Brigitte Bardot überschüttete der Frauenheld einst mit Rosen, seine Feste waren legendär.

München - Gunter Sachs hat das gleiche getan wie sein Vater. Wie der Fichtel & Sachs-Konsul Willy Sachs erschoss sich in der Nacht zum Samstag der ewige Playboy selbst mit einer Waffe. Er war nur mit dem Hauspersonal in seinem Chalet in Gstaad. Sein Sekretär fand ihn. Gunter Sachs hatte sich mit Ehefrau Mirja und dem Junior über Ostern in seinem Haus in Palm Springs aufgehalten. Der Bonvivant, in dessen Gesicht das sorgenfreie süße Leben zu abzulesen war, flog früher mit Sohn Halifax zurück. Der Sohn war nicht dabei, als der Vater seinem turbulenten Leben überraschend ein Ende setzte.

Gunter Sachs war krank „auswegslos krank“, wie er selbst schrieb. Finanziell plagten ihn keine Sorgen, aber sein Geld hilft ihm nichts gegen Alzheimer. Als Mann mit dem guten Herzen sponserte er Zeit seines Lebens in Not geratene Menschen. Auch mir stand er wie Prinz Eisenherz zur Seite.

Bilderstrecke: Gunter Sachs - Sein Leben, seine Frauen, seine Kunst

 In letzter Zeit sah er wieder besser aus. Vor rund zwei Jahren hatte sich sein Freundeskreis allerdings Sorgen um seine Gesundheit gemacht.

Als ich ihn beim Geburtstag seines Freundes Gebi Götsch auf einer Alm in Ellmau traf, sah es um Gunter, der gerade aus Moskau gekommen war, nicht rosig aus. Mit Arztwechsel und neuer Therapie war der scheinbar unverwüstliche Gunter bald wieder der Alte. Er saß vergnügt an seinem bevorzugten Chauffeurtisch in Käfers Schänke und ließ sich Rühreier mit Trüffel schmecken.

Der Sachs-Clan steht unter Schock

Von seinen 26 Wohnsitzen, verstreut über die ganze Welt, zählte München zu seinen bevorzugten Spielplätzen - an der Mauerkircherstraße stand sein Bürohaus, in Heimstetten sein Kreativ-Center in Form eines der bestausgestatteten Fotostudios der Welt.

Bis zur Stunde steht der Sachs-Clan unter Schock. Am Sonntag verständigte der in London lebende Sohn Rolf den engsten Freundeskreis.

Der Mann aus der fränkischen Provinz war die perfekte Symbiose aus Ladykiller und Gentleman. Sehr viel Geld und auch die satten Gewinne in Spielbanken (seine Glückszahl war die 14) gab er für die Kunst aus. Ins internationale Rampenlicht trat er Anfang der 60er Jahre, als er mit Ex-Kaiserin Soraya in den In-Discos von München, Paris und London unterwegs war. Der Coup seines Lebens war die Liaison mit Brigitte Bardot.

Wie Sachs den Franzosen ihr schönstes Mädchen wegnahm

Der stürmische Deutsche, der wie Marlon Brando auf heißen Motorrädern durch die Gassen von St. Tropez und auf freier Strecke mit 220 km/h ohne Helm durch die Gegend brauste, nahm den Franzosen ihr schönstes Mädchen weg. Dafür setzte er alle Waffen eines Playboys ein. Nach einer Wette mit Spezis, das von Millionen angehimmelte Sexsymbol zu erlegen, flog er mit dem Helikopter über ihr Strandhaus Madrague und ließ Rosen regnen. Wenig später entführte er die Schöne nach München und verbrachte auf dem Sachs'schen Jagdsitz Rechenau bei Rosenheim heiße Liebesnächte.

Diese internationale Romanze war mir deshalb nicht entgangen, weil mich ein Zöllner vom Flughafen München-Riem diskret informierte, als er die Pässe von Gunter und Brigitte abstempelte. Nach großem Feuerwerk in den Bergen und einem Ball mit bayerischer Big Band präsentierte Gunter seine Wett-Trophäe den Freunden in St. Tropez und fuhr in seinem Riva-Motorboot mit ihr ins nächtliche Meer hinaus. Über ihm ein sternenklarer Himmel und neben ihm der Stern der internationalen Frauenwelt.

"Ich bin am Boden zerstört“

Kurze Zeit später flogen beide nach Las Vegas und heirateten am 14. Juni 1966. Die Ehe dauerte drei Jahre. Die beiden lebten nie zusammen. Sie verließ ihr Pariser Dach-Appartement in der Avenue Paul Daumier so wenig wie er seine Luxuswohnung in der Avenue Foch.

Auch nach der Scheidung 1969 hatten die beiden Kontakt: „Ich bin am Boden zerstört“, soll die Bardot auf die Todesnachricht gesagt haben. Ruhe ins unstete Leben brachte die schöne Schwedin Mirja Larsson. Hochzeit war noch 1969, sie schenkte ihm die Söhne Cri Cri und Halifax. Gunters Partys waren die schönsten. Wie es sich für einen Geldadeligen, einen Fichtel & Sachs-Erben gehört, besaß er in St. Tropez ein Hill- und ein Beachhouse.

Direkt am Wasser standen prunkvolle marokkanische Zelte den Gästen zur Verfügung. Legendär waren dort seine weißen Feste wie auch in seinem Fotostudio in München. Wer da drin war, war in. Bei seiner Housewarming-Party in London in der Nähe der Kings Road gab er einen besonders spektakulären Abend. Jeder Menügang wurde von einer anderen, zu dieser Zeit in London gastierenden Theatergruppe serviert. Das Entree zum Beispiel vom Ensemble der Rocky Horror Picture Show, dessen Damen mit Straps und schwarzen Strümpfen das Süppchen servierten. Gast Lilly Palmer kam aus dem Staunen nicht heraus. 

Der Playboy als Bodyguard

 Viele Jahre war Gunter Sachs das personifizierte Wahrzeichen des Winter-Luxusorts Sankt Moritz. Er bewohnte den berühmten Turm in Palace Hotel, den er mit millionenteuren Kunstwerken ausgestattet hatte und den er erst verließ, als die Miete selbst für den studierten Mathematiker am Polytechnikum von Lausanne zu teuer wurde. Ein Denkmal im Nachtleben setzte sich Gunter mit dem exklusiven „Dracula“-Club in St. Moritz, wo er auch zu den harten Männern des Skeleton gehörte, die todesmutig den Eiskanal hinunterschossen. Einmal stellte Sexy-Sachs, wie er zu dieser Zeit genannt wurde, den Bahnrekord auf.

Dunkelblauer Blazer, weiße Jeans

Sein persönliches Outfit bestand aus dunkelblauem Blazer und weißer Jeans, die er selbst beim Schwimmen nicht auszog. Er vertrat stets die Ansicht, dass ein Mann in kurzen Hosen kein Mann sei. Seine Stimme klang markig wie der Motor eines Thunderbirds. Ich sah ihn nie rauchen, und seit er mit Mirja in der Society unterwegs war, mied er Nachtlokale.

Einmal allerdings ging er mit mir und Fotomodell Karin Feddersen in Brigitte Stocks „Why not“ in München. Dabei bewies der Playboy auch Bodyguard-Fähigkeiten. Der DJ stand vor mir und wollte mich verprügeln. Da griff Gunter ein und drängte ihn ab. Bei Sachsens wird nicht geschlägert. Am Freitag soll der große Gunter Sachs im engsten Familienkreis in Gstaad beigesetzt werden.

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