Vier Niederlagen aus den letzten fünf Zweitliga-Partien gab es für den VfB Stuttgart – doch das bringt Trainer Tim Walter nicht aus der Fassung. Der Coach legte in der SWR-Sendung „Sport im Dritten“ einen routinierten Auftritt hin und verriet dabei, wieso er kein stiller Vertreter seines Faches ist.
Stuttgart - Da hat Tim Walter nicht zu viel verraten, vielmehr: Eigentlich nur das bestätigt, was die Anhänger des VfB Stuttgart längst wissen. „Ja, ich bin sehr emotional und gerade heraus“, sagte der Trainer des Fußball-Zweitligisten am Sonntagabend in der SWR-Sendung „Sport im Dritten.“ „Ich lasse mich diesbezüglich auch nicht verbiegen.“ Schon als Spieler war der 44-Jährige keiner, der sich den Mund hat verbieten lassen – auch nicht vom Schiedsrichter. Die eine oder andere Gelb-Rote Karte hatte sich Walter seinerzeit schon eingehandelt. „Es ging da meist ums Meckern“, verriet er und betonte: „Rot habe ich nie gesehen, und bislang auch als Trainer nicht.“ Tim Walter will Engagement und Leidenschaft vorleben, er lebt es vor. „Die Spieler sollen sehen, dass da ein Verrückter an der Linie steht, der für sie brennt.“
Tim Walter, adrett in weißem Hemd, grauer Hose und weißen Sneakern, plauderte ungezwungen mit dem Moderator, auch als die Frage zwangsläufig auch auf die Pleitenserie des VfB kam – in den letzten fünf Zweitliga-Partien zogen die Stuttgarter viermal den Kürzeren, obwohl sich das Team eine Vielzahl von Torchancen erarbeitet hatte. Jedoch die wenigsten wurden genutzt. Ein Kopfproblem? Nein, verteidigte der Trainer seine Schützlinge. „Es fehlt die Erfahrung in den Abschlusssituationen“, sagte der gebürtige Badener (Bruchsal), „wir versuchen es im Training, solche Situationen herbeizuführen – aber es gelingt im Spiel nicht.“ 212 Torschüsse hat der VfB in dieser Saison bereits abgegeben, rechnete der SWR vor, was Platz eins in der Liga bedeutet. Dagegen belegen die Stuttgarter in der Chancenverwertung allgemein und in der Verwertung der Großchancen lediglich jeweils den elften Platz in der Liga. Zu wenig für einen Aufstiegsaspiranten. Dabei verteidigte Tim Walter den oft glücklosen Stürmer Nicolas Gonzalez, dessen Torquote deutlich besser sein könnte („das Positive ist doch, dass er immer wieder in solche Situationen kommt. Er braucht Erfahrung“), und er betonte, dass auch Altstar Mario Gomez nicht auf dem Abstellgleis stehe: „Ich gehe nach Trainingseinheiten. Wenn er im Training gut auftritt, bekommt er auch eine Chance im Spiel.“ Allerdings: Ein wirkliches Bekenntnis zum Ex-Nationalspieler hört sich anders an.
Tim Walter absolviert im SWR-Studio einen routinierten, souveränen Auftritt, er lässt auch durch provokante Fragen („Hat der VfB nicht den besten Kader der Liga?“) aus der Reserve locken, er scheut den verbalen Zweikampf und weicht lieber aus: „Es fehlt Fortüne im Abschluss, das hat auch mit Qualität zu tun.“ Nicht einmal das bevorstehende Derby gegen den Erzrivalen Karlsruher SC am 24. November weckt ein leidenschaftliches Statement des Mannes, der von 2013 bis 2015 als Jugendtrainer in Karlsruhe gearbeitet hat. „Ich bin mir der Brisanz des Spiel bewusst“, sagte der VfB-Coach, „ich will aber ohnehin jedes Spiel gewinnen, ganz egal, wie der Gegner heißt.“ Tim Walter bleibt locker, gelassen und emotionsgebremst – das wird beim schwäbisch-badischen Derby aber ganz anders werden, dann wird Tim Walter wieder als „Verrückter an der Linie“ auftreten und sein Team nach vor treiben.