Der Regisseur Dani Levy führt eine typisch schweizerische Geste vor. Foto: Getty

Die Kritiker priesen die „Tatort“-Folge „Die Musik stirbt zuletzt“ schon vorab. Die Einschaltquote dagegen war äußerst mau: eine der schwächsten je beim „Tatort“. Der Regisseur Dani Levy ist Auf und Ab gewohnt.

Stuttgart - Er hat mal das wahrscheinlich höchste Lob bekommen, das im deutschen Kino möglich ist: Dem Regisseur, Autor und Schauspieler Dani Levy sei die „Wiederbelebung des deutsch-jüdischen Lustspiels“ gelungen, lobte die Jury, die Levy für seine Komödie „Alles auf Zucker!“ im Jahr 2005 den Ernst-Lubitsch-Preis verlieh. Dass seine folgenden Filme nicht an diesen Erfolg anknüpfen konnten, war wohl mit dafür verantwortlich, dass der 1957 in Basel als Sohn einer emigrierten deutsch-jüdischen Familie geborene Regisseur sich dem Fernsehen zuwandte und die Schweizer „Tatort“-Folge„Schmutziger Donnerstag“ drehte. Nun hat Levy dieser Landläufer-Reihe am Sonntag einen ihrer ungewöhnlichsten Krimis je beschert: die Echtzeit-Folge „Die Musik stirbt zuletzt“.

Interessanterweise ist Levy Autodidakt in einem deutschen Filmgeschäft, das mit immer mehr Filmhochschulen auf immer mehr Professionalismus setzt. Nach dem Abitur ist er als Akrobat und Clown im Basler Jugend-Zirkus Basilisk aufgetreten. Danach hat er sich zwei Jahre mit kaum Geld in der Tasche in den USA aufgehalten, kehrte 1980 nach Berlin zurück und fand dort über die Regisseurin und Schauspielerin Anja Franke, mit der er einige Jahre zusammenlebte, Anschluss an die Film- und Theaterwelt.

Hoch hinauf, tief hinab

1986 drehte Levy mit „Du mich auch“ seine erste Komödie, die ein kleiner Indie-Erfolg wurde, 1989 folgte „RobbyKallePaul“, eine der archetypischen WG-Komödien jener Jahre, in denen das deutsche Kino zu flotter Unterhaltsamkeit zurück wollte. 1994 wurde Levy dann Mitbegründer einer der von nun an wichtigsten deutschen Filmproduktionsfirmen, X-Filme. Seine Partner bei dem Vorhaben waren die Regisseure Tom Tykwer und Wolfgang Becker sowie der Produzent Stefan Arndt.

Tykwer konnte dann etwa mit „Lola rennt“ (1998) und Becker mit „Good Bye, Lenin!“ (2003) einen Hit bei Publikum und Kritik landen, Levy zog mit „Alles auf Zucker!“ 2004 nach, der über eine Million Kinogänger lockte. Mit Henry Hübchen in der Hauptrolle erzählt diese Komödie vom jüdischen Leben im heutigen Deutschland. Für „Die Welt der Wunderlichs“ dagegen wurden 2016 nur knapp 46 000 Kinokarten gelöst. Es ging bei ihm hoch hinauf, dann tief hinab.

Dass viele Kritiker den Luzern-„Tatort“ in höchsten Tönen loben, wird Levy freuen. Über die Quote wird er weniger begeistert sein: Nur 4,79 Millionen Zuschauer (17,5 Prozent Marktanteil) haben den in einer einzigen Kamerafahrt gedrehten Film angeschaut. Ein gut angenommener „Tatort“ erreicht um die neun, manchmal auch deutlich über zehn Millionen Zuschauer. Der in jüngerer Zeit schwächste „Tatort“ war der zuvor als Kinofilm gestartete „Off Duty“ mit Til Schweiger, den 5,34 Millionen Zuschauer gesehen hatten.