Unbewegt vor Gericht: Berrin T. (Mitte) und Christian L. mit seiner Anwältin (links). Foto: AFP

Die Verlesung der Anklageschrift dauerte Stunden, die Details sind von monströser Grausamkeit. Der Prozess gegen die Mutter des vergewaltigten Jungen und ihren Freund gewährt Einblicke in eine Parallelwelt des Grauens.

Freiburg - Jede Zeile liest sie mit. Aufmerksam und vertieft. Berrin T. wirkt unbeteiligt, als sei das ein Krimi, dessen Spannung sie sich nicht entziehen kann – und nicht die Anklageschrift, in der sie selbst eine der beiden Hauptrollen spielt. Dabei dürfte der Frau jedes monströse Detail der Anklage bekannt sein. Die Anspannung im Saal ist groß, einige Angehörige weinen. Dreieinhalb Stunden dauert am Montag beim Prozessauftakt gegen die mutmaßlichen Haupttäter im Staufener Missbrauchsfall am Freiburger Landgericht die Verlesung der Anklage. Über hundert Seiten umfasst die Liste der Verbrechen, die Berrin T. und ihr einschlägig vorbestrafter Freund Christian L. – die sich in einem Tafelladen für Bedürftige kennenlernten – begangen haben (viele davon gut dokumentiert, weil von ihnen selbst fotografiert und gefilmt). „Bis auf ein paar Kleinigkeiten“ sei alles korrekt, sagt Christian L. später.