Nun fehlen nur noch die Radfahrer: Die Neckarbrücke ist saniert, und die Marbacher Straße bietet viel Platz für Zweiräder. Foto: factum/Granville

Ludwigsburg möchte eine fahrradfreundliche Stadt werden. Doch der Umbau der Marbacher Straße hat gezeigt, wie holprig der Weg dorthin ist.

Ludwigsburg - So groß das Getöse in der Planungsphase war, so lautlos ist die Übergabe des neuen Radwegs in der Marbacher Straße vonstatten gegangen: Die Absperrungen und Umleitungsschilder sind abgebaut und die Bauarbeiter abgezogen. Ob nun allerdings der auf eine Spur zurückgedrängte Autoverkehr wirklich gut fließt und ob die Radler die eigens für sie gebaute Piste auch goutieren, lässt sich noch nicht sagen. Viele Ludwigsburger sind noch in den Ferien und zum Radeln ist es den meisten zu nass und zu kalt.

Die Feier soll noch steigen

„Wir werden das schon noch gebührend feiern“, versichert Baubürgermeister Michael Ilk, „und zwar im Frühjahr, sobald das Wetter besser ist.“ Das sei man schon dem Zuschussgeber Land schuldig, das etwa 400 000 Euro zum insgesamt 900 000 Euro teuren Radwegebau beigesteuert hat. Man darf ergänzen: Das wäre auch mit Blick auf das Ludwigsburger Verkehrskonzept eine angemessene Aktion, gilt doch der Radweg Marbacher Straße als Einstieg in ein Routenmodell, das den Umstieg auf das Bike endlich attraktiv machen soll.

Als nächste Etappe haben die Planer die Martin-Luther-Straße anvisiert. Wann jedoch konkrete Schritte eingeleitet werden, ist unklar. Vor allem, weil sich der schon 2014 beschlossene Bau des etwa zwei Kilometer langen Radwegs in der Marbacher Straße als überaus schwierig erwiesen hat.

Zu steil und zu gefährlich?

Bis zuletzt hatten die Projektkritiker im Gemeinderat versucht, den Radwegebeschluss doch noch zu kippen und alles beim alten zu lassen. Ihre Sorge galt und gilt dem Autofahrer: Da die abschnittweise zweispurige Marbacher Straße auf jeweils eine Fahrspur schrumpfen musste, um Platz für die Radler zu schaffen, befürchteten vor allem Räte der Freien Wähler und der CDU, dass dies nur weitere Staus zwischen Neckarweihingen und der Stadtmitte produziere. Im übrigen sei das so konzipierte Angebot für Radler wenig attraktiv, weil die Straßenführung zu steil sei und die Radler sich stets in Konkurrenz zu Autos und Omnibussen befänden.

Ob die Kritiker recht behalten werden, müssen die nächsten Wochen zeigen. Die Stadtverwaltung hatte diese Einwände jedoch stets mit Verweis auf Gutachten von Verkehrsexperten gekontert. Nach Ansicht der Gutachter wird der auf eine Spur zurück gedrängte Autoverkehr eher besser als schlechter fließen, da das Einfädeln auf halber Strecke, das in der bisherigen Straßenführung Staus verursacht hat, wegfalle. Im übrigen hätten Radler und Busse auch da, wo sie sich vorübergehend die Fahrbahn teilen müssten, genug Platz, um aneinander vorbei zu kommen.

Modellfall Marbacher Straße

Als der Gemeinderat 2014 das Radroutenkonzept im Grundsatz beschlossen hat, war auch klar, dass Route nicht gleich Radweg ist. Das heißt: Nicht alle ausgewählten Achsen müssen auch über ihre volle Länge hin Radspuren bekommen. Stattdessen soll das Miteinander der verschiedenen Fahrzeuge so gut aufeinander abgestimmt werden, dass die Radler auf diesen Strecken nicht gefährdet sind.

Der Marbacher Straße war die Vorreiterrolle zugeteilt worden, weil die Experten der Ansicht waren, dass hier mit relativ wenigen Eingriffen und eher geringem Budget ein Radweg gebaut werden kann. Am Ende waren zu den schon erwähnten politischen Hindernissen aber auch noch organisatorische gekommen: Zum einen gab es Abstimmungsprobleme mit den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB), die die Baustelle nutzten, um Leitungen zu erneuern. Zum anderen sorgten Probleme bei der Sanierung der maroden Neckarbrücke für monatelange Verzögerungen: Diese Arbeiten fielen zwar ausschließlich in die Verantwortung des Stuttgarter Regierungspräsidiums, aber der Radwegebau musste darauf abgestimmt werden.

Der Stadtteil ist noch nicht zufrieden

Selbst wenn sich in den nächsten Wochen die Hoffnungen der Stadtverwaltung und der Radwegeinitiative erfüllen, also Staus ausbleiben und die Radspuren rege genutzt werden, bliebe doch weiterhin ein deutliches Grummeln aus Richtung Neckarweihingen vernehmbar: Die Stadtteilbewohner möchten einen sogenannten Südknoten – ein Drehkreuz, das unnötigen Verkehr aus dem Teilort heraushalten soll. Viele hatten gehofft, dass ihr schon lang gehegter Wunsch im Zuge von Radwegebau und Brückensanierung endlich in Erfüllung ginge. Zumal sie eineinhalb Jahre lang – so lange dauerte es bis zur Fertigstellung des Radwegs – Baustellen vor der Haustüre ertragen mussten.

Groß wie eine Autobahnkreuz

Ilk hält die Pläne für überdimensioniert. „Das wäre ja wie ein Autobahnkreuz“, sagt der Baubürgermeister. Stattdessen glaubt er, man könne den lästigen Durchgangsverkehr mit gezielter Ampelsteuerung aussperren. Vorerst also wird es nichts mit dem Südknoten. In den nächsten Jahren wird es nicht einmal das Geld für ein Gutachten geben, das über Sinn oder Unsinn des Projektes Aufschluss geben könnte.