Max Eberl (im Bild) verlässt die Showbühne Bundesliga – für den sportpsychologischen Berater Mirko Irion ist dies der richtige Entschluss. Foto: imago images/Sven Simon

Der sportpsychologische Berater Mirko Irion beglückwünscht Max Eberl zu seinem freiwilligen Abschied – und empfiehlt ihm eine zeitlang großen Abstand vom Fußball.

Stuttgart - Herr Irion, wie ordnen Sie den Abschied von Max Eberl ein?

Er war hochemotional und sehr authentisch. Vielleicht hätte Max Eberl ein bisschen mehr Abstand gutgetan, damit sich seine emotionale Erregung ein wenig legen kann. Aber es gibt ja eine öffentliche Erwartungshaltung, dass er sich erklärt. Insofern war sein Auftritt sehr offen und mutig.

Hat Max Eberl mit seinem Entschluss, die Reißleine zu ziehen, am Ende Schlimmeres verhindert?

Wenn jemand so für ein Thema brennt wie Max Eberl für den Fußball, dann erfolgt so ein Schritt nicht zu früh – sondern hoffentlich früh genug. Es ist aber auf mehreren Ebenen anspruchsvoll, aus so einer Lage herauszukommen. Also ist es nicht allein damit getan, den Job zu beenden. Es sollte für ihn ab diesem Zeitpunkt besser werden – doch eine Genesung kann lange dauern.

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Max Eberl hat gesagt, er habe den Verein über Jahre getragen. Ist der Druck im Spitzensport am Ende zu groß?

Gerade Menschen wie ihn, die wirklich alles geben, muss man im besonderen Ausmaß schützen. Gerade im Spitzensport kann man beliebig viel Gas geben – da bedarf es auch eines Schutzmechanismus. Vor vier Jahren war in Gladbach ja eine Doppelspitze in der sportlichen Leitung im Gespräch. Vielleicht hätte der Club in diesem Moment mit Eberl jemanden schützen müssen, der gar nicht geschützt werden will.

Das setzt allerdings voraus, dass das Umfeld von den Problemen weiß.

Daher müssen die Vereine hier sehr einfühlsam handeln, denn sie haben eine soziale Verantwortung. Der Betroffene weiß nicht, dass er betroffen ist. Ich habe oft das Gefühl: Wenn einer alles gibt, dann ist das schon gut so – und man schaut zu, wie er sich über Jahre übernimmt. Auch Max Eberl hat wie viele Topmanager zunächst gesagt: Ich kriege das alleine geregelt. Das geht aber langfristig betrachtet oft auf die psychische Gesundheit.

Eberl hat gesagt, er könne immer nur hundert Prozent geben. Ein Fehler?

Wenn diese Einstellung des Ganz oder Gar nicht eines Perfektionisten wie Eberl keinen Deckel hat, stellt sich die Frage: Wann ist man gut genug? Ich kann immer noch eine Schippe drauflegen. Das ist ein Problem.

Was wünschen Sie Max Eberl?

Er sollte sich Zeit und Unterstützung nehmen, das Thema Fußball ganz beiseite schieben. Vor allem, um die Dinge zu finden, die ihn selbst als Menschen ausmachen.