Die historische Treppe der Alten Post darf nicht verdeckt werden. Foto: Archiv Milankovic

Die Stuttgarter Straßenbahnen wollen in Plieningens Ortsmitte einen Unterstand für ihre Fahrgäste bauen. Doch das Bushäuschen ist überall im Weg.

Plieningen - Ob dieses Bushäuschen jemals gebaut wird? Das darf getrost gefragt werden, denn dies ist innerhalb von drei Jahren noch nicht gelungen. Der Grund: Das Wartehäusle für Busfahrgäste steht irgendwie überall im Weg. Das ist die Quintessenz der vergangenen Jahre.

Geplant ist der Unterstand für die Bushaltestelle „Plieningen Post“. Die Haltestelle befindet sich derzeit direkt vor ihrem Namensgeber: der Alten Post. Da lag es nahe, dass die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) den Unterstand an eben dieser Stelle bauen lassen.

Der Casino-Betreiber könnte klagen

Dem Bezirksbeirat gefiel’s – der Stadt aber nicht. Die Denkmalschützer winkten ab. Das Bushäuschen würde die historische Treppe zur Alten Post verdecken. „Die Bushaltestelle sollte optisch auf keinen Fall zu einem Teil des Gebäudes werden“, erklärt Matthias Bertram vom Stadtplanungsamt.

Zudem bestünde offenbar die Gefahr, dass der Geschäftsmann, der in der Alten Post eine Spielhalle betreibt, klagt. Er darf nämlich an der Gebäudefassade nicht für sein Casino werben – wegen des Denkmalschutzes. Hinge direkt vor dem Haus Reklame an der Bushaltestelle, könnte er dies als ungerecht auffassen und sich wehren.

Der erste Standort ging auch nicht – wegen eines Brunnens

Der Standort vor der historischen Treppe der Alten Post war übrigens bereits der zweite Anlauf der SSB. In einem ersten Antrag hatte das Verkehrsunternehmen versucht, die Genehmigung für die Ecke Halfgarten/Filderhauptstraße zu bekommen. Doch schon bei dieser Wahl war die SSB mit Plieningens Ortshistorie kollidiert. An dieser Straßenecke hätte das Häuschen den Stützagassbrunna verdeckt.

„Seither haben wir keinen neuen Bauantrag bei der Stadt eingereicht“, sagt Susanne Schupp, eine Sprecherin der SSB. Dass es das Bushäusle bisher nur auf dem Papier gibt, kann sie schwer nachvollziehen. Die SSB will sich dem Thema demnächst wieder widmen. „Vielleicht geht es dann wieder in Richtung der Planung, für die es bereits einmal grünes Licht gegeben hat“, sagt Susanne Schupp.

Es gibt keine Alternative, doch der Bezirksbeirat winkt ab

Denn die Stadt hatte der SSB – um nicht nur Nein zu sagen – einen Gegenvorschlag gemacht. Knapp zwei Meter von der Mitte der Alten Post entfernt hätten die Denkmalschützer keine Einwände gegen einen Unterstand. Und vom Platz her könnten Fußgänger dort problemlos passieren. Das Problem: Den Bezirksbeiräten gefällt diese Variante nicht.

„Für mich sind die Einwände gegen den versetzten Standort nicht nachvollziehbar“, sagt Matthias Bertram vom Stadtplanungsamt. Eine andere Lösung fällt ihm nicht ein. Baulich dürfe an der umgestalteten Filderhauptstraße nämlich nichts verändert werden; der Umbau ist auch mit Fördermitteln bezahlt worden. „Es könnte zu Rückzahlungsforderungen von Fördermitteln führen“, sagt Bertram.

Regine Theimer, die stellvertretende Bezirksvorsteherin, hätte nichts dagegen, wenn die Rathausmitarbeiter die Angelegenheit zu den Akten legen könnten – und das Wartehäuschen endlich gebaut werden würde. Es gebe dafür einen Bedarf, sagt Regine Theimer. Die Busfahrgäste sollten sicherheitshalber noch eine Weile einen Schirm einpacken.