuen Perspektive: Über 90 Minuten lang auf der Bank. Wo er mitansehen konnte, dass die Mannschaft ohne ihn gar nicht so schlecht funktioniert.

Stuttgart - Es war ein ungewöhnlicher Trainingstag, den Mario Gomez am Montag erlebte. Gemeinsam mit den anderen Reservisten vom Vortag trotze der 33-Jährige beim Spielersatztraining der Kälte. Eine gänzlich neue Erfahrung für den Torjäger vom Dienst – gehörte er doch bislang so fest zur Startelf des VfB Stuttgart wie der Brustring zum Trikot der Weiß-Roten. In München war aber zum ersten Mal Bankdrücken angesagt. Volle 90 Minuten lang.

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In denen Gomez mitansehen konnte, dass es der VfB ohne ihn gar nicht so schlecht hinbekommt. Mit schnellen Kontern brachte der Außenseiter den großen Favoriten ein ums andere Mal in Bedrängnis. Zum Teil war sogar Kombinationsfußball zu erkennen. Wie in der 64. Minute, als sich der VfB schön in den Münchner Strafraum durchspielte. Und Nicolas Gonzalez frei vor dem Tor von Manuel Neuer nur den Pfosten traf.

Mehr Geschwindigkeit ohne den Topstürmer

Dass es am Ende 1:4 ausging, hatte jedenfalls wenig mit Mario Gomez zu tun. Was dieser auch gar nicht behaupten wollte, stattdessen merkte er gut gelaunt an: „Die Mannschaft hat es gut gespielt.“ Eine klare taktische Maßnahme sei seine Nicht-Berücksichtigung gewesen, erklärten Gomez und Markus Weinzierl hinterher im Stil eines Trainerduos. Der absteigsgefährdete VfB suchte gegen die ballsicheren Bayern sein Heil in Kontern und Geschwindigkeit – da war der 33-Jährige nicht gefragt. „Ich bin realistisch genug, um mich selbst einzuschätzen“, lieferte der Angreifer selbstlos die Begründung: „Ich kann dem Niklas Süle nicht mehr davonlaufen.“

Nun tritt man Gomez nicht zu nahe, wenn man anfügt: Nicht nur Niklas Süle. Auch andere Verteidiger der Fußball-Bundesliga sind dem ehemaligen Nationalspieler inzwischen häufig einen Schritt voraus. Das hat der bisherige Saisonverlauf gezeigt. Ganze 15 Tore hat der Tabellen-16. in 19 Spielen erzielt, fünf durch Mario Gomez. Viel zu oft hängt der Stoßstürmer in der Luft. Weshalb sich vor den richtungsweisenden Duellen am Sonntag (18 Uhr) gegen den SC Freiburg und eine Woche später bei Fortuna Düsseldorf die Frage aufdrängt: Ist der VfB ohne Gomez der bessere VfB?

Weinzierl lässt die Gomez-Frage offen

So mancher Fan vertritt diese These angesichts des oft statischen Spiels mit vielen langen Bällen ja schon länger. Und Markus Weinzierl? Muss lächeln, als die Frage auf seinen Topstürmer und das Spiel gegen die Freiburger kommt. „Das werden wir dann sehen. Wir haben noch eine Woche Zeit“, lässt er sich nicht in die Karten blicken.

Klar ist, dass der 44-Jährige seinem Torjäger grundsätzlich viel Vertrauen entgegenbringt. Und Gomez schon vor Monaten glaubhaft versicherte, sich mit einer Reservistenrolle anfreunden zu können, sollten es andere besser machen. Dieser Beweis steht weiter aus. Das Spiel in München war aber zumindest eine Andeutung.