Bei einer Demo des linken Gewerkschaftsbundes CGT machen die Gegner des neu gewählten Präsidenten ihrem Ärger über Macrons Pläne zur Arbeitsmarktreform Luft. Foto: Getty Images Europe

Am Tag nach seiner Wahl gibt es für Frankreichs neuen Präsidenten nicht viel zu feiern. Denn die Spitzenpolitiker der Republikaner wollen die Machtverhältnisse bei den Parlamentswahlen in wenigen Wochen wieder zurechtrücken.

Paris - Zumindest steht er nicht im Regen. Für einen Augenblick ist sogar die Sonne durch die Wolkendecke gebrochen. Frankreichs neuer Präsident schließt kurz die Augen, scheint in sich zu versinken. Emmanuel Macron kann sich das leisten. Er hat am Tag nach seiner Wahl zum neuen französischen Staatspräsidenten hier noch nicht das Wort zu ergreifen. Soweit Gewichtiges zu sagen ist an diesem Montag, an dem die Franzosen des Ende des Zweiten Weltkriegs gedenken und des Sieges über Nazi-Deutschland, steht François Hollande in der Pflicht. Noch ist der Sozialist schließlich im Amt.

Bei der Zeremonie, zu der sich alljährlich am 8. Mai Spitzenpolitiker und hohe Militärs am Pariser Triumphbogen einfinden, ist Hollande noch einmal der offizielle Hauptdarsteller. Am Sonntag erst soll sich das ändern. Macron wird die Treppen zum Élysée-Palast hinaufsteigen, wo er sich für die nächsten fünf Jahre häuslich einrichten will. Und Hollande, der ihn dort so oft empfangen hat, wird sich anderswo einquartieren müssen. Als Berater war Macron im Élysée-Palast von 2012 an ein- und ausgegangen, bis Ende August vergangenen Jahres dann als Wirtschaftsminister. Ob es Gedanken dieser Art sind, die dem 39-Jährigen durch den Kopf gehen?

Hollande zeigt Erleichterung, Macron staatsmännischen Ernst

Im üblichen Outfit ist er erschienen: nachtblauer Anzug, nachtblaue Krawatte, weißes Hemd. Ob bei den letzten Wahlkampfveranstaltungen oder am Sonntagabend bei den Feiern vor der Pyramide des Pariser Louvre: Die Garderobe war stets dieselbe. Neben seinem ein paar Zentimeter kleineren Mentor steht Macron. Während aus Hollandes Mienenspiel Erleichterung über die Rückkehr ins Privatleben spricht, sind die Züge des jungen Nachfolgers von staatsmännischem Ernst gezeichnet. Die Festtagsstimmung vom Vorabend, als er vor dem Louvre – begleitet von seiner Frau Brigitte und deren Kindern und Enkeln – vor Tausenden von Anhängern den Wahlsieg auskostete, ist verflogen. In väterlicher Geste legt Hollande den Arm um Macron. Dem Nachfolger dürfte das nicht nur angenehm sein.

Den Tag nach der Wahl auf Tuchfühlung mit dem Mann zu verbringen, der es zum mit Abstand unbeliebtesten Präsidenten der Franzosen gebracht hat, ist für den selbst ernannten radikalen Erneuerer des politischen Lebens wenig ratsam. Genauso wenig dürfte dem neuen Präsidenten behagen, was er zu sehen bekommt, wenn er zur Seite blickt: Ex-Präsident Nicolas Sarkozy und Senatspräsident Gérard Larcher haben sich dort ins Spalier der Spitzenpolitiker eingereiht. Beide verfolgen die Zeremonie nicht nur mit ernster, sondern auch mit grimmiger Miene.