David Garrett als Niccolò Paganini. Foto: Universum

Im Kinofilm „Der Teufelsgeiger“ agiert David Garrett als Geigenvirtuose Niccolò Paganini.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Der Teufelsgeiger"

Stuttgart - Er geigt wie der Teufel: unglaublich schnell und überirdisch schön. Die Frauen liegen ihm nicht nur zu Füßen, sondern auch an der Seite. Erfolg macht erotisch. Und einsam. Der Vater hat den hochbegabten Sohn zum Instrument geprügelt. „Ihr seid nicht der Geiger, der Ihr zu sein vorgebt“, spricht gestelzt die Tochter des englischen Impresarios, in die sich der Virtuose verliebt hat. „Wer seid Ihr wirklich?“, fragt sie später.

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Die Antwort enthüllt: nichts. „Ich lebe durch Musik“, sagt Niccolò Paganini. Nein, David Garrett sagt das. In „Der Teufelsgeiger“ verschmelzen die beiden Stargeiger des 19. und des 21. Jahrhunderts zu einer einzigen Kunstfigur. Biografische Parallelen gibt es ja, und auch bei den Mechanismen des Musikmarkts finden sich überraschende Ähnlichkeiten. Vor allem aber möchte der Deutsch-Amerikaner David Christian Bongartz alias David Garrett in Paganini (1782–1840), Mythos des romantischen Virtuosenzeitalters, sein Spiegelbild sehen.

Deshalb lässt er, während rund um die reich kostümierte Kunst Schwaden von Nebel oder Staub durch Londons Straßen wabern, die Kamera ganz nah an sich heran: Sie umkreist und umschmeichelt die Virtuosenposen, sie zoomt auf die schnellen Finger. Ein Zeitgenosse Paganinis berichtete, wie dieser, als drei der vier Geigensaiten rissen, ein Bravourstück auf einer einzigen zu Ende spielte, und das tut Garrett hier auch. So viel Klischee muss sein – mindestens.

Es ist ein Traum, der in diesem Film wahr wird – für den heute 33-Jährigen, für seine Fans und für sein umtriebiges Management. Entsprechend wird das Publikum sein, das „Der Teufelsgeiger“ anzieht, und als Promotion-Film für David Garrett taugt der Streifen exzellent; als Biografie allerdings nur bedingt. Den an Tuberkulose, an den Folgen einer Vergiftung und an Syphilis elend dahinsiechenden Paganini ersetzt der Film durch einen Rockstar mit Sonnenbrille (im Bett auch gerne mit Designer-Unterwäsche), der gut Geige, aber nicht schauspielt – und der ein kaum akzeptabler Sprecher ist.

Man hätte synchronisieren müssen oder den „Teufelsgeiger“ noch mehr Musical-Film sein lassen, als er ohnehin schon ist – auch wegen eines wunderschönen Filmmusik-Songs, der lange im Ohr bleibt. Die CD zum Film („Garrett vs. Paganini“) ist schon erschienen und macht auf dem Weg zwischen den beiden Fixsternen am Geigerhimmel sogar noch bei Franz Liszt und Frédéric Chopin halt. Liszts Bearbeitung von Schuberts „Erlkönig“, dramatisch aufgeraut von David Garrett, ist ein Meisterstück. Auch die Orchesterbearbeitungen von Paganinis Stücken sind gut gearbeitet und ebenfalls von Garrett selbst. „Talent“, sagt der teuflische Manager im Film zu Paganini, „habt Ihr im Überfluss. Was Euch fehlt, ist die Geschichte.“ Hier ist sie. Bitte sehr, David!

„Der Teufelsgeiger“ ist ab 6 Jahren freigegeben und läuft von diesem Donnerstag an in ausgesuchten Kinos. In Stuttgart im Cinemaxx (City) und im Metropol 2.

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